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Der Fall

Titel: Der Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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eingeschaltet und mir lange Vorträge gehalten, dass sich ein SBA nicht einschüchtern lassen darf. Und uns ist doch hoffentlich beiden klar, dass ich Jared umso besser beschützen kann, je weniger Leuten ich davon erzähle. Außerdem bin ich nicht sicher, ob ich überhaupt möchte, dass er es weiß. Er hat in letzter Zeit für meinen Geschmack ein bisschen viel herumerzählt.«
    »Moment mal! Soll das heißen, Sie trauen Conrad nicht?«
    »Ich traue ihm, aber er plaudert mir etwas zu viel mit Stockwell.«
    »Jetzt hören Sie aber mal! Er hat keine Privatangelegenheiten über Sie weitererzählt.«
    »Mein Leben ist keine Privatangelegenheit? Mein Erfolg in diesem Fall ist keine Privatangelegenheit?«
    »Sara, Sie wissen ganz genau, er heult nur mit den Wölfen. Ohne den üblichen Bürotratsch geht nun mal gar nichts.«
    »Aber finden Sie denn nicht, dass Stockwell –«
    »Sie wissen, ich finde, Stockwell ist eindeutig zu neugierig. Aber das hat nichts mit Conrad zu tun.«
    »Ich weiß, was Sie meinen. Trotzdem möchte ich es ihm nicht erzählen. Haben Sie eigentlich schon etwas von der Spurensicherung bekommen?«
    »Zu Ihren Diensten.« Guff reichte Sara den braunen Ordner, den er in der Hand hielt. »Das Ergebnis der Fingerabdruckanalyse.«
    »Und was ist dabei herausgekommen?«, fragte Sara und öffnete den Ordner.
    »Auf dem Türknauf war ein deutlicher Fingerabdruck, aus dem wir allerdings nicht schlau werden. Er ließ sich zweifelsfrei identifizieren und stammt von einem gewissen Sol Broder.«
    »Wer ist Sol Broder?«
    »Das ist der Haken an der Sache. Sein Foto hatte keinerlei Ähnlichkeit mit Ihrer Zeichnung, aber als sie seinen Namen in den BCI eingaben, spuckte er ein Vorstrafenregister aus, das sich liest wie das Drehbuch eines Scorsese-Films.«
    »Ist doch wunderbar. Und wo ist das Problem?«
    »Na ja, ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll, aber … Sol Broder ist seit drei Jahren tot.«
    Sara ließ den Ordner auf ihren Schreibtisch fallen. »Sie wollen behaupten, der Kerl, mit dem ich gesprochen habe, der Kerl, der Pop die Treppe runtergestoßen hat, ist tot?«
    »Entweder das, oder er ist ein wirklich guter Zauberkünstler.«
    Verärgert saß Rafferty auf dem Rücksitz seines Stadtautos. Rafferty war nur drei Häuser von Frank Sinatras Geburtshaus entfernt in Hoboken, New Jersey, geboren und aufgewachsen, und hatte sich in der Übergangsphase vom Jugendlichen zum Erwachsenen vor allem darauf konzentriert, nicht nur den zahlreichen italienischen Freunden seiner irischen Mutter aus dem Weg zu gehen, sondern auch dem Kleinbürgermief seiner Heimatstadt zu entfliehen. Er war der Erste in seiner Familie gewesen, der ein College besucht hatte, und hatte schon früh alle alten Bindungen gekappt. Er bekam ein Stipendium für das Brooklyn College, ging aber schon nach einem Jahr nach Princeton. Immer höher hinaus.
    In Princeton war Raffertys Zimmergenosse ein kleiner Angeber gewesen, der zufällig auch Erbe eines renommierten Zeitschriftenverlags war. Von ihm lernte Rafferty, wie man sprach, wie man aß und wie man sich anzog. Alles zu dem Zweck, einen guten Eindruck zu machen. In den Winterferien wurde Rafferty in das Ferienhaus seines Zimmerkameraden in Greens Farms, Connecticut, eingeladen. Dort lernte er dessen Vater kennen, der Rafferty seinen ersten Job im Verlagswesen anbot: ein Sommerpraktikum in der Abonnentenabteilung. Mit einem Mal war der Wert solcher Beziehungen für Rafferty nicht mehr nur ein Gerücht; er nahm sehr konkrete Züge an.
    Sein Job hatte nur einen Nachteil. Wegen der schlechten Bezahlung war Rafferty gezwungen, weiter zu Hause bei seiner Mutter zu leben. Nach den Winterferien in Greens Farms, einem Frühlingsausflug nach Martha’s Vineyard und einem Jahr in Princeton war die Rückkehr nach Hoboken eine herbe Enttäuschung. Seiner Meinung nach gehörte er nicht dorthin. Nach diesem Sommer verbrachte er keine einzige Nacht mehr in seiner Heimatstadt. Immer höher hinaus. Als sich daher jetzt sein Wagen durch die schmalen Straßen Hobokens schlängelte, konnte Rafferty seinen Ärger nur mit Mühe verbergen.
    Von Manhattan war Hoboken durch den Lincoln Tunnel in nur zehn Minuten Fahrt zu erreichen, und Rafferty sah die ganze Zeit aus dem Fenster. Als der Wagen sein Ziel erreichte, stellte er fest, dass sich viel verändert hatte. Aus der Zeitung wusste er, dass Hoboken inzwischen von zwei extrem gegensätzlichen Bevölkerungsgruppen bewohnt war: von den fest verwurzelten

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