Der Fall
ein Dieb!«
»Wenigstens bin ich keine Hure!«
Sara holte aus und schlug Jared ins Gesicht.
Jared hielt sich die Wange und starrte seine Frau an. Und er sah etwas, das er bis dahin nicht gesehen hatte. »Das hättest du nicht tun sollen, Sara! Jetzt hast du alles kaputt gemacht.«
»Jared, so glaub mir doch! Wir haben uns nie –« Doch bevor sie zu Ende sprechen konnte, stürmte Jared zur Tür. »Bitte … hör mir doch erst mal zu.« Sie bekam ihn am Arm zu fassen. »Es tut mir Leid.«
»Dafür ist es jetzt zu spät. Lass mich los.« Er versuchte sich loszureißen, aber Sara ließ ihn nicht los. »Du sollst mich loslassen, habe ich gesagt!«, schrie er sie an. »Jetzt ist Schluss!« Er riss sich so heftig los, dass Sara gegen einen Aktenschrank geschleudert wurde.
Im selben Moment flog die Tür des Büros auf, und Moore stürmte herein. »Was zum Teufel machen Sie hier?«, fragte er Jared.
Wortlos holte Jared aus und schlug nach Moore. Doch der wich dem Schlag mühelos aus, packte Jareds Arm, drehte ihn ihm blitzschnell auf den Rücken und drückte ihn mit dem Gesicht nach unten auf Saras Schreibtisch.
»Lassen Sie mich auf der Stelle los«, verlangte Jared, während draußen auf dem Gang bereits Leute zusammenliefen.
»Conrad, lass ihn los«, sagte Sara.
Moore kam ihrer Aufforderung nach und sagte: »Versuchen Sie bloß nicht, mich noch mal zu schlagen! Das nächste Mal breche ich Ihnen den Arm.«
»Nächstes Mal treffe ich«, warnte Jared.
»Das werden wir ja sehen.«
Mit einem letzten Blick auf seine Frau zwängte sich Jared zwischen den Schaulustigen hindurch und entfernte sich in Richtung Lift.
»Was sollte das denn?«, wandte Moore sich an Sara.
»Ach, nichts«, murmelte sie. »Es geht schon wieder.«
»Ich wollte nicht wissen, wie es dir geht. Ich habe gefragt –«
»Das gibt sich schon wieder.« Sie wandte sich von Moore ab. »Ich werd’s überleben.«
Jared verließ das Gebäude und ging zur U-Bahn-Station Franklin Street. Als er dort die Treppe hinunterrannte, konnte er das Rumpeln der einfahrenden U-Bahn hören. Er war gerade durch die Sperre, als der leise Glocken ton ertönte, der das Schließen der Türen ankündigte. Er spurtete los. »Warten Sie!«, rief er einem der U-Bahn-Fahrer zu, der aus einem Fenster lehnte. Aber die Türen schlossen sich schon vor seiner Nase.
»Mensch!«, schrie er und drosch gegen die Tür. »Mach schon auf!«
Die Türen blieben zu.
»Bitte!«, brüllte er. Er zwängte die Finger zwischen die Gummidichtungen der Türen und versuchte sie aufzuziehen. Sie blieben zu.
»Nein!«, protestierte er und hieb noch einmal mit den Fäusten gegen die Tür. Und als die U-Bahn langsam losfuhr, begann Jared in der Hoffnung, doch noch mitzukommen, neben ihr herzurennen. »Nicht!«, schrie er. »Nicht wegfahren!« Doch die U-Bahn fuhr einfach weiter und beschleunigte. Jared brach in Tränen aus. Es hatte keinen Sinn. Er konnte sie nicht aufhalten. Wenige Augenblicke später war sie verschwunden und Jared stand auf dem Bahnsteig. Allein.
Eine halbe Stunde nachdem Jared gegangen war, rief Sara im Büro ihres Mannes an. »Ist er schon zurück?«, fragte sie Kathleen.
»Nein«, sagte Kathleen. »Aber ich werde ihm ausrichten, dass Sie angerufen haben.«
Fünfzehn Minuten später rief Sara noch einmal an.
»Tut mir leid«, sagte Kathleen. »Er ist immer noch nicht zurück.«
Nachdem Sara aufgelegt hatte, rief sie zu Hause an. Dann in Pops Wohnung. Nur der Anrufbeantworter.
Sie ließ zehn Minuten verstreichen, bevor sie wieder in seinem Büro anrief.
Als sich Kathleen meldete, sagte sie: »Sara, ich verspreche Ihnen, sobald er hier aufkreuzt, sage ich ihm, er soll Sie anrufen.«
Eine halbe Stunde später klingelte Saras Telefon. »Jared?«, sagte sie in den Hörer.
»Nein, ich bin’s«, sagte Kathleen. »Er ist gerade zur Tür reingekommen.«
»Bitte, stellen Sie mich zu ihm durch.«
»Das wollte ich bereits, aber er weigert sich, mit Ihnen zu sprechen. Ich dachte nur, Sie würden gern wissen, dass er heil und wohlbehalten hier aufgetaucht ist.«
»Ja. Danke, Kathleen.«
»Jared?«, rief Sara, als sie am Abend nach Hause kam. »Bist du da?«
Als sie keine Antwort bekam, ging sie im Schlafzimmer an Jareds Schrank und öffnete ihn. Er war leer. Alle Anzüge waren weg. Und alle Hemden. Alles, was noch da war, waren einige alte Krawatten und ein paar Kleiderbügel. »Nein. Nein, nein, nein!« Sie lief zu seiner Kommode und zog die oberste Schublade heraus. Leer.
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