Der Fall
Victor Stockwell.
»Sind Sie Michael McCabe?«, fragte Stockwell mit eisiger Miene.
»Hängt ganz davon ab«, erwiderte der Cop. »Wollen Sie mir eine Vorladung überbringen?«
Mit einem gezwungenen Lächeln sagte Stockwell: »Keineswegs. Ich wollte mich nur vorstellen.« Er reichte McCabe die Hand. »Ich bin Victor Stockwell.«
»Sie sind also der berühmte Victor«, sagte McCabe und schüttelte ihm die Hand. »Was kann ich für Sie tun?« – »Also«, sagte Stockwell und legte McCabe eine Hand auf die Schulter.
»Eigentlich wollte ich Ihnen nur ein paar Fragen stellen.«
»Aber nur kurz. Ich muss nämlich zurück –«
»Keine Angst«, sagte Stockwell. »Es wird nicht lange dauern.«
Eine halbe Stunde später rief Sara Patty Harrison an. Niemand ging ans Telefon. Sie legte auf und wählte Claire Donigers Nummer.
»Hallo«, meldete sich Ms. Doniger.
»Guten Tag, Ms. Doniger. Hier ist Sara Tate. Tut mir Leid, wenn ich Sie störe, aber ich wollte –«
»Worum geht es?«, fragte Ms. Doniger.
Sara versuchte, mit begütigender Stimme weiterzureden. »Ich wollte nur fragen, ob Sie vielleicht etwas Zeit erübrigen könnten, damit wir bei Ihnen vorbeikommen und uns Ihr Haus ansehen. Da wir gerade dabei sind, uns auf den Prozess vorzubereiten, wäre es sehr hilfreich, den genauen Grundriss Ihres Hauses zu kennen, damit sich die Geschworenen ein Bild machen können –«
»Bedaure, aber wie ich Ihnen bereits letzte Woche sagte, bin ich zurzeit sehr beschäftigt. Deshalb nichts für ungut, aber ich muss mich jetzt leider von Ihnen verabschieden. Leben Sie wohl, Miss Tate.« Die Verbindung wurde unterbrochen.
Wutentbrannt stürmte Sara den Gang zu Conrad Moores Büro hinunter. »Können Sie mir helfen, einen Detective zu bekommen?«
»Wozu brauchen Sie einen Detective?«, fragte Moore.
»Wenn ich herausbekommen will, was eigentlich mit Claire Doniger los ist, bin ich auf die Hilfe eines Profis angewiesen. Ich bin nicht Miss Marple – allein schaffe ich das nicht.«
»Beruhigen Sie sich erst mal«, sagte Moore. »Und dann erzählen Sie. Was hat Ms. Doniger getan?«
»Getan hat sie gar nichts. Sie ist nur in keiner Weise bereit, uns zu helfen. Sie will nicht über den Fall sprechen, sie will nicht aussagen, sie will uns nicht in ihr Haus lassen. Man könnte meinen, wir sind der Feind.«
»Lassen Sie sich das auf keinen Fall von ihr bieten.« Moore zeigte mit dem Finger auf Sara. »Ich habe Ihnen schon einmal gesagt: Sie sind diejenige, die am längeren Hebel sitzt, und es ist Ihre Aufgabe, sie zur Mitarbeit zu bewegen. Wenn sie sich keine Zeit nehmen will, hier vorbeizukommen, stellen Sie sie vor die Wahl: Entweder lässt sie Sie eine halbe Stunde ihr Haus besichtigen, oder Sie rücken mit einem Durchsuchungsbefehl bei ihr an, und zwar in Begleitung von einem halben Dutzend Polizisten, einem Fotografen und einem Reporter, die alle nichts lieber täten, als eine besonders ausführliche achtstündige Hausbesichtigung vorzunehmen und alles auf den Kopf zu stellen. Wer weiß, was bei dieser Gelegenheit alles an den Tag kommt? Und wenn sie darauf nicht einsteigt, packen Sie sie an den Schultern und schütteln sie so lange, bis sie zumindest etwas Vernunft annimmt.« Zur Verdeutlichung schüttelte Moore eine imaginäre Person. »Machen Sie sie zur Schnecke, wenn sie nicht spurt.«
Sara musste über Moores Lösung lächeln. »Wissen Sie übrigens, dass Sie richtig reizend aussehen, wenn Sie wütend sind?«
»Danke«, erwiderte er und rückte seine Krawatte zurecht. »Es ist das Vor und Zurück, das Sie so erregt hat, nicht?«
»Wow, wow, wow«, erwiderte Sara lachend, überrascht von Moores Reaktion. »Wer sagt, dass ich erregt war?«
»Ich nicht. Ich habe kein Wort gesagt.«
»Gut, denn ich war nicht mal ansatzweise erregt. Bestenfalls war ich leicht amüsiert.«
»Wunderbar. Streiten Sie ruhig alles ab. Ich will Ihnen weiß Gott nichts in den Mund legen. Und? Gibt es sonst noch etwas?«
»Haben Sie denn nicht zugehört?« Sara lenkte das Gespräch wieder in normale Bahnen. »Ich brauche einen Detective, der mir bei den Ermittlungen hilft.«
Zwanzig Minuten später kam Guff in Moores Büro und fragte: »Was liegt an?«
Sara hielt die Hand hoch und flüsterte: »Conrad versucht uns einen Detective zu beschaffen.«
»Nein, verstehe«, sagte Moore in den Hörer. »Vielen Dank.« Er legte auf und wandte sich Sara zu. »Daraus wird wohl nichts. Sie werden allein klarkommen müssen.«
»Er hat auch
Weitere Kostenlose Bücher