Der Fall
gegen sich aufbringen dürfen, steht Stockwell an letzter Stelle.«
»Wir brauchen Hilfe. Kennen Sie jemanden, der einen guten Draht zu Stockwell hat? Vielleicht kann der Betreffende uns helfen, es wieder auszubügeln?«
»Ich werde mal ein bisschen rumtelefonieren«, sagte Guff und wandte sich zum Gehen.
Sobald er das Büro verlassen hatte, wurde es plötzlich sehr still. Saras Blicke zuckten durch den größtenteils leeren Raum, und plötzlich schien es ihr, als rückten die Wände immer enger zusammen, weshalb sie in der Hoffnung, so die Realität von sich fernhalten zu können, den Kopf auf den Schreibtisch sinken ließ. Fast eine Minute lang funktionierte das sogar. Doch dann holte das Läuten des Telefons alle ihre Probleme wieder zurück.
»Hier Sara«, meldete sie sich. »Wenn es schlechte Nachrichten sind, will ich sie nicht hören.«
»Hört sich ganz so an, als verliefe dein Nachmittag ganz ähnlich wie meiner.« Es war Jared.
»Wenn so etwas überhaupt noch möglich ist, habe ich, glaube ich, alles nur noch schlimmer gemacht.« Nachdem sie ihm geschildert hatte, wie sie einen für einen der dienstältesten SBAs bestimmten Fall gestohlen hatte, fügte Sara hinzu: »Und jetzt habe ich diesen dämlichen Fall am Hals und kann trotzdem meinen Job nicht damit retten.«
»Irgendwie leuchtet mir das nicht so recht ein«, sagte Jared.
»Wenn es so ein unbedeutender Fall ist, warum war er dann für einen eurer absoluten Cracks vorgemerkt?«
»Anscheinend wollte irgendein Cop, dass er ihn übernimmt.«
»Bist du sicher, das ist der Grund?«
»Wie meinst du das?« Sara hob den Kopf.
»Cops sind nicht blöd. Sie wissen ganz genau, die Starankläger geben sich nicht mit irgendwelchem Kleinkram ab.«
Sara ging die Fakten noch einmal in ihrem Kopf durch. »Unter diesem Gesichtspunkt habe ich es noch gar nicht betrachtet.« In ihre Stimme schlich sich wachsende Erregung. »Du könntest recht haben. Vielleicht entpuppt sich dieser Fall als der absolute Knüller.«
»Sara, sei bitte vorsichtig! Mach dir nicht zu große Hoff–«
»Du hast es doch selbst gesagt«, unterbrach sie ihn. »Es muss einen Grund geben, warum dieser Fall für Victor vorgemerkt war.«
»Augenblick mal – Victor? Etwa Victor Stockwell?«
»Ja. Kennst du ihn?«
»Nur vom Hörensagen.«
»Na schön, jedenfalls weißt du jetzt, was ich meine – Victor Stockwells Name stand nicht ohne Grund drauf.«
»Aber das heißt nicht, dass der Fall wirklich etwas taugt«, erklärte ihr Jared. »Wenn dem so wäre, hätte er ihn zurückverlangt.«
»Bloß weil er für Stockwell nicht interessant genug ist, heißt das noch lange nicht, er ist nicht interessant genug für mich.«
»Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Hast du deinen Assistenten schon gefragt? Hat er irgendeine Idee?«
»Das ist die andere Sache.« Saras Begeisterung begann sich bereits wieder zu legen. »Ich habe Guff erzählt, dass ich den Fall gestohlen habe, aber ich habe ihm nur angedeutet, dass er für Stockwell vorgemerkt war.«
»Warum?«
»Ich weiß auch nicht.«
»Jetzt hör mal, Sara, ich merke sofort, wenn du mir was vorzumachen versuchst.«
»Ich habe das Gefühl, er vertraut mir. Und dieses Vertrauen möchte ich nicht verspielen.«
»Daran ist nicht das Geringste auszusetzen, aber du darfst dich jetzt nicht unterkriegen lassen! Übernimm diesen Fall, mach das Beste daraus und gewinne ihn. Soweit ich das beurteilen kann, ist das die einzige Möglichkeit, deinen Job zu behalten.«
»Du hast vollkommen recht. Von jetzt an werde ich die Sache in die Hand nehmen.«
Als er aufgelegt hatte, wurde Sara wieder die Stille bewusst, die im Raum herrschte. Aber anstatt sich von ihr unterkriegen zu lassen, kämpfte sie dagegen an. Das ist es, sagte sie sich. Entweder du versuchst, eine Sache in den Griff zu bekommen, oder du lässt dich von ihr fertig machen. Sie stand auf und ging zu Guff ins Vorzimmer hinaus. »Schon Glück gehabt bei der Suche nach Helfern?«
»Noch nicht«, sagte Guff. »Wie sieht’s bei Ihnen aus?«
»Ich glaube, ich bin inzwischen bereit, den Kampf aufzunehmen.«
»Tatsächlich? Woher dieser plötzliche Stimmungsumschwung?«
»Nichts weiter als eine kleine Dosis Realität. Und so verrückt es sich anhören mag, allmählich bekomme ich sogar ein richtig gutes Gefühl bei der Sache.«
Die Fäuste fest um die Gitterstäbe seiner Gefängniszelle gelegt, hatte Tony Kozlow Mühe, seine Stimme auf Flüsterlautstärke zu halten. »Was soll das
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