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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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ist. Bringt man uns |317| nicht bei, dass die Wahrheit über allen anderen Dingen steht? Nath kann nicht für immer in seinem Versteck bleiben. Ich kann
     keinen Gesetzlosen heiraten, der sich ständig in Moor und Heide und finsteren Schlupflöchern verbergen muss. Ich habe Nath
     viele Male gedrängt, er solle sich stellen und darauf vertrauen, dass die Wahrheit sein Schild ist.«
    Fidelma lehnte sich zurück und betrachtete das Mädchen nachdenklich.
    »Dir ist klar, wie schlimm Naths Lage ist, wenn er nicht zurückkommt und sich von mir befragen lässt?«
    »Ja. Ich glaube, dass er das machen sollte und dass die Wahrheit ihn befreien wird.«
    »Wenn das so ist, verrätst du mir dann, wo sich Nath versteckt hält?«
    Das Mädchen senkte die Augen. Lange Zeit sagte sie nichts. Dann seufzte sie, als hätte sie einen Entschluss gefasst.
    »Darf ich Nath zu dir bringen?«
    »Wie er zu mir gelangt, ist mir einerlei«, erwiderte Fidelma. »Solange er nur vor mir erscheint.«
    »Dann bringe ich ihn in der Abenddämmerung zur Hütte von Muirenn.«
     
    Fidelma erwartete nicht, dass Bruder Nath an diesem Abend wirklich kommen würde. Irgendwie traute sie Ainder nicht. Sie war
     bereits eine halbe Stunde in Muirenns Hütte, als sie Ainder leise rufen hörte.
    Fidelma saß auf einem Stuhl neben der grauen Asche des erloschenen Torffeuers, da erschien Ainders Gestalt im Türrahmen.
    Fidelma stand auf und zündete eine Kerze an.
    Erst da bemerkte sie den blassen jungen Mann im Ordensgewand, der nervös hinter dem Mädchen stand.
    |318| »Du bist also Nath?«, fragte sie.
    Ainder zog den jungen Mann an der Hand hinter sich her in die Hütte und schloss rasch die Tür.
    »Ich habe ihm gesagt, dass er sich vor dir nicht zu fürchten braucht, Schwester Fidelma, wenn er nur die Wahrheit spricht.«
    Fidelma musterte den jungen Mönch. Er hatte ein frisches Gesicht und zerzauste Haare. Er wirkte leicht verwirrt, als sei er
     in Ereignisse hineingeraten, über die er keinerlei Gewalt mehr hatte. Ein mütterliches Gefühl regte sich in Fidelma, denn
     der junge Mann hatte den verlorenen Blick eines kleinen Jungen, der sich allein im dunklen Wald verirrt hat. Sie schüttelte
     den Kopf, um dieses Gefühl zu vertreiben.
    Mit einer Handbewegung lud sie ihn ein, sich hinzusetzen.
    »Erzähle mir deine Geschichte, Nath«, forderte sie ihn auf und nahm ihrerseits Platz.
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen«, antwortete der Junge ruhig. »Ich liebe Ainder und möchte sie heiraten. Moenach war schon
     immer mein Feind, meiner und der meiner Mitbrüder. Er war bereits als Kind ein Tyrann, und er blieb auch als junger Mann einer.
     Nichts machte ihm mehr Freude, als uns Böses zuzufügen. Doch wie jeder echte Tyrann wusste er sich auch bei seinen Vorgesetzten
     einzuschmeicheln. Pater Allán wollte nichts Schlechtes über ihn hören. Moenach brachte es fertig, dass Bruder Follamon aus
     dem Orden …«
    »Davon weiß ich. Ich habe schon mit Bruder Ninnedo gesprochen.«
    »Dann weißt du, wie Moenach wirklich war?«, fragte Nath.
    »Ich weiß nur, was man mir berichtet hat. Als Ainder zu dir kam und erzählte, was ihr widerfahren war, wurdest du da sehr
     zornig?«
    Nath senkte den Kopf und seufzte.
    »Ich bin immer noch wütend. Ich bedaure Moenachs Tod |319| nicht. Man hat uns gelehrt, die zu lieben, die unsere Feinde sind, die uns Böses zufügen. Ich bringe das nicht fertig. Ich
     begrüße diese letzte Strafe, die über Moenach verhängt wurde. Mein Herz frohlockt darüber. Allerdings sagt mir mein Verstand,
     dass dies nicht das Gesetz und nicht der Weg des Lebendigen Gottes ist.«
    »Hast du Moenach getötet?«
    »Nein!«, stieß er krächzend hervor.
    »Warum bist du dann weggelaufen? Man hatte doch Muirenn eingesperrt, und alle anderen in der Gemeinschaft hielten sie für
     die Schuldige. Warum hast du durch die Flucht den Verdacht auf dich gelenkt?«
    Nath schaute sie verdutzt an.
    »Viele haben nicht an Muirenns Schuld geglaubt und dachten, Pater Allán wollte sie nur als Sündenbock benutzen, um Moenachs
     guten Ruf zu wahren.«
    »Aber wenn sie wussten, dass Muirenn unschuldig war, dann müssen sie doch auch gewusst haben, dass jemand anderer der Täter
     war. Indem du wegliefst, hast du ihnen einen Verdächtigen geliefert.«
    Nath schüttelte den Kopf. »Wenn man sicher ist, dass eine Person unmöglich einen Mord begangen haben kann, so heißt das doch
     noch lange nicht, dass man den Täter kennt.«
    »Das stimmt«, gab Fidelma

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