Der Fall
helfen.
»Das ist doch nicht meine Schuld«, kam Stockwells Stimme aus dem Büro des ECAB-Leiters. »So ist das Leben nun mal.«
Wenige Augenblicke später kehrte Guff in den Empfangsbereich zurück. »Was haben Sie denn?«, fragte er Sara, als er ihr Gesicht sah.
Sara deutete auf Stockwells Fall. »Der Mann, der die Festnahmeprotokolle gebracht hat, meinte, das wäre ein klasse Fall.«
»Hey«, sagte Guff grinsend. »Sie spielen mit dem Gedanken, ihn zu nehmen, wie?«
Sara sagte kein Wort.
»Sind Sie sicher, dass es ein guter Fall ist?«
»Ja, ziemlich. Warum? Was meinen Sie?«
»Nehmen Sie ihn! Auf jeden Fall. Glauben Sie mir, wenn Sie einen halbwegs brauchbaren Fall wollen, in diesem Büro bekommen Sie ihn nicht.«
Vom Ende des Flurs konnte Sara hören, wie Stockwell und Evelyn Katz ihre Unterredung beendeten. Zaghaft näherte sie sich Evelyn Katz’ Schreibtisch. »Eigentlich sollte ich das nicht tun.«
»Aber Sie werden es tun«, sagte Guff. »Nehmen Sie ihn einfach. Es ist überhaupt nichts dabei.«
Sara griff nach dem Aktenordner. »Hoffentlich bekomme ich keinen Ärger.«
»Bekommen Sie bestimmt nicht«, sagte Guff, als sie zur Tür huschten.
Bis Evelyn Katz an ihren Schreibtisch zurückkam, waren Guff und Sara bereits weg. Und mit ihnen der für Victor Stockwell vorgemerkte Ordner.
»Haben Sie mir eigentlich in der letzten halben Stunde zugehört?«, fragte Jared. »Vierhunderttausend stehen überhaupt nicht zur Debatte. Wenn Sie an solchen Zahlen festhalten, sehen wir uns vor Gericht wieder.«
»Jared, langsam geht mir das auf die Nerven«, erwiderte Hartley mit einem Seufzen. »Sie sagen, Sie wollen einen Vergleich, aber Sie rümpfen bei jedem Vorschlag, den ich Ihnen unterbreite, die Nase.«
»Weil Sie absolut unsinnige Forderungen stellen. Es gibt –« Jared wurde durch das Läuten des Telefons unterbrochen. Er hatte Kathleen strikte Anweisung erteilt, keine Anrufe durchzustellen, außer es war Barrow. Lenny Barrow war Jareds bester Privatdetektiv. Während Staatsanwälten ganze Polizeistationen von Streifenbeamten und Detectives zur Verfügung standen, um Belastungsmaterial für die Anklage zu beschaffen, waren Strafverteidiger gezwungen, dafür auf die Dienste von privaten Ermittlern zurückzugreifen. Barrow hatte die ganze vergangene Woche nach Informationen über Hartleys Mandantin gesucht. Und jetzt, dachte Jared lächelnd, würde er endlich die Auskunft bekommen, die es ihm ermöglichte, einen akzeptablen Vergleich zu erzwingen. Wie immer würden sich die Recherchen auszahlen. Als er den Hörer abnahm, überlegte Jared, ob nicht sogar fünfzigtausend zu viel waren. Vielleicht genügten fünfundzwanzigtausend und eine Entschuldigung. Oder nur fünfundzwanzigtausend. »Wenn Sie mich bitte einen Moment entschuldigen würden, Jerry.« Jared hielt den Hörer an sein Ohr. »Hallo. Hier Jared Lynch.«
»J, ich bin’s«, meldete sich Barrow mit seiner gewohnt ruhigen Stimme.
»Ich begann mich schon zu fragen, wann du endlich anrufst. Hast du gute Nachrichten?«
»Also, ich konnte absolut nichts finden. Keinen Dreck, keine Sauereien, keine Angriffspunkte. Diese Frau ist zum Einschlafen korrekt.«
»Sehr gut«, sagte Jared und versuchte so auszusehen, als erhielte er gute Nachrichten. »Das werde ich ihm gleich erzählen.«
»Ist Hartley gerade bei dir?«, fragte Barrow.
»Aber ja«, sagte Jared lächelnd. »Er sitzt direkt vor mir.«
»Dann hätte ich noch was für dich. Weil ich dich so mag, habe ich eine Extraschicht eingelegt. Der Kerl, gegen den Hartley diese Klage eingereicht hat – dein Mandant, mit anderen Worten …«
»Ja?«
»Das ist ein richtiger Drecksack, J. Bei der letzten Firma, für die er gearbeitet hat, wurde viermal Anzeige gegen ihn erstattet – in zwei Fällen konnten die Vorwürfe bewiesen werden. Du kannst also nur hoffen, dass Hartley keine guten Freunde wie mich hat, denn so, wie es aussieht, steht dir da noch einiges bevor.«
»Ach, das wird ja immer schöner. Was will ich mehr?«
»Tja, tut mir leid, Boss«, sagte Barrow. »Grüße an Hartley. Und an Sara.«
»Ich werde es ihnen ausrichten. Und vielen Dank!« Damit hängte Jared auf und wandte sich mit einem gezwungenen Grinsen wieder Hartley zu. »Sie müssen entschuldigen – ich bekam eben nur noch ein paar Informationen über Ihre Mandantin. Aber jetzt wieder zurück zu diesen Zahlen.«
Sara und Guff eilten den Gang hinauf. »Lassen Sie mal sehen«, keuchte Guff.
»Nicht hier«, sagte Sara und
Weitere Kostenlose Bücher