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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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schon zu spät war. Man hatte ihm den Schädel eingeschlagen. Ihm war nicht mehr
     zu helfen. Ohne zu überlegen, hob ich den Stein auf, der neben seinem Kopf lag. Er war mit Blut befleckt.
    Da vernahm ich hinter mir einen Aufschrei. Ich drehte mich um und sah am Rand der Lichtung einen anderen Mönch stehen. Er
     starrte zu mir hin. Ich rappelte mich auf und rannte voller Schrecken nach Hause in meine Hütte.«
    Fidelma zog fragend eine Augenbraue in die Höhe.
    »Warum bist du erschrocken und weggerannt, als du den Mönch dort stehen sahst? Es wäre doch sicherlich besser gewesen, ihn
     um Hilfe zu bitten?«
    Muirenn grummelte wütend.
    »Ich bin davongelaufen, weil ich dachte, der Mörder sei zurückgekehrt.«
    |303| »Wie bist du darauf gekommen?«, fragte Fidelma. »Es war doch ein Mönch aus der Ordensgemeinschaft.«
    »Genau. Als ich auf die Lichtung kam, sah ich, wie jemand durch die Büsche davonlief. Ich konnte einen Blick auf seinen Rücken
     erhaschen. Er trug eine braune Kutte. Moenach ist von einem Mitbruder aus seiner Gemeinschaft umgebracht worden. Ich habe
     ihn nicht getötet.«
     
    Draußen vor der Zelle schaute Pater Allán Fidelma erwartungsvoll an.
    »Möchtest du immer noch Bruder Aedo sprechen, oder hast du deine Untersuchung abgeschlossen?«
    Hörte sie da einen gewissen Eifer aus seiner Stimme heraus? Er schien geradezu versessen darauf, dass sie einfach seine Vermutung
     bestätigte, Muirenn sei die Mörderin. Fidelma schürzte die Lippen und starrte ihn einen Augenblick lang an, ehe sie antwortete.
    »Ich habe meine Untersuchung eben erst begonnen«, erwiderte sie leise. »Sag mir, wie viele Brüder leben in dieser Gemeinschaft?«
    »Was hat das denn damit zu tun, dass …« Pater Allán biss sich auf die Zunge, als er sah, dass das zornige Feuer in ihren Augen
     wieder aufblitzte. »Insgesamt sind wir zehn Brüder.«
    »Hatte Bruder Moenach Gefährten, Freunde, die ihm besonders nahestanden?«
    »Wir sind alle Gefährten.« Der Vater Superior schniefte. »Gefährten im Dienste Christi.«
    »War er bei allen in der Gemeinschaft wohlgelitten?«, fragte sie noch einmal.
    »Natürlich«, erwiderte Pater Allán schroff. »Und warum auch nicht?«
    Fidelma unterdrückte einen Seufzer.
    |304| »Hat man seine Zelle schon ausgeräumt?« Sie versuchte es auf eine andere Weise.
    »Ich denke schon. Das müsste Bruder Ninnedo wissen. Er kümmert sich hier um den Garten.« Der Vater Superior deutete auf einen
     blonden jungen Mönch, der an der anderen Seite des Wiesenhangs einen Busch beschnitt. »Komm, ich werde …«
    Fidelma hob abwehrend die Hand.
    »Ich sehe ihn. Mach dir keine Mühe, Vater Superior. Ich spreche mit ihm. Ich komme zu dir zurück, wenn ich hier fertig bin.
     Lass bitte Bruder Aedo wissen, dass ich mit ihm reden möchte, nachdem ich mit Bruder Ninnedo gesprochen habe.«
    Mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt und ging auf den jungen Mann zu, der eifrig über seine Arbeit gebeugt war.
    »Bruder Ninnedo?«
    Der Mönch blickte auf. Er wirkte verlegen. Seine Augen huschten zu Pater Allán, dessen Gestalt sich hinter Fidelma rasch entfernte.
    »Ich bin eine
dál …«
, begann Fidelma sich vorzustellen.
    Ehe sie noch mit ihrer Erklärung fertig war, unterbrach sie der junge Mann.
    »Du bist eine
dálaigh
, ich weiß. Wir erwarten dich schon seit einigen Tagen.«
    »Gut. Und weißt du, warum ich hier bin?«
    Der junge Mann nickte schlicht.
    »Ich höre, dass du dir mit Bruder Moenach eine Zelle geteilt hast. Dann nehme ich an, dass du ihn gut kanntest?«
    Fidelma war überrascht, als sie auf dem Gesicht des jungen Mönchs unverhohlenen Abscheu wahrnahm.
    »Allerdings kannte ich ihn ziemlich gut.«
    »Aber du mochtest ihn nicht?«, fragte sie schnell.
    »Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte Ninnedo vorsichtig.
    |305| »Das war auch nicht nötig. Warum hast du ihn nicht gemocht? Wenn man Pater Allán Glauben schenkt, war Bruder Moenach doch
     geradezu ein Heiliger.«
    Ninnedo lachte bitter auf.
    »Ich mochte ihn nicht, weil er ein übler Bursche war und nicht zur Arbeit im Weinberg des Herren taugte. Pater Allán konnte
     er vielleicht täuschen. Viele Leute vermochte er zu narren, die so selbstzufrieden sind, dass sie gar nicht merken, wenn ein
     widerlicher Speichellecker ihrer Eitelkeit mit voller Absicht schmeichelt. Doch Bruder Fogartach und ich, wir mussten die
     Zelle mit ihm teilen. Wir kannten seine üblen Machenschaften.«
    Fidelma hatte den Kopf leicht zur Seite

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