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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Blicke.
    »Wen dann?«
    »Terentius, den Stadtwächter!«
    Der junge Bursche trat einen Schritt zurück und zog sein kurzes Amtsschwert. »Das geht nun wirklich zu weit, du Barbarin!«,
     schrie er wütend. »Ich bin ein Römer. Dir wird hier niemand glauben.«
    Tullius’ verzweifelter Ausbruch kam unerwartet. »Was hast du getan, Terentius?«, rief er mit sich überschlagender Fistelstimme.
     »Ich habe dich mehr geliebt als mein Leben, und du hast alles zunichte gemacht.«
    Er rannte auf ihn zu, als wollte er ihn umarmen, verharrte aber plötzlich regungslos. Unversehens war er in das Schwert gelaufen,
     das der
custos
abwehrend vor sich hielt. Ein gurgelnder Schrei entrang sich seiner Brust, Blut spritzte aus seinem Mund, und er fiel nach
     vorn. Enodoc griff zu und entriss dem Wächter das Schwert. Der wehrte sich nicht, stand steif da und starrte auf den Leichnam
     seines Freundes.
    »Nur für dich, Tullius, habe ich das getan!«, jammerte er, sank auf die Knie und griff nach der Hand des Toten. »Für dich,
     nur für dich!«
     
    Kurze Zeit später saßen Fidelma, Pater Cornelius und Abt Miseno beisammen.
    »Ich war mir nicht sicher, ob Tullius und Terentius das gemeinsam geplant hatten oder ob sogar du, Abt Miseno, in den Plan
     mit einbezogen warst«, sagte sie.
    |292| Miseno schaute gequält drein. »Ich mag ja ein Narr sein, Schwester, und falsche Entscheidungen treffen, aber ein Mörder bin
     ich nicht.«
    »Wie bist du dahintergekommen, dass Terentius der Mörder war?«, fragte Pater Cornelius. »Das begreife ich nicht.«
    »Da war zunächst das Motiv. Die Vermutung, Docco sei mit Vorbedacht umgebracht worden, ließ sich schnell widerlegen. Dafür
     gab es zu viele Unwägbarkeiten: Man war von zu vielen Zufällen abhängig und konnte nicht sicher sein, dass der Gallier das
     erste und beabsichtigte Opfer wurde. Ich musste also nach einem anderen Motiv suchen, und so verborgen war das gar nicht.
     Ich habe ja erläutert, dass die Auslegung, die Abt Miseno dem Mysterium der Transsubstantiation gab, mir ein Fingerzeig war.
     Das Motiv bestand darin, dich, Pater Cornelius, in Verruf zu bringen. Wem hätte das genutzt? Offenbar Tullius, dem Diakon.«
    »Und dennoch hast du Tullius für unschuldig gehalten.«
    »Wäre er daran beteiligt gewesen, hätte er sich ein besseres Alibi zurechtgelegt, denn anfänglich schien es ja, dass nur er
     die Gelegenheit gehabt hätte, den Wein zu vergiften. Dann erfuhr ich, dass Tullius einen Liebhaber hatte. Da wurde mir klar,
     das Terentius, der
custos
, der Täter sein musste.«
    »Was hat dich so sicher gemacht?«
    »Terentius war der Einzige, der die Gelegenheit hatte, das Gift in den Kelch zu tun. Er sagte mir, er hätte die Kirche durchs
     Hauptportal betreten, kurz bevor der Seemann aus Gallien durch die Sakristei in die Kirche kam. Zum anderen erzählte er jedoch,
     er wäre die Straße entlanggekommen und hätte gesehen, wie ihr beide euch draußen auf dem Pfad vor der Sakristei gestritten
     habt.«
    »Stimmt, wir haben uns wirklich gestritten«, bestätigte Miseno.
    |293| »Das will ich glauben. Aber die Sakristei, vor der ihr standet, hat ihren Zugang von einem Pfad auf der anderen Seite der
     Kirche, wie ich von Enodoc erfuhr. Man muss einen ziemlichen Umweg machen, um ans Hauptportal zu gelangen. Für den blieb Enodoc
     keine Zeit, und deswegen ist er durch die Sakristei in die Kirche gestürmt.«
    »Dem kann ich nun gar nicht folgen.«
    »Wenn Terentius euch beide beim Wortwechsel gesehen hat, und das war auf dem Pfad vor der Sakristei, dann war er folglich
     auf der anderen Seite der Kirche. Was hatte er da zu suchen? Warum ist er nicht wie Enodoc durch die Sakristei gegangen, wo
     doch die Messe gleich beginnen sollte? Schließlich hatte er sich mit Tullius oft genug dort getroffen.
    Er hat euch miteinander streiten sehen, hat abgewartet, bis ihr hineingegangen wart, hat durchs Fenster der Sakristeitür beobachtet,
     was drinnen vorging, und als Tullius das Brot in die Kirche brachte, schlüpfte er hinein, tat das Gift in den Wein und verschwand.
     Danach eilte er um die Kirche herum, betrat das Gebäude durch das Portal und hatte sich so ein Alibi verschafft.«
    »Und er hat die schreckliche Tat aus keinem anderen Grund begangen als dem, Tullius zu helfen, hier Pfarrer zu werden?«, fragte
     Miseno verwundert.
    »Ja. Er hatte gedacht, es wäre unerheblich, wen das Gift tötete, es käme nur darauf an, dass du glaubtest, Cornelius könnte
     nicht länger

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