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Der Fall

Titel: Der Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Gericht gelernt hatte, konnte sich ein guter Anwalt die geringste Blöße zunutze machen und sie in einen Sieg ummünzen.
    Doch als er den Flur hinunterging, dachte Jared nicht an Prozessstrategien oder die Arbeit mit Zeugen oder die Auswahl der Geschworenen. Stattdessen versuchte er sich an alle Punkte zu erinnern, die es erforderlich machten, dass ein Anwalt ein Mandat niederlegte. Als er Kathleens Schreibtisch erreichte, rang er sich ein Lächeln ab.
    »Guten Morgen«, begrüßte ihn Kathleen. »Heute fangen Sie aber früh an.«
    »Allerdings«, sagte Jared. »Um mir für den Rest des Monats Luft zu schaffen. Der Fall Kozlow hat inzwischen absolute Priorität.«
    »Warum? Es ist doch nur ein Einbruch.«
    »Das heißt nicht, dass er nicht wichtig ist«, knurrte er.
    »War ja nur eine Frage.«
    Jared beugte sich über Kathleens Schreibtisch und senkte verschwörerisch die Stimme. »Nur dass das unter uns bleibt: Die Anklägerin ist Sara.«
    »Sie treten gegen Ihre Frau an?«, entfuhr es Kathleen.
    Jared verzog das Gesicht. »Glauben Sie mir, ich würde den Fall liebend gern abgeben! Deshalb brauche ich Ihre Hilfe. Soweit ich weiß, stellt es eine Art Interessenkonflikt dar, wenn Mann und Frau vor Gericht gegnerische Parteien vertreten. Vom moralischen Standpunkt aus betrachtet, scheint mir das für alle Beteiligten, insbesondere für den Mandanten, ein regelrechtes Minenfeld zu sein. Deshalb möchte ich, dass Sie eine Anwaltsgehilfin beauftragen, die Richtlinien der Kammer daraufhin zu prüfen, ob diese Konstellation überhaupt zulässig ist.«
    »Warum nehmen Sie es nicht mit ihr auf? Wir machen sie fertig!«
    »Passen Sie auf, was Sie sagen«, warnte Jared.
    Kathleen hörte auf zu schreiben und sah zu ihrem Chef auf. »Jetzt gehen Sie doch nicht gleich an die Decke! War doch nur ein Scherz. Ich gebe Ihnen Bescheid, was sie herausfinden wird.«
    Jared wandte sich seinem Büro zu und holte tief Luft. Vielleicht klappte es. Als er die Tür öffnete, hörte er jemanden sagen: »Tag, Chef! Was liegt heute an?«
    Kozlow fläzte sich in dem Sessel in der Ecke von Jareds Büro. Die Füße hatte er auf dem Papierkorb liegen.
    »Wie sind Sie hier reingekommen?«, fragte Jared verärgert.
    »Alter chinesischer Trick«, sagte Kozlow. »Kathleen würde ich ihn allerdings nicht verraten. Sie scheint mir nicht der Typ, der auf Überraschungen steht.«
    Jared ging zu seinem Stuhl und starrte auf seinen Mandanten hinab. »Nur um eines klarzustellen«, sagte er und stieß Kozlows Füße vom Papierkorb. »Ich weiß, dass Sie hinter dem Einbruch in meiner Wohnung stecken.«
    »In Ihrer Wohnung wurde eingebrochen?«, fragte Kozlow unschuldig.
    »Versuchen Sie nicht, mich zu verarschen«, warnte ihn Jared.
    Kozlow schoss aus dem Sessel hoch, packte Jared an der Krawatte und zog ihn zu sich heran. »Dann reden Sie gefälligst nicht in so einem Ton mit mir!« Er hielt Jareds Krawatte fest umklammert. »Kapiert?«
    Jared war über Kozlows Reaktion so erschrocken, dass er nur nickte.
    »Wir wollen nur dafür sorgen, dass Sie Ihren Job tun! Das ist nicht persönlich gemeint.«
    »Ich will folgendes.« Sara saß an ihrem Schreibtisch und Guff machte sich Notizen. »Zuerst möchte ich in Erfahrung bringen, ob Ehemann und Ehefrau sich vor Gericht gegenüberstehen dürfen. Daran scheint mir mehr als nur einiges faul. Wenn Sie also etwas finden können, das besagt, einer von uns muss sein Mandat niederlegen, gibt Jared den Fall vielleicht ab. Zweitens möchte ich –«
    »Sie haben Angst, gegen ihn anzutreten, stimmt’s?«, fragte Guff.
    »Gegen wen, gegen Jared? Ganz und gar nicht. Warum? Mache ich den Eindruck, als hätte ich Angst?«
    »Vergessen Sie, dass ich auch nur gefragt habe. Wieder zurück: Was wollen Sie sonst noch?«
    »Ich bin vielleicht ein bisschen nervös, aber Angst habe ich, glaube ich, keine.«
    »Okay, ich habe verstanden. Sie haben keine Angst.«
    »Im Ernst. Es lässt mich völlig kalt.« Und als Guff nichts erwiderte, fügte Sara hinzu: »Was hätte ich denn sagen sollen? Natürlich habe ich Angst.«
    »Warum? Bloß weil er Ihr Mann ist?«
    »Zum einen das. Zum anderen tendiert alles dazu, zu Jareds Gunsten zu verlaufen. Ihm fällt einfach alles in den Schoß.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich will es mal so ausdrücken: Im sechsten Semester unseres Jurastudiums nahmen wir beide an einem Seminar über die rechtlichen Aspekte des amerikanischen Präsidentschaftssystems teil. Am ersten Seminartag forderte der Professor

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