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Der Fall

Titel: Der Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Raum spritzte.
    »Mist«, flüsterte Sara. Sie wollte ihn doch nur schützen. Wenn er nicht hier war, hatte der Kerl mit den eingefallenen Wangen eine Sache weniger, mit der er ihr drohen konnte. Sie rannte ihrem Mann hinterher und rief: »Jared, entschuldige! Das hätte ich nicht sagen sollen. Wenn du bleiben willst, kannst du das auch.«
    »Auf keinen Fall.« Er stapfte zur Wohnungstür.
    »Bitte – ich möchte wirklich, dass du bleibst.« Als er nicht antwortete, fügte sie hinzu: »Liebling, Ehrenwort. Ich möchte, dass du bleibst. Wirklich.«
    Jared blieb stehen und drehte sich um. »Wenn du wirklich wolltest, dass ich bleibe, hättest du das nie gesagt.«
    »Das stimmt nicht. Ich –«
    »Er ist tot!«, schrie Jared. »Lenny ist tot, und du machst dir immer noch wegen deiner Prozessunterlagen Gedanken! Ist dir eigentlich klar, wie krank das ist?«
    »Jared, bitte …«
    »Ich will nichts mehr hören. Ich bin bei Pop.« Er kehrte seiner Frau den Rücken zu und riss die Tür auf. »Und falls es dich interessiert – Lennys Schwester hat angerufen. Das Begräbnis ist morgen. Wenn du also auch noch für andere Dinge Zeit hast, wäre es schön, wenn du kämst.«
    »Natürlich werde ich kommen.«
    »Na, wunderbar. Dann bis morgen.« Ohne sich umzusehen, stürmte Jared nach draußen und warf die Tür hinter sich zu.
    »Langsam habe ich die Schnauze voll«, sagte Kozlow, als er dem Ende von Saras und Jareds Wortwechsel zuhörte. »Sie macht uns nur Scherereien. Bringen wir sie um, und der Fall ist erledigt.«
    »Sind Sie wirklich so blöd?«, fragte Rafferty, der am Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer saß. »Sara Tate ist mein bester Trumpf. Ohne sie habe ich nichts, womit ich auf Jared Druck ausüben kann.«
    »Wen interessiert schon Jared? Wenn er nicht in der Wohnung ist, nützt er uns nichts. Ich denke, wir gehen noch mal zu Stockwell und sagen ihm, er soll –«
    »Kein Wort mehr von Victor! Ich habe Ihnen schon zigmal gesagt, dass er mit dem Fall nichts mehr zu tun haben will. Also kommen Sie nicht ständig wieder damit an.«
    »Ich will ja nur sagen, dass Jared in letzter Zeit nicht viel gemacht hat, um –«
    »Hören Sie mir eigentlich zu?«, schrie Rafferty. »Ich habe gesagt, ich will nichts mehr davon hören!«
    Blitzschnell langte Kozlow über den Schreibtisch und packte Rafferty am linken Ohr. Und als er ihn daran auf sich zu zog, zischte er: »Wie oft muss ich Ihnen noch sagen, Sie sollen mich nicht anschreien? Das mag ich nicht.«
    »Lassen Sie mich los«, verlangte Rafferty. Als Kozlow seiner Aufforderung nachkam, sagte er: »Was ist eigentlich los mit Ihnen?«
    »Nichts«, sagte Kozlow. »Ich mag es bloß nicht, wenn jemand so mit mir redet.«
    »Das habe ich inzwischen gemerkt.« Rafferty fand langsam seine Beherrschung wieder und strich sich mit der Hand übers Haar. Wenn das hier erledigt war, würde er sich Kozlow vornehmen.
    »Sie glauben also, wenn wir gewinnen wollen, sollten wir weiter auf Jared setzen«, sagte Kozlow.
    »Richtig«, sagte Rafferty. »Sie haben es erfasst.«
    Sara saß in ihrer leeren Wohnung und versuchte sich sein Gesicht vorzustellen. Sie war mindestens fünf Jahre mit Lenny befreundet gewesen, aber aus Erfahrung wusste sie, dass man die simpelsten Dinge oft am schnellsten vergaß. In ein paar Wochen würden ihre lebhaften Erinnerungen an sein Äußeres zu verblassen beginnen. Sie würde nie vergessen, wie er als Mensch und als Detektiv gewesen war, aber die Künstlerin in Sara wollte etwas Bleibenderes von ihm behalten. Sicher, sie könnte sich immer alte Fotos ansehen, aber das wäre nicht dasselbe. Sie wollte sich erinnern, wie er sich bewegte, wie er mit seinen kurzen, dicken Fingern gestikulierte und wie sich seine Schultern hoben und senkten, wenn er lachte. Das war es, was sie in Erinnerung behalten wollte, und das war es, was sie die nächsten zwei Stunden zu tun versuchte.
    Ausgelaugt von ihren Bemühungen, wärmte Sara ein paar übrig gebliebene Nudeln auf, die sie, an der Küchentheke stehend, gleich aus der Schüssel aß. Dann leerte sie, um sich mit etwas weniger Belastendem zu beschäftigen, den Wäschekorb in den roten Wäschesack und machte sich damit auf den Weg in den Waschraum im Keller. Sie schleifte den Sack die Treppe hinunter, und nachdem sie durch die Eingangstür nach draußen gegangen war, zog sie den Schlüsselbund heraus und öffnete das schwarze Metallgitter, das zur Kellertür führte. Nachdem sie das Gitter wieder hinter sich geschlossen

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