Der Fall
was sie will und ich kann nichts tun als daneben sitzen.«
»Dann sollte ich vielleicht lieber nicht aussagen.«
Jared sprang auf und kam hinter seinem Schreibtisch hervor. »Jetzt hören Sie mir mal gut zu! Ich bin hier der Anwalt. Nicht Sie. Wenn Sie irgendein x-beliebiger Mandant wären, wäre mir vollkommen egal, ob Sie den Prozess gewinnen oder nicht. Aber ich werde alles tun, damit Sie ihn gewinnen, und das lasse ich mir nicht von irgendeinem hirnlosen Affen vermasseln! Wenn Ihnen also nichts an der Sache liegt, brauchen Sie es mir nur zu sagen, und ich –«
Kozlow sprang auf und versetzte Jared einen Stoß, dass er gegen die Wand flog. Dann packte er ihn am Revers und drückte ihm die Ellbogen in die Rippen. »Was habe ich Ihnen gestern gesagt? Ich bin kein Idiot, also hören Sie gefälligst auf, mich wie einen zu behandeln.«
Als die Wirkung des Adrenalins nachließ, merkte Jared, dass er ein Problem hatte. »Entschuldigung, ich habe nicht gemeint –«
»Ich weiß genau, was Sie gemeint haben«, sagte Kozlow und ließ Jared los. Während dieser sein Hemd und seine Krawatte in Ordnung brachte, starrte Kozlow stumm aus dem Fenster und drückte die Stirn gegen die Scheibe. Dann begann er leicht damit dagegenzuschlagen. »Wenn ich aussage – stehen dann unsere Chancen, dass wir gewinnen, wirklich besser?«
»Wenn Sie aussagen und glaubwürdig sind, können wir heute Abend schon mit der Organisation der Siegesfeier beginnen. Fälle mit falschen Identifizierungen gehören zu den Fällen, in denen sich die Geschworenen am leichtesten verunsichern lassen. Lassen Sie sich einen plausiblen Grund einfallen, warum Sie um diese Zeit an diesem Ort waren, und der Rest ist ein Kinderspiel. Wissen Sie, wie viele New Yorker in dunklen Jeans und schwarzen Lederjacken rumlaufen?«
»Eine halbe Million?«
»Mindestens«, sagte Jared. »Darum strengen wir uns jetzt ein bisschen an und sehen zu, dass wir Ihre Geschichte einigermaßen auf die Reihe kriegen.«
»Stockwell hat also noch nicht gegen Kozlow die Anklage vertreten?« Sara beugte sich über Guffs Schulter und sah auf den Computermonitor.
»So steht es hier jedenfalls«, antwortete Guff. »Beide Fälle Kozlows wurden von SB As bearbeitet, die nicht mehr hier tätig sind. Aber das heißt nicht, dass sich Stockwell und Kozlow nicht kennen. Es wäre durchaus möglich, dass er Kozlow als Zeugen oder Informanten oder sonst etwas verwendet hat.«
»Können wir das hier nachprüfen?«
»An sich nicht. AJIS ist im Grunde genommen eine komprimierte Datenbank – es enthält nur die wesentlichen Fakten. Es ist zwar eine Spalte für Zeugenlisten vorgesehen, aber meistens ist nichts darin eingetragen. Wenn wir herausfinden wollen, welche Personen in einen bestimmten Fall verwickelt waren, müssen wir die Akten von Hand durchgehen.«
»Gut. Tun wir das.«
»Sara, Stockwell ist schon fast fünfzehn Jahre bei dieser Behörde. Wir reden also von fast tausend Akten – jede davon zehn Zentimeter dick. Allein die Ordner rauszusuchen dauert mindestens eine Woche.«
»Das ist mir egal. Ich will diese Akten!«
»Aber –«
»Guff, wenn eine Verbindung zwischen Stockwell und Kozlow besteht, werde ich es herausfinden. Und dabei ist mir vollkommen egal, wie lange es dauert oder wie viele Seiten ich lesen muss.«
»Es sind Ihre Augen, die Sie sich dabei kaputt machen.«
»Ihre genauso«, hielt Sara dagegen. »Vorerst haben wir noch bis ein Uhr Zeit. Dann kommt Ms. Doniger her. Wenn Sie schon mal die neuesten Akten beschaffen könnten, fangen wir gleich an und arbeiten uns nach hinten vor.«
»Ich soll sie also nicht alle gleichzeitig bringen?«
»Nein – ich möchte nicht, dass Stockwell etwas davon erfährt. Wenn er merkt, was wir vorhaben, sind wir geliefert. Fordern Sie fünfzig seiner Fälle an, fünfzig von Conrad Moore und fünfzig von irgendeinem anderen Staranwalt. Wenn jemand Fragen stellt, sagen Sie, wir wollen sehen, wie die besten SBAs Ihre Prozesse gewinnen.«
Guff grinste. »Sie hängen sich aber wirklich rein, wie?«
»Und ob ich mich reinhänge! Das ist das erste Mal, seit ich hier angefangen habe, dass ich genau weiß, was ich tun muss.«
»Was mache ich hier bloß?«, stöhnte Sara viereinhalb Stunden später. Ihr Schreibtisch und der größte Teil ihres Büros waren unter Stapeln von Aktenordnern und Containern begraben. »Es ist absolut hoffnungslos.«
»Ich habe Sie gewarnt«, sagte Guff. »Und haben Sie auf mich gehört? Nein. Haben Sie mir
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