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Der Fall

Titel: Der Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Unterlippe. Er machte einen nervösen, fast hektischen Eindruck. Es würde ihr bestimmt nicht schwer fallen, ihr Geheimnis für sich zu behalten, dachte sie. Sag einfach kein Wort. Sie setzte sich an den Computer, öffnete ihre Fäuste und überwand ihre Unschlüssigkeit. Blick nicht zurück, sagte sie sich. Sondern immer nur nach vorn. Und als ihre Finger über die Tastatur tanzten, machte Sara Tate ihren Vertrauenssprung. Über ihre Schulter hinweg las Jared die Wörter: »Unser Plan sieht folgendermaßen aus …«
    Er saß auf einem ausgesonderten Milchflaschenkasten im Keller und blickte aufmerksam auf den Monitor, der auf zwei weiteren Trägem stand und den dunklen Raum in einen künstlichen blauen Lichtschein tauchte. Als er die ersten Wörter über den Bildschirm huschen sah, musste er über seine Findigkeit grinsen. Das Kabel anzuzapfen war nicht schwer gewesen, aber die genaue Lage des Lüftungsrohrs der Gaszentralheizung herauszubekommen hatte einige Zeit gedauert. Doch sobald er es einmal hatte, brauchte er von dem Loch in der Wand nur noch ein Senkblei in den Keller hinabzulassen. Um das Kabel dort hinunterzubekommen, war nicht mehr nötig als ein Dichtungsring an einer Schnur. Ansonsten hatte er sich lediglich vergewissern müssen, dass niemand zu Hause war, und das war genauso einfach gewesen wie herauszubekommen, dass sie sich in Brooklyn treffen wollten. Zu diesem Zweck hatte er nur wissen müssen, wo er nachzusehen hatte. Und mit wem er sprechen musste. Langsam füllte sich der Bildschirm mit Saras Plan. Und während Elliott Wort für Wort mitlas, nickte er sich selbst zu. Es bestand kein Grund zur Besorgnis. Sara, Rafferty, alle – sie würden ihm voll ins Messer laufen.

18
    Am Tag des Prozessbeginns, um halb sieben Uhr morgens, saßen Sara und Jared am Küchentisch und sahen sich stumm an. Sara hatte sich zwar ihr Lieblingsfrühstück gemacht, eine riesige Schale Apple Jacks und ein hohes Glas Orangensaft, aber sie hatte es kaum angerührt. Egal, wie gut sie sich auf diesen Tag vorbereitet hatte, egal wie gründlich sie über alles nachgedacht hatte, sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass noch mehr zu tun gewesen wäre. Wie Conrad sie am Vorabend gewarnt hatte, gab es nichts Schlimmeres als die Nervosität am ersten Verhandlungstag. Daran konnten auch Erfahrung und noch so gründliche Vorbereitungen nichts ändern.
    Jared, der seiner Frau gegenübersaß, plagten die gleichen Ängste. Vor zehn Minuten hatte er sich zwei Scheiben Roggentoast ohne Rinde gemacht. Aber er hatte nur einen Bissen davon hinunterbekommen. Seit er bei Wayne & Portnoy angefangen hatte, war er an mindestens zwanzig verschiedenen Prozessen beteiligt gewesen. Bei sieben hatte er selbst die Verantwortung getragen. Und obwohl er schon Dutzenden skeptischer Geschworener gegenübergetreten war, ging es ihm am ersten Verhandlungstag immer gleich: kein Appetit, nervöser Magen, stechende Nackenschmerzen. So fühlte er sich jedes Mal, wenn ein Prozess anfing, und so fühlte er sich jetzt, als er seine Frau ansah.
    Nachdem Sara ihre Frühstücksflocken und den Orangensaft beiseite geschoben hatte, zog sie einen Stift heraus und kritzelte ein paar aufmunternde Worte auf Jareds Zeitung. »Alles Gute, mein Liebling. Bis dann, vor Gericht.« Dann gab sie ihm, so leise sie konnte, einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. Eine Minute später war sie gegangen.
    Als Jared aufstand, um seinen Toast wegzuwerfen, läutete das Telefon. »Hallo«, meldete er sich.
    »Gut sieht sie heute aus«, sagte Rafferty. »Schickes Kostüm, elegante Schuhe, kein Schmuck. Alles sehr auf Wirkung bedacht.«
    »Lassen Sie bloß die Finger von ihr!«
    »Hören Sie auf, mir zu drohen – das geht mir auf den Sack.«
    »Wo sind Sie?«, fragte Jared.
    »In meinem Wagen. Direkt vor Ihrer Tür. Ich bin hier, um Sie ins Gericht mitzunehmen.«
    »Ich brauche keine –«
    »Das ist kein Angebot, Jared. Kommen Sie runter! Sofort.«
    Rasch nahm Jared seinen Mantel aus dem Schrank und griff sich seine Aktentasche. Er hatte zwar damit gerechnet, dass Rafferty ihm vor Prozessbeginn noch ein paar letzte Anweisungen erteilen würde, aber er hatte nicht gedacht, dass er so früh käme.
    Draußen herrschte ein typischer New Yorker Wintermorgen: bitter kalt, keine Sonne, grauer Himmel. Als Jared die Tür von Raffertys Wagen öffnete, sah er, dass außer Rafferty auch Kozlow auf ihn wartete.
    »Der große Tag ist gekommen«, sagte Kozlow. »Wie sehe ich aus?«
    »Es geht

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