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Der Fall

Titel: Der Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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abgelehnt?«, fragte Sara.
    »Ich kann es kaum glauben«, sagte Moore. »Niemand will uns einen Detective zuteilen. So etwas ist mir noch nie passiert.«
    »Warum stellen sie sich so an?«
    »Zuallererst, sie haben grundsätzlich zu wenig Personal. Dazu kommen noch die Budgetkürzungen. Alle haben solche Angst um ihre Jobs, dass niemand einen unbedeutenden Fall übernehmen will.«
    »Oder es steckt mehr dahinter«, sagte Sara. »Könnte durchaus sein, dass Victor Stockwell –«
    »Jetzt hören Sie endlich auf, Sara«, unterbrach Moore sie. »Nicht einmal Victor Stockwell kennt jeden Detective, den wir anrufen.«
    »Aber er könnte alle Sergeants kennen, die für die Zuteilung der Detectives zuständig sind«, machte Sara geltend.
    »Ach was«, meldete sich Guff vom Sofa her zu Wort. »Ich würde sagen, wir fahren morgen da runter und sehen uns selbst um. Dafür brauchen wir nicht irgendeinen maßlos überschätzten Detective.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Moore. »Gerade aus meinem Mund mag sich das vielleicht seltsam anhören, aber vielleicht sollten Sie das Verfahren doch einstellen und die Sache auf sich beruhen lassen. In Anbetracht dessen, was Monaghan gesagt hat, sollten Sie Ihren ersten Prozess möglichst nicht verlieren. Und wenn ich mir Ihre Zeugenliste ansehe, sieht es nicht so aus, als hätten Sie viel, worauf Sie sich stützen können.«
    Sara biss sich zwar auf die Lippen, konnte aber nicht umhin, ihm Recht zu geben. Allerdings war ihr seit Pops Unfall klar, dass es nicht mehr nur um ihren Job ging. Inzwischen hatte sich der Einsatz erhöht. Jetzt stand Jareds Leben auf dem Spiel. »Nein«, erklärte sie deshalb. »Ich kann das Verfahren nicht einstellen.«
    »Aber wenn Sie diesen Fall vom Hals haben, können Sie sich stärker auf die anderen konzentrieren und –«
    »Ich konzentriere mich auch auf die anderen Fälle.«
    »Tatsächlich?«
    »Ich konzentriere mich auf sie«, wiederholte Sara. »Wenn wir für diesen keinen Detective bekommen können, werde ich mich selbst darum kümmern. Morgen früh statten wir Claire Doniger einen Besuch ab und sehen, was wir finden.«
    Um halb zwei machte sich Jared auf den Weg, um im Chez Wayne, dem kanzleieigenen Restaurant, zu Mittag zu essen. Tag für Tag tauschten dort über dreihundert Angestellte den neuesten Klatsch aus und stopften sich dabei die Bäuche voll.
    Doch Jared, der im hinteren Teil des Raums saß, achtete nicht auf die Unterhaltungen seiner Kollegen. Während er seine Minestrone löffelte, war er in Gedanken ganz bei seinem Fall. Obwohl er wusste, dass der Prozess noch nicht gewonnen war, hatte er doch ein gutes Gefühl bei der Sache. Sara hatte noch immer so gut wie keine Informationen, und die Zusammenarbeit mit ihren Zeugen gestaltete sich zusehends schwieriger. Endlich sah es für die Verteidigung ganz gut aus, und was das Beste war: Seiner Frau würde nichts passieren! Als Jared Marty Lubetsky in den Speisesaal kommen sah, hob er daher die Hand, um seinen Chef auf sich aufmerksam zu machen.
    Mit seinem Tablett in den Händen kam Lubetsky auf Jared zu. »Warum plötzlich so gut gelaunt?«
    »Ach, nur so«, erwiderte Jared. »Ich dachte gerade an den Ameri-Tex-Fall von letzter Woche.«
    »Jared, Sie werden doch nicht nach Komplimenten fischen?«
    »Davon kann überhaupt keine Rede sein.«
    »Ach, wirklich nicht?« Lubetsky stellte sein Tablett ab und setzte sich. »Aber machen Sie sich keine Sorgen – ich habe Kopien der Anträge. Das war gute Arbeit.«
    »Danke.«
    »Aber jetzt erzählen Sie mir vom Fall Kozlow. Wie sieht es aus?«
    »Gut. Sehr gut. Ich hoffe immer noch auf eine Einstellung des Verfahrens, obwohl ich nicht glaube, dass meine Frau sich darauf einlässt.«
    »Wie steht sie da?«
    »Auf zunehmend verlorenem Posten. Bis zum Ende der Woche wird sie, glaube ich, einsehen, dass sie keine Chance mehr hat. Und sobald sie in Panik gerät, habe ich ein paar spezielle Tricks auf Lager.«
    Sara stand gegen die Tür des U-Bahnwaggons gelehnt. Sie wusste, es sah nicht gut aus für sie. Von dem Moment an, in dem sie den Fall übernommen hatte, war es beständig bergab gegangen. Und egal, wie sehr sie sich auch anstrengte, gelang es ihr nicht, diese Talfahrt zu bremsen. Je weiter die U-Bahn nach Norden fuhr, desto mehr Pendler stiegen ein und drängten sie in die Mitte des Waggons. Mit Rücken und Schultern zwischen lauter Fremden eingekeilt, bekam sie allmählich Platzangst. Damit ihr nicht so heiß wurde, öffnete sie ihre Jacke, aber die

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