Der Fall
Gelegenheit bietet, an Papas Geld zu kommen – sein rechtmäßiges Erbe –, will sich Elliott diese Chance natürlich nicht entgehen lassen.«
»Er muss auf jeden Fäll in irgendeiner Form an der ganzen Sache beteiligt sein«, sagte Sara. »Dazu ist er viel zu gut über alle Einzelheiten des Falls informiert.«
»Glauben Sie, er war auch an Donigers Ermordung beteiligt?«
»Nur so ließe sich erklären, warum er von dem Weinkeller weiß«, führte Sara an. »Er könnte Donigers Tod gemeinsam mit Rafferty geplant haben. Rafferty bekommt das Geld, Elliott seine Rache. Doch als Kozlow verhaftet wird und ihr Plan schief zu gehen droht, merkt Elliott, dass für ihn bei dem Ganzen wesentlich mehr herausspringen könnte als nur die Aufarbeitung seines Ich-hasse-Papa-Komplexes. An diesem Punkt wechselt er die Seiten, stellt sich gegen Rafferty und macht Druck auf mich, dass ich gewinne.« Als Sara die volle Tragweite ihrer Argumentation bewusst wurde, sank sie angewidert in ihren Sessel zurück. »Das heißt, Elliott hat den Tod seines eigenen Vaters geplant.«
»So etwas ist zwar schwer nachzuvollziehen«, sagte Moore, »aber es kommt immer wieder vor.«
»Aber es war sein Vater«, sagte Sara verständnislos. »Wie kann man seinen eigenen Vater umbringen?«
»Indem man Tony Kozlow damit beauftragt, ihm eine Überdosis Insulin zu verpassen.«
»Da wäre nur ein kleines Problem«, sagte Guff. »Falls Elliott an Donigers Ermordung beteiligt war, gilt dann das Mörderstatut nicht auch für ihn?«
»Natürlich«, sagte Sara. »Aber das heißt nicht, dass er kein geldgieriger kleiner Drecksack ist. Im Übrigen lässt sich Elliotts Beteiligung an Donigers Tod nur nachweisen, wenn Rafferty ihn verpfeift. Aber sobald Rafferty das tut, gibt er auch zu, dass er daran beteiligt war.«
»Was er nie tun wird«, flocht Moore ein. »Denn wenn er es täte, bekäme er keinen Cent von Donigers Geld zu sehen.«
»Genau«, sagte Sara.
»Glauben Sie?«, fragte Guff skeptisch. »Mir scheint das alles ein bisschen weit hergeholt.«
»Ganz und gar nicht«, sagte Sara. »Sie würden sich wundern, wozu manche Menschen imstande sind, wenn es um ihre Familie geht.«
»Oder nicht imstande sind«, ergänzte Moore. »Wie zum Beispiel, ihren Mund zu halten.«
»Aber ein bizarrer Ödipuskomplex? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit –«
»Das spielt doch gar keine Rolle«, unterbrach Sara ihn. »Ganz unabhängig davon, was Sie denken: Elliott Traylor ist eindeutig der Mann, den wir suchen.«
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Guff.
»Ganz einfach«, sagte Sara. »Schon mal was von einem Häftlingsdilemma gehört?«
Um neun Uhr abends packten Sara, Conrad Moore und Guff ihre Sachen. »Glauben Sie wirklich, es klappt?«, fragte Guff, als er in seine Jacke schlüpfte.
»Es kann nicht schief gehen«, sagte Sara und steckte zwei Schreibblöcke in ihre Aktentasche.
»Und ob es schief gehen kann«, sagte Moore. »Wenn du es Jared erzählst, und Jared erzählt es Victor Stockwell …«
»Fang bitte nicht wieder damit an.«
»Dann erzähl es ihm auch nicht. Der Plan klappt nur, wenn wir alle dichthalten. Das heißt, niemand sollte etwas davon erfahren – vor allem dein Mann nicht.«
»Warum bist du so fest davon überzeugt, dass Jared mit Victor Stockwell unter einer Decke steckt? Warum sollte er mir so etwas antun?«
»Ich habe dir schon mal gesagt: Vielleicht kennst du ihn nicht so gut, wie du glaubst. Was ist, wenn er und Victor gemeinsame Sache machen und Fälle unterschlagen? Wenn wir annehmen, Victor tut es wegen des Geldes, dann braucht er trotzdem jemanden, der ihm hilft, an reiche Angeklagte heranzukommen – und als aufstrebender junger Anwalt in einer renommierten Kanzlei ist Jared dafür der ideale Mann. Das ist auch der Grund, warum er keine Mandanten akquiriert; sie tauchen alle nicht offiziell in den Büchern auf.«
»Das ist völlig ausgeschlossen.«
»Wirklich? Bist du da so sicher? Überleg doch mal, Sara! Jeder hat mal eine schwache Stunde. Er braucht nur einen kleinen Schubs: Er ist mit seiner beruflichen Situation unzufrieden; er hat seine winzige Zweizimmerwohnung satt; er braucht Geld; er hat Schwierigkeiten, Teilhaber zu werden –«
»Ich will nichts mehr davon hören«, sagte Sara, die sich gerade damit abmühte, einen Ordner in ihrer Aktentasche unterzubringen. Als sie merkte, dass er nicht hineinging, fügte sie hinzu: »Was ist nur los mit diesem blöden Ding?«
»Nur keine Hektik«, sagte Guff und half
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