Der Fall
Geld.«
»Meine ganzen fünfundzwanzig Dollar?«
»Bis auf den letzten Cent. Doch jetzt gehen wir mal davon aus, ich möchte etwas früher an dein Geld kommen und lasse dich deshalb umbringen. Aufgrund des Tötungsstatuts erhalte ich nun allerdings keinen Cent, wenn ich erwiesenermaßen an deiner Ermordung beteiligt war – selbst wenn in deinem Testament steht, dass ich alles erben soll.«
»Gibt es in New York ein solches Statut?«
»Ob es ein offizielles Statut gibt, weiß ich nicht, aber es ist ein allgemein gültiger Rechtsgrundsatz.«
»Warum haben sie sich dann nicht auf einen Vergleich eingelassen?«
»Wenn ich mich recht entsinne, kann in so einem Fall das Verbrechen eines Täters auch den übrigen daran beteiligten Personen zur Last gelegt werden – und aus diesem Grund ist es für Rafferty so wichtig, dass Kozlow freigesprochen wird.«
»Rafferty macht sich also Sorgen, er könnte leer ausgehen, wenn Kozlow verurteilt wird und wenn herauskommt, dass Rafferty Kozlow mit der Ausführung der Tat beauftragt hat.«
»Nicht zu vergessen, dass er Angst hat, selbst wegen Mordes angeklagt zu werden. Jedenfalls wäre das die einzige vernünftige Erklärung für Raffertys ausgeprägtes Interesse an dem Fall. Wäre er unschuldig, könnte ihm sein Ausgang vollkommen egal sein. Und wenn er nicht so versessen auf das Geld wäre, bräuchte es ihn auch nicht zu interessieren, ob Kozlow nun verurteilt wird oder nicht.«
»Glaubst du, er versucht auch, Claire Doniger zu decken?«, fragte Sara und stand auf.
»Du bist also fest davon überzeugt, dass sie auch etwas mit dieser Geschichte zu tun hat?«
»Also hör mal, Jared – der Mann dieser Frau wird umgebracht, und sie weint ihm keine Träne nach. Und was noch wichtiger ist, sie rührt keinen Finger, um uns bei unseren Ermittlungen zu unterstützen. Wenn man mit ihr spricht, muss man ihr jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen. Und sie zu einer Aussage zu bewegen ist, als … als …«
»Müsste man ihr jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen«, bemerkte Jared trocken.
»Allerdings. Und aus einer ziemlich verstopften Nase noch dazu.«
»Okay. Wenn sie also die Finger mit im Spiel hat – was ist ihr Motiv? Bekommt sie laut Testament irgendetwas?«
»Keinen Cent. Aber das hat nichts zu besagen. Unsere Theorie lautet, dass sie ein Verhältnis mit Rafferty hat. Wenn sie nun Arnold Doniger um die Ecke bringen, kriegen sie nicht nur sein ganzes Geld, sondern können auch jeden Abend miteinander kuscheln, so viel sie wollen. Das Einzige, was uns ziemliches Kopfzerbrechen bereitet hat, war der Nachweis, dass Rafferty an der Sache beteiligt ist – obwohl vollkommen klar ist, dass er derjenige ist, in dessen Händen alle Fäden zusammenlaufen.«
»Das ist keine schlechte Theorie«, gab Jared zu. »Und wenn ich darüber nachdenke – er kehrt wirklich jedes Mal den Beschützer heraus, wenn die Rede auf Claire Doniger kommt.«
»Hat Rafferty sonst noch etwas gesagt, was wir gegen ihn verwenden könnten?«
Jared setzte sich wieder auf die Bank und stützte den Kopf in die Hände. »Eigentlich kannst du nichts von dem, was er mir gegenüber geäußert hat, gegen ihn verwenden. Das ist aufgrund meiner Schweigepflicht als Anwalt tabu.«
»Es geht mir nicht mehr darum, den Prozess zu gewinnen, mein Hübscher. Ich möchte nur sichergehen, dass du nichts zu befürchten hast und uns aus …« Als Sara merkte, dass ihr Mann wie erstarrt dasaß, verstummte sie. »Was hast du denn? Ist irgendwas?«
Ohne ein Wort stand Jared auf und schlang die Arme um seine Frau. »Es tut mir so leid, Sara. Ich wollte dir nie wehtun. Ich habe das alles nur getan, weil ich solche Angst um dich hatte.«
Sara fiel ein Stein vom Herzen, und sie drückte ihren Mann ganz fest an sich. »Ist ja gut. Und mach dir deswegen mal keine Gedanken. Ich hatte um dich genauso viel Angst.«
»Aber ich –«
»Schhhhh, kein Wort mehr.« Sara drückte ihn weiter fest an sich. »Es ist vorbei! Es ist endlich vorbei.« Als Jared sich gerade so weit zurücklehnte, um seiner Frau in die Augen sehen zu können, wurde ihm klar, dass sie recht hatte. Und zum ersten Mal seit Monaten beschloss er, ihr nicht zu widersprechen. Stattdessen zog er sie an sich und streichelte behutsam ihre Schultern und ihren Rücken. Er mochte es, wie sich ihre Körper aneinander schmiegten. Sara spürte das vertraute Kratzen seiner abendlichen Bartstoppeln an ihrer Wange. Mit geschlossenen Augen sog sie den Duft des Eau de Cologne ein,
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