Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Fall

Titel: Der Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
Vom Netzwerk:
wissen, was wir tun sollen.«
    »Nicht ›wir‹.« Stockwell konnte seinen Ärger nur mit Mühe im Zaum halten. »Ich will nichts mehr mit dieser Geschichte zu tun haben. Ab sofort könnt ihr Kerle selbst sehen, wo ihr bleibt.«
    »So läuft das aber nicht!«
    »O doch, das tut es. Ich habe mich eingeschaltet, um unserem gemeinsamen Freund einen Gefallen zu tun. Und jetzt steige ich wieder aus.«
    »Aber Sie können den Fall immer noch übernehmen.«
    »Ich habe Ihnen bereits gesagt, ich bin fertig mit Ihnen. Ich habe genügend anderes zu tun – da kann ich gut darauf verzichten, auch noch meine Karriere aufs Spiel zu setzen. Haben Sie verstanden, was ich sage, Sie kleiner Psychopath?«
    Am anderen Ende der Leitung trat kaltes Schweigen ein. »Dann sagen Sie mir nur noch eines«, knurrte Kozlow. »Was sollen wir jetzt am besten tun?«
    »Ganz einfach«, erwiderte Stockwell. »Er muss dafür sorgen, dass Sie für unschuldig befunden werden – werden Sie schuldig gesprochen, hat Ihr Boss verloren. Wenn ich also an seiner Stelle wäre, würde ich so viel wie möglich über die neue SBA herauszufinden versuchen, die den Fall hat. Sie ist diejenige, gegen die Sie gewinnen müssen.«
    »Wie heißt sie?«
    »Sara«, sagte Stockwell. »Sara Tate.«

4
    Sara stand vor Conrad Moores Büro und las die zwei Zitate, die auf seiner geschlossenen Tür prangten: »Crimine ab uno disce omnes – Erkenne die Nation an einem Verbrechen« – Vergil; und »Ruhm ist etwas, das man erringen muss; Ehre ist etwas, das man nicht verlieren darf« – Arthur Schopenhauer.
    Sara sah Guff an und zog die Augenbrauen hoch. »Wie haben Sie ihn genannt? Anstrengend?«
    Grinsend klopfte Guff an die Milchglasscheibe. »Herein«, knurrte eine Stimme hinter der Tür. Sie traten ein.
    Conrad Moore stand an seinem Schreibtisch und sah Papiere durch. Er war kleiner, als Sara ihn sich vorgestellt hatte, ein Mann mittlerer Größe, mit einer kompakten, aber kräftigen Statur. Mit seinem pechschwarzen Haar und dem durchdringenden Blick seiner braunen Augen sah er genauso Furcht einflößend aus, wie er sich anhörte. Doch ein warmes, liebenswürdiges Lächeln milderte den bedrohlichen äußeren Eindruck.
    »Conrad, das ist Sara Tate.«
    Sara reichte ihm die Hand. »Freut mich, Sie kennenzulernen!«
    »Nehmen Sie doch bitte Platz«, forderte Moore die beiden auf und ließ sich in seinen Schreibtischsessel nieder.
    »Sara, das ist also der wiederkehrende Albtraum eines jeden Verbrechers«, stellte Guff seinen alten Chef vor.
    »Das habe ich bereits gehört«, erklärte Sara. »Guff sagt, Sie haben ein ungeheures Arbeitspensum zu bewältigen.«
    »Darüber beklage ich mich nicht, und dafür entschuldige ich mich nicht.« Moore lehnte sich zurück. »Was das Strafrechtssystem angeht, mag Amerika ja in seine hoch bezahlten Verteidiger vernarrt sein, aber wenn Sie mich fragen, wird nur eine Seite nicht zur Hölle fahren.«
    »Und das sind wir?«, sagte Sara.
    »Natürlich sind wir das. Mit jedem Fall, den wir gewinnen, holen wir einen Verbrecher von der Straße. Das klingt vielleicht abgedroschen, aber es heißt, wir persönlich machen für Sie und alle anderen Menschen in dieser Stadt das Leben etwas sicherer. Das ist der einzige Grund, es zu tun.« Moore verschränkte die Hände hinter dem Kopf und fügte hinzu: »Darum, Sara, würde ich gern wissen, warum Sie Ihrer Kanzlei den Rücken gekehrt haben. Sie müssen auf ein sechsstelliges Gehalt verzichtet haben, um hierher zu kommen.«
    »Wen interessiert schon mein Gehalt? Ich dachte, Sie würden mir bei meinem Fall helfen.«
    »Das werde ich auch«, erwiderte Moore. »Wenn Sie mir meine Frage beantwortet haben. Warum haben Sie aufgehört, als Anwältin zu arbeiten?«
    »Also, lassen Sie es mich so ausdrücken: Geld – toll; Arbeit – schrecklich. In den sechs Jahren in meiner alten Kanzlei habe ich nur an zwei Prozessen teilgenommen. Die restliche Zeit habe ich in der Bibliothek verbracht, mit Recherchen und dem Entwerfen von Anträgen.«
    »Also bekamen Sie die Nase voll und beschlossen, auf die Seite der Guten überzuwechseln?«
    »Nicht ganz. Ich war nicht gerade begeistert von der Tätigkeit in einer großen Kanzlei, aber ich sollte in ein, zwei Jahren als Partnerin aufgenommen werden. Und da sich dann die ganze Plackerei auch gelohnt hätte, dachte ich, ich bleibe dabei. Wie dem auch sei, um eine schrecklich lange und leidige Geschichte kurz zu fassen: Als ich eines Tages um meine zweijährige

Weitere Kostenlose Bücher