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Der Fall

Titel: Der Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Italienern, die ihren Lieblingssohn Frank Sinatra als ihr Idol hochhielten, und von den Yuppies, die in Hoboken zu leben für die beste Möglichkeit hielten, die hohen New Yorker Steuern zu umgehen. Auf der Fahrt durch die Straßen, in denen er aufgewachsen war, konnte Rafferty die Folgen dieser Entwicklung deutlich sehen – während sich in den Hauptstraßen ein Yuppie-Café an das andere reihte, gab es in den Seitenstraßen immer noch zahlreiche Tante-Emma-Läden, und die Straßen der ärmsten Viertel waren von Jugendlichen bevölkert, die von nichts anderem sprachen, als wie sie von hier wegkommen könnten.
    Als sich der Wagen der Willow Avenue 527 näherte, sagte Rafferty: »Hier ist es. Parken Sie vor dem Bestattungsinstitut in zweiter Reihe.« Der Fahrer befolgte Raffertys Anweisungen und hielt vor dem Bestattungsinstitut am Ende des Blocks.
    »Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?«, fragte Kozlow, als der Wagen hielt.
    Rafferty antwortete ihm nicht. Er öffnete die Tür und stieg aus.
    Kozlow folgte ihm auf das vierstöckige Backsteinhaus zu und fragte: »Haben Sie ihm gesagt, dass wir kommen?«
    Rafferty drückte auf die Klingel von Wohnung 8. »Lieber würde ich ihn überraschen.«
    Aus der Sprechanlage kam eine raue Stimme. »Wer ist da?«
    »Ich«, sagte Rafferty. »Lass uns rein.«
    »Wer ist ›ich‹?«
    »Oscar«, knurrte Rafferty.
    »Welcher Oscar?«
    Rafferty drosch mit der Faust gegen die Sprechanlage und rief: »Mach endlich die Tür auf, oder ich brech dir deinen Sch –«
    Ein schnarrender Summton ertönte und gewährte ihnen Zugang zu dem Gebäude. Rafferty zog an seinen Aufschlägen und rückte sein Jackett zurecht. Es bestand kein Grund, nervös zu werden, sagte er sich. Bis sie im dritten Stock ankamen, waren Rafferty und Kozlow außer Atem. Als sie auf Wohnung 8 zugingen, flog die Tür auf. Es war der Mann mit den eingefallenen Wangen. »Hallo, Jungs.«
    Am liebsten hätte ihm Rafferty beim Betreten der spartanischen Zweizimmerwohnung einen Stoß gegen die Brust versetzt. Gerade fest genug, um ihm Angst zu machen. In ihm regten sich alte Instinkte, aber er beherrschte sich. Es bestand kein Grund, in frühere Gewohnheiten zurückzufallen. »Elliot, ich dachte, du wolltest hier mal renovieren.« Rafferty schnippte ein Stück abblätternde Farbe von der Wand.
    »Wenn du mir etwas Geld gibst, gern«, antwortete Elliott. »Was gibt’s, Tony?«
    »Das Übliche«, sagte Kozlow.
    »Ich habe dir bereits Geld gegeben«, unterbrach Rafferty die beiden und folgte Elliott in das heruntergekommene Wohnzimmer.
    »Ich meine, nicht nur ein paar lächerliche Lappen. Echte Kohle.«
    »Du weißt, wie ich dazu stehe.« Rafferty steuerte auf einen metallenen Klappstuhl in der Ecke zu. Bevor er sich darauf setzte, wischte er mit der Hand die Sitzfläche sauber.
    »Du bist also nicht gekommen, um mir gute Nachrichten zu bringen?«, sagte Elliott.
    »Eigentlich komme ich, um dir eine Frage zu stellen«, sagte Rafferty. »Montagabend fiel Sara Tates Großvater in der U-Bahn eine Treppe hinunter. Brach sich bei dem Sturz das Becken. Ich wollte mich nur vergewissern, dass du nichts davon weißt.«
    »Und Sara Tate ist die Staatsanwältin, die Kozlows Fall bearbeitet?«, fragte Elliott.
    »Ganz richtig«, sagte Rafferty und hielt in Elliotts hagerem Gesicht nach einer Spur von Falschheit Ausschau.
    »Tut mir leid, davon weiß ich nichts.«
    »Dann hast du Sara also nie getroffen? Hast nie mit ihr gesprochen?«
    »Hey, ich weiß nicht mal, wie sie aussieht«, sagte Elliott mit einem schiefen Grinsen. Sein Tonfall hatte etwas Herausforderndes, so, als wäre er sich seiner Sache sehr sicher. Oder als genösse er einen der seltenen Momente, in denen er am längeren Hebel saß. »Ich kenne diese Frau nicht.«
    »Elliott, kann ich mir ein Soda klauen?«, rief Kozlow aus der Küche.
    »Das ist doch, was du am besten kannst«, rief Elliott zurück, ohne den Blick von Rafferty abzuwenden.
    »Komm mir bloß nicht dumm«, warnte Rafferty.
    »Glaubst du, ich wäre so dumm, mich mit dir anzulegen? Du bist wie ein Vater für mich.«
    »Aber sicher.«
    »Doch, wirklich. Weswegen machst du dir außerdem Sorgen? Ich dachte, du hättest alles fest im Griff.«
    »Habe ich auch«, erwiderte Rafferty. »Solange niemand anfängt, unsere Pläne umzustoßen.«
    »Also, du kannst aufhören, mich zu verdächtigen«, stichelte Elliott weiter. »Ich habe bereits bekommen, was ich wollte. Außerdem möchte ich, dass du es schaffst. Wenn

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