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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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sich von ihm auch seine Geschichte vom Fund der Leiche bestätigen lassen.
    Aedo war ein schlichter, argloser junger Mann, der seinem Bericht nichts hinzuzufügen hatte. Er erzählte ihr, er sei bei seiner
     Rückkehr ins Kloster so verstört gewesen, dass er nur noch dem Vater Superior Bericht erstatten konnte, dann sei er von seinen
     Gefühlen überwältigt worden und erkrankt. Pater Allán und drei andere Brüder waren sofort aufgebrochen, um Moenach zu suchen
     und die Verfolgung von Muirenn aufzunehmen.
    Fidelma sah sich auf der kleinen Lichtung um. Sie erwartete nicht, hier etwas zu entdecken, das ihr irgendwie helfen könnte.
     Trotzdem war es nützlich, sich den Tatort einzuprägen. Ohne Bruder Aedo hätte sie die Stelle kaum finden können, denn in dem
     großen Waldstück gab es viele ähnliche kleine Lichtungen. Sie bat Aedo, zum Kloster zurückzukehren, und setzte ihren Weg bergab
     fort.
    Wie Pater Allán ihr gesagt hatte, stand am Fuß des Bergs eine kleine Hütte. Auf einer Wäscheleine, die zwischen zwei Bäumen
     befestigt war, hingen frisch gewaschene Mönchsgewänder. Ein älterer, untersetzter Mann pflückte Äpfel. Er schaute Fidelma
     misstrauisch entgegen.
    »Ist hier das Heim von Ainder, der Tochter des Illand?«
    »Ich bin Illand«, erwiderte der Mann. »Meine Tochter ist im Haus.«
    |312| »Ich bin Fidelma von Kildare und möchte mit ihr sprechen.«
    Der Mann zögerte, ehe er mit einer Handbewegung auf die Hütte deutete.
    »Sei uns willkommen, Schwester Fidelma. Meiner Tochter geht es nicht gut …«
    »Aber doch gut genug, um die Schwester zu empfangen …«, ertönte von drinnen eine leise Sopranstimme.
    In der Tür der Hütte erschien ein junges Mädchen, blond und schlank und kaum mehr als vierzehn Jahre alt.
    »Bitte, Vater«, beharrte das Mädchen, ehe Illand noch etwas einwenden konnte. »Ich bin erwachsen und kann meine eigenen Entscheidungen
     treffen.«
    Illand zuckte vielsagend die Achseln.
    »Ich habe noch zu tun«, murmelte er griesgrämig, nahm den Korb mit den Äpfeln und entfernte sich.
    Das Mädchen wandte sich bleich, aber mit entschlossenem Blick Fidelma zu.
    »Du musst die
dálaigh
sein, auf die Pater Allán gewartet hat«, sagte sie. »Warum kommst du zu mir?«
    »Ich höre, dass du die Wäscherin des Klosters bist«, erwiderte Fidelma. »Lebst du hier mit Mutter und Vater?«
    Ein Schatten legte sich auf die Züge des Mädchens.
    »Meine Mutter ist schon viele Jahre im Reich der Wahrheit«, antwortete sie und benutzte die beschönigende irische Wendung,
     die bedeutete, dass ihre Mutter tot war.
    »Das tut mir leid.«
    »Kein Grund zur Trauer«, meinte das Mädchen.
    Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich um, ging in die Hütte hinein und bedeutete Fidelma, ihr zu folgen. Die Schwester setzte
     sich auf den Stuhl, den ihr Ainder mit einer Handbewegung zuwies. Das junge Mädchen nahm ihr gegenüber Platz und musterte
     sie eingehend.
    |313| »Ich freue mich, dass du eine Frau bist, und eine junge Frau noch dazu.«
    Fidelma zog überrascht die Augenbrauen hoch.
    »Warum das?«
    »Ich glaube, du bist hergekommen, um mich über Nath zu befragen.«
    »Was weißt du über Bruder Nath?«
    »Er möchte mich heiraten.«
    Fidelma blinzelte und seufzte.
    »Ich verstehe.« Nach dem Gesetz des
Fénechus
konnten Ordensleute heiraten und taten das auch. »Nath ist also in dich verliebt?«
    »Ja, das ist er.«
    Eine kleine Betonung ließ Fidelma ein verborgenes »aber« vermuten.
    »Aber dein Vater ist dagegen?«, riet Fidelma.
    »O nein!« Die Worte sprudelten rasch hervor. »Er weiß nichts davon.«
    »Weißt du, dass Nath verschwunden ist?«
    Ainder nickte mit niedergeschlagenen Augen.
    »Du weißt, dass Bruder Moenach ermordet wurde und Bruder Nath am gleichen Tag verschwunden ist? Die Sache sieht schlecht für
     ihn aus.«
    Ainder schien verwirrt.
    »Aber hat nicht die alte Frau, Muirenn, Moenach umgebracht?«, fragte sie.
    »Das herauszufinden, bin ich gekommen. Was weißt du über Naths Verschwinden?«
    Das Mädchen zögerte und stieß dann einen tiefen Seufzer aus.
    »Nath hatte Angst, nachdem Moenach ermordet worden war. Weißt du, niemand glaubte uns, wie bösartig Moenach wirklich |314| war. Mit seinen Lügen hat er sogar erreicht, dass Bruder Follamon aus dem Orden ausgestoßen wurde.«
    »Wieso weißt du davon?«
    »Ich bin hier aufgewachsen, im Schatten von Pater Alláns Kloster. Mein Vater kümmert sich dort um den Garten, und seit dem
     Tod meiner Mutter bin ich die

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