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Der Fall

Titel: Der Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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an. Es ist meine Schuld, dachte er. Ich hätte ihn da nicht mit reinziehen sollen. Als er den Blick abwandte, wünschte er, dass es eine Möglichkeit gäbe, die Ereignisse der letzten Wochen ungeschehen zu machen. Dass er den Fall abgeben, seine Frau beschützen und, was das wichtigste war, seinen Freund zurückholen könnte. Als er die jüngsten Geschehnisse noch einmal in seinem Kopf abspulte, machte er sich schwere Vorwürfe, dass er gestern Abend in Barrows Büro gegangen war. Das hätte er auf keinen Fall tun dürfen – Rafferty hatte ihm ganz deutlich zu verstehen gegeben, dass er ihn ständig im Auge behalten würde. Immer noch außerstande, in den Spiegel zu sehen, schloss Jared die Augen und ballte die Fäuste. Von einem Moment auf den anderen wurde aus tiefer Reue rasende Wut.
    Er öffnete die Augen. »Du blöder Idiot! Wie konntest du deinem Freund das antun?«, schrie er. Und dann holte er, ohne zu überlegen, aus und schlug mit der Faust gegen den Spiegel, dass die Scherben klirrend ins Waschbecken fielen. Das Blut floss ihm über den Unterarm bis zum Ellbogen, aber er stand völlig reglos da. Nach dem sinnlosen Wutausbruch ging es ihm keinen Deut besser. Er hatte weder seinen Schmerz gelindert noch seine Ängste zerstreut. Nur den Spiegel hatte er zerstört. Und einen kurzen, aber erlösenden Augenblick lang musste sich Jared Lynch nicht in die Augen sehen.
    Als Jared um fünf Uhr abends von der Arbeit nach Hause kam, war er fix und fertig. Er hatte die ganzen letzten sieben Stunden an seinem Schreibtisch gesessen, ohne irgendetwas zustande zu bringen. Daher widersprach er ausnahmsweise einmal nicht, als Kathleen schließlich sagte, er solle nach Hause gehen. Und als sie »nach Hause« sagte, war Jared klar, sie meinte damit nicht Pops Wohnung. Sie meinte zu Hause – sein Zuhause, Saras Zuhause, ihr gemeinsames Zuhause den einzigen Ort, an dem er sein wollte. Als er die Tür öffnete und die Wohnung betrat, rechnete er damit, sie leer vorzufinden. Doch zu seiner Überraschung war Sara bereits da.
    »Mein Gott, wie schrecklich, Jared!« Sie eilte ihm entgegen, um ihn in die Arme zu schließen.
    Er brach in Tränen aus, als er den Kopf auf ihre Schultern sinken ließ.
    »Ich bin ja da«, flüsterte Sara und strich ihm mit den Händen zärtlich über den Rücken.
    So blieb das Paar eng umschlungen stehen. Eine Minute lang waren alle Probleme vergessen. Dann bemerkte Sara den weißen Verband um Jareds Hand. »Was hast du mit deiner Hand gemacht?«, fragte sie.
    »Ach, nichts.« Jared löste sich aus ihrer Umarmung. »Es ist nicht weiter schlimm.«
    »Aber wie –«
    Um den Fragen seiner Frau auszuweichen, ging Jared in die Küche. »Ich habe mich mit einem Brieföffner geschnitten. Nichts Schlimmes.« Er schenkte sich ein Glas Rotwein ein und ging ins Schlafzimmer. Sara folgte ihm.
    Beim Betreten des Schlafzimmers merkte Sara, dass ihre Aktentasche offen auf dem Bett lag. So beiläufig wie möglich schloss sie sie und stellte sie auf den Boden.
    »Du traust mir tatsächlich nicht mehr, wie?«, sagte Jared, als ihm die Tränen in die Augen stiegen. »Sara, so etwas würde ich nie mehr tun. Ich weiß, du hast keinen Grund, mir zu glauben, aber ich schwöre dir, es ist die Wahrheit. Diese Mordanklage hat mich so überrascht, dass ich vermutlich in Panik geraten bin.«
    »Jared –«
    »Ich weiß, du willst nicht, dass ich schon wieder damit anfange, aber ich wusste einfach nicht, was ich sonst machen sollte. Ich … ich weiß nicht … ich … ich liebe dich, Sara.«
    »Ich liebe dich auch«, sagte sie. »Und ich kann es auch verstehen.«
    »Und dann diese Geschichte mit Lenny …«
    »Wirklich. Du brauchst nichts zu erklären. Ich weiß, was du sagen willst.«
    »Wirklich? Hast du dann auch nichts dagegen, wenn ich zurückkomme und –«
    »Jared, unser Freund wurde gerade ermordet – ich möchte auf keinen Fall, dass du allein in Pops Wohnung bist.«
    Er streckte die Arme aus, um sie zu umarmen.
    Als sie sich in die Arme schlossen, fügte Sara hinzu: »Hältst du mich wirklich für so herzlos, dass ich dich heute Nacht nicht hier bleiben ließe?«
    Jared wich zurück. »Was meinst du mit ›heute Nacht‹?«
    »Ich weiß nicht. Ich dachte nur, weil der Prozess jetzt bald beginnt …«
    Ohne ein weiteres Wort stürmte Jared zähneknirschend aus dem Schlafzimmer und schleuderte, als er an der Küche vorbeikam, das Weinglas in die Spüle, dass die Splitter in alle Richtungen flogen und der Rotwein durch den

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