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Der Fall

Titel: Der Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Wenn Sie ein Verbrechen begangen haben, schickt er Sie auch ins Gefängnis. Punkt. Kein Gefeilsche, kein Plädieren auf Straferlass, keine Gefälligkeiten. Und weil er wichtige Fälle bekommt, kann er es sich auch leisten.«
    »Wenn er so beschäftigt ist, woher nimmt er dann die Zeit, mir zu helfen?«
    »Ich weiß nur, er hat gerade den letzten seiner Schützlinge aus seiner Obhut entlassen, und darum habe ich die Gelegenheit einfach beim Schopf ergriffen.«
    »Egal, was dabei herauskommt, ich bin dabei. Wann soll’s losgehen?«
    Guff sah auf seine Uhr. »Er sagte, er würde gleich anru–«
    Saras Telefon begann zu läuten.
    »Na, was habe ich gesagt!« Grinsend verschränkte Guff die Arme über der Brust.
    »Hier Sara.«
    »So meldet man sich doch nicht am Telefon«, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung. »Was ist im Moment Ihr Job?«
    »Wer spricht da bitte?«, fragte Sara.
    »Conrad Moore. Guff sagte, Sie brauchten Hilfe. Also, was ist gerade Ihr Job?«
    »Ich bin BA«, stotterte Sara.
    »Sie sind kein BA«, sagte Moore streng. »Im Fernsehen ist jeder BA. Im Kino ist jeder BA. Im richtigen Leben dagegen gibt es nur einen BA: Arthur Monaghan. Unseren Boss. Und Sie sind im richtigen Leben ein stellvertretender Bezirksstaatsanwalt, ein SBA. Wenn Sie sich also am Telefon melden, sagen Sie jedem, egal wer anruft, mit wem er es zu tun hat. Verstanden?«
    Sara hörte ein Klicken, als Conrad auflegte. Fünf Sekunden später läutete das Telefon wieder. Zögernd nahm Sara ab. »Büro des stellvertretenden Bezirksstaatsanwalts«, meldete sie sich. »Sara hier.«
    »Nein!«, rief Conrad. »Das ist der erste Eindruck, den man von Ihnen gewinnt. Möchten Sie, dass die denken, sie hätten die Vorzimmerdame dran? Wie heißen Sie mit Nachnamen, Sara?«
    »Tate.«
    »Dann ist das alles, was Sie sagen. In diesem Amt haben wir es mit Kriminellen zu tun. Und im Gegensatz zu der Anwaltskanzlei, für die Sie mal gearbeitet haben, wollen wir nicht mehr Mandanten – wir wollen weniger. Deshalb brauchen wir nicht nett zu sein. Wir wollen gemein sein. Wir wollen, dass die Leute Angst haben, wenn sie ein Verbrechen begehen. Begeben Sie sich also mit diesen Leuten nicht auf eine Ebene! Von jetzt an sind Sie SBA Tate. Mehr nicht.« Wieder hängte Conrad auf.
    Fünf Sekunden später läutete Saras Telefon erneut. Sie nahm ab und schrie in den Hörer: »SBA Tate! Wer ist das zum Teufel?«
    »Sehr gut«, lobte sie Moore. »Das ist der einschüchternde Ton, den wir haben wollen.«
    »Na, Gott sei Dank. Sehen wir uns jetzt vielleicht auch mal unter vier Augen, oder unterhalten wir uns den ganzen Tag am Telefon?«
    »Kommen Sie gleich rüber!« Moores Ton wurde etwas wärmer. »Ich bin am Ende des Flurs. Auf der rechten Seite. Zimmer
    755.«
    Als sie auflegte, wandte sich Sara Guff zu und holte tief Luft. »Geschafft. Kommen Sie mit?«
    »Soll das ein Witz sein? Darauf habe ich den ganzen Tag gewartet. Also, wie finden Sie ihn?«
    »Aggressiv ist er jedenfalls«, sagte Sara, als sie auf den Gang hinaustrat. »Ich hoffe nur, er kann uns trotzdem helfen.«
     
    Forsch ging Victor Stockwell die Centre Street hinauf. Er wollte möglichst rasch in sein Büro zurück. Die jüngsten Vorkommnisse hatten ihn mehr Zeit gekostet als erwartet, und es war ihm noch immer nicht gelungen, Rafferty zu erreichen. Doch als er vor dem alten Bundesgerichtsgebäude die Straße überquerte, läutete sein Handy. Es war nur über seine Privatnummer zu erreichen, die nicht im Verzeichnis der Staatsanwaltschaft stand; entsprechend durfte sie nur in Notfallen benutzt werden. Er klappte das Telefon auf und meldete sich: »Wer ist da?«
    »Wer ist da?«, fragte Kozlow in einer Imitation von Stockwells tiefer Stimme. »Wie geht’s, Vic? Lange nicht die Fresse gegen ein paar Gitterstäbe geknallt bekommen, wie?«
    Stockwell blieb einen Schritt vom Bordstein entfernt stehen. »Wie kommt es, dass Sie mich anrufen?«
    »Jeder kriegt einen Anruf genehmigt, Sie Arschloch. Das weiß sogar ich. Und wenn sich Mr. Rafferty zu einer raschen Spende durchringen kann, erhalte ich unbegrenzten Zugang – verstehen Sie, was ich meine?«
    »Warum hat er Ihnen diese Nummer gegeben?«
    »Er ist nicht zufrieden mit Ihnen, Vic, deshalb. Es läuft nicht wie geplant.«
    Stockwell sah sich um. Keiner der Passanten vor dem Gerichtsgebäude war nahe genug, um ihn hören zu können. »Und warum ruft er mich dann nicht selbst an?«
    »Weil er keine Lust hat, mit Ihnen zu reden. Er will bloß

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