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Der Fall

Titel: Der Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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fester. »Herrgott noch mal, Sara, warum musst du nur so stur sein?«
    »Komisch«, entgegnete Sara kühl, als sie die Küche verließ. »Das Gleiche wollte ich dich gerade fragen.« Und als sie die Schwingtür aufdrückte, fügte sie hinzu: »Noch viel Spaß auf der Party.«
    »Sie sehen schrecklich aus«, sagte der Liftführer eine Woche später zu Sara.
    »Sie hätten mich erst mal nach dem Aufstehen sehen sollen«, sagte Sara. Dicke Tränensäcke ließen ihren hellen Teint dunkler erscheinen. »Es hat mich eine ganze Stunde gekostet, mich wenigstens so hinzukriegen.«
    »So ist es meistens – beginnt man einen Fall zu verlieren, beginnt man auch den Schlaf zu verlieren.«
    »Wer sagt, dass ich meinen Fall verliere?«, fragte Sara, als die Lifttüren zugingen.
    »Werden Sie nicht sauer auf mich, ich sage Ihnen nur, was ich höre. Es heißt, dass Sie gegen Ihren Mann antreten. Also, wenn Sie sich unbedingt selbst zerfleischen wollen, hätte es auch weniger schmerzhafte Möglichkeiten gegeben.« Als Sara auch nicht den Anflug eines Lächelns zeigte, fügte er hinzu: »Es wird richtig gemein und schmutzig, oder nicht?«
    Sara nickte. »Anfangs, als er den Fall übernahm, machte mich die Vorstellung, ihm schaden zu können, halb wahnsinnig. Aber jetzt … jetzt fängt es an, persönlich zu werden. Jeden Tag finden wir neue Möglichkeiten, uns gegenseitig in den Rücken zu fallen.«
    »Das ist doch klar. Angst lässt sich am besten durch Wut verbergen. Das ist zwangsläufig der nächste Schritt. Eigentlich dürfte Sie das nicht überraschen.«
    »Ich bin nicht überrascht, ich bin nur enttäuscht. Ich dachte, wir wären stärker.«
    »Mit Stärke hat das nichts zu tun. Je länger es dauert, desto gemeiner wird es. Und eins kann ich Ihnen sagen, meine Liebe, es wird sogar noch gemeiner werden.«
    »Darnell«, sagte Sara und lehnte sich gegen die Rückwand der Liftkabine. »Sie haben wirklich ein Talent, einem Mut zu machen.«
    »Wie finden Sie dann das?«, fragte er, als der Lift im sechsten Stock ankam. In einer perfekten Ethel-Merman-Imitation sang er: »You’ll be swell, you’ll be great – gonna have the whole world on your plate. Starting here, starting now …«
    »Everything’s coming up roses …«, fiel Sara mit ein, als sie den Lift verließ. »Danke, Darnell«, fügte sie durch die zugehende Fahrstuhltür hinzu.
    Als sie den Flur hinunterging, sah Sara, dass Officer McCabe an Guffs Schreibtisch lehnte und auf sie wartete. Sie warf einen Blick auf die Anwesenheitstafel. Der kleine Magnet neben Victor Stockwells Namen war in der »Abwesend« -Spalte. Er war noch nicht da. Erleichtert eilte Sara auf McCabe zu und zog ihn in ihr Büro.
    »Ist irgendwas?«, fragte er.
    »Nein, nein.« Sara schloss die Tür hinter ihm. »Mir fiel nur eine Frage ein, mit der Sie mir hoffentlich weiterhelfen können.«
    »Dann fragen Sie.«
    »Halten Sie sich nach einer Festnahme über den weiteren Verlauf des Falls auf dem Laufenden?«
    »Das hängt vom jeweiligen Fall ab. Wenn es einer ist, bei dem mein Partner erschossen oder ein Freund oder Verwandter verletzt wurde, würde ich die Sache auf jeden Fall weiterverfolgen. Aber wenn es sich um eine Lappalie handelt, reicht normalerweise die Zeit gar nicht, um sich weiter darüber auf dem Laufenden zu halten – vor allem, wo es bei den meisten Fällen gar nicht zu einem Prozess kommt.«
    »Würden Sie das hier als Lappalie bezeichnen?«
    »Ein unbewaffneter Einbruch? Das ist kaum schlimmer, als bei Rot die Straße überqueren. Von der Sorte habe ich jede Woche mehrere. Ich habe gar nicht die Zeit, um mich über jeden Einzelnen auf dem Laufenden zu halten.«
    »Wenn also ich – oder sonst ein SBA – einen solchen Fall einfach unterschlagen würde, bekämen Sie das gar nicht mit?«
    »Wenn ich die Sache weiterverfolgen würde, würde ich es natürlich merken, aber aller Wahrscheinlichkeit nach würde ich mir kaum die Mühe machen. Ich muss Kozlow nur aus dem Verkehr ziehen – um alles Weitere kümmern Sie und Ihre Kollegen sich.«
    »Auf jeden Fall«, sagte Sara. »Vor allem, wenn wir denken, es sieht gerade niemand hin.«
    Als McCabe Saras Büro verließ, sah er zwei Kollegen aus seinem Revier auf dem Flur herumstehen. Nachdem sie sich kurz über ihre Fälle unterhalten und die jüngsten dienstlichen Neuigkeiten ausgetauscht hatten, steuerte McCabe auf den Lift zu. Als er am Tisch des Sicherheitsbeamten durch die Sperre gehen wollte, versperrte ihm jemand den Weg. Es war

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