Der Fall
eine positive Wendung genommen«, sagte er.
»Es war unglaublich!« Sara konnte ihre Aufregung nicht mehr im Zaum halten, als sie auf ihn zueilte, um ihn zu umarmen. »Ich habe zwar erst mit der Arbeit an ihnen begonnen, aber diese Fälle gehören ganz allein mir. Es sind meine Fakten, meine Angeklagten, alles meins.«
»Moment mal. Du hast mehr als einen?«
»Ich habe fünf. Den Einbruch – plus zwei Ladendiebe, einen Taschendieb und einen Besitz von Betäubungsmitteln. Der Einbruch ist zwar der einzige, bei dem wirklich Aussicht besteht, dass er zur Verhandlung kommt, aber das tut im Moment nichts zur Sache. Es wird endlich wahr – genau, wie du gesagt hast.«
»Du bist einfach unglaublich, weißt du das? Wirklich.«
»Und wie ist es bei dir gelaufen? Hat alles geklappt?«
»Sicher.« Jared stellte seine Aktentasche ab und lockerte seinen Krawattenknoten. »Da gibt es eigentlich kaum etwas zu erzählen.«
Sara sah ihren Mann scharf an. Diesen Tonfall kannte sie. »Willst du mir etwa schon wieder auf diese Tour kommen?«
Jared drehte sich zu seiner Frau um. Er wollte ihr zwar von den Verhandlungen und dem Rüffel erzählen. Aber nicht heute. Nicht jetzt, wo sie endlich Aufwind hatte. Er wollte ihr die Stimmung nicht verderben. Deshalb sagte er: »Es ist wirklich nicht der Rede wert.«
»Und du glaubst, das nehme ich dir ab?«
»Jedenfalls hatte ich es gehofft.«
»Dann hast du Pech gehabt. Rück also lieber gleich mit der Wahrheit raus, bevor wir hier noch länger rumreden.«
Jared ließ sich auf das Sofa plumpsen und lehnte sich mit dem Kopf gegen eins der dicken Polster. »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich habe den ganzen Nachmittag versucht, ihnen einen riskanten Prozess und jede Menge schlechter Presse zu ersparen, und zum Dank dafür putzt mich dann Lubetsky eine halbe Stunde lang herunter, ich hätte mich unterbuttern lassen und dadurch alles vermasselt. Und um das Maß voll zu machen, setzen hinterher auch noch Rose und Thomas Wayne, der Big Boss persönlich, eins drauf.«
»Hast du denn nicht dagegengehalten?«
»Sie hatten recht. Was hätte ich denn sagen sollen?«
»Zum Beispiel: ›Hören Sie endlich auf, mich anzuschreien, Sie fetter, aufgedunsener Schleimscheißer – ich habe alles getan, was ich konnte!«
»Auch wenn du mich für verrückt erklärst – in dieser Situation hielt ich das nicht für angebracht.«
»Dann lass mich mal raten – stattdessen hast du so reagiert, wie du immer reagierst. Du hast da gestanden und –«
»Ich hab da gestanden und sie schreien lassen«, gestand Jared mit hängenden Schultern. »Ich hielt es für das Beste, einfach zu warten, bis sie sich abreagiert hatten.«
»Liebling, selbst wenn sie recht haben, darfst du dir das nicht gefallen lassen. Du bist immer noch ein Mensch. Ich weiß, du hasst Auseinandersetzungen, aber du kannst nicht immer den Weg des geringsten Widerstands gehen.«
»Es ist keineswegs so, dass ich Auseinandersetzungen hasse –«
»Es ist nur so, dass du alles gern perfekt und schön geordnet hast«, fiel ihm Sara ins Wort. »Ich weiß, warum das bei dir so ist. Und ich finde es toll, dass es bei dir so ist – ich hätte gern selbst so viel Selbstbeherrschung wie du. Aber du kannst einfach nicht jedem Streit mit deinen Vorgesetzten aus dem Weg gehen.«
»Hör zu.« Er massierte sich die Schläfen. »Können wir darüber vielleicht ein andermal sprechen? Ich hatte heute schon genug Stress.«
»Gut«, sagte Sara. »Weil jetzt nämlich der Moment gekommen ist, an dem du dein Geschenk auspacken darfst.«
»Du hast mir ein Geschenk gekauft?«
»Nichts Besonderes – ich wollte dir nur sagen, ich liebe dich. Deine Rückenstärkung heute Morgen hat mir mehr geholfen, als du ahnen konntest.«
»Deswegen hättest du doch nicht …«
Er verstummte, als Sara ins Schlafzimmer verschwand und mit ihrer Aktentasche zurückkam. »Hier«, sagte sie und reichte sie Jared.
»Du schenkst mir deine Aktentasche?«
»Nein, dein Geschenk ist da drinnen. Ich hatte keine Zeit mehr, es einzupacken, darum dachte ich, ich tue so, als wäre die Aktentasche die Verpackung. Spiel einfach mit – benutz deine Fantasie.«
»Das ist aber schön verpackt«, sagte Jared und sah die Aktentasche bewundernd an. Dann öffnete er sie rasch und zog ein rotweiß-blaues metallisch glänzendes Windrad heraus.
»Wie gesagt, es ist nichts Besonderes«, erklärte Sara. »Ein Obdachloser hat sie in der U-Bahn verkauft. Aber du musst lesen, was auf dem
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