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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Wäscherin der Gemeinschaft. Follamon, Ninnedo und Moenach kamen zusammen als Zöglinge ins Kloster.
     Als sie letztes Jahr das Alter der Wahl erreichten und ihre eigenen Entscheidungen treffen durften, beschlossen sie alle drei,
     in der Gemeinschaft von Pater Allán zu bleiben. Sie kannten einander gut. Follamon, Nath und Ninnedo wurden Freunde.«
    »Aber Moenach nicht?«
    Das Mädchen schauderte.
    »Nein!« Ihre Stimme klang sehr entschieden. Zu entschieden.
    »Warum mochtest du Moenach nicht?«
    Ainder hob die Augen zu Fidelma. Ihre Wangen waren hochrot. Dann senkte sie den Blick und formulierte ganz besonders sorgfältig:
     »Ich will dir die Wahrheit nicht verschweigen, Schwester. Am Tag, bevor Moenach umgebracht wurde, hat er mich angegriffen.«
    Fidelma schrak zusammen.
    »Er hat dich angegriffen?«
    »Er hat mich vergewaltigt.«
    Fidelma bemerkte, dass sie das Wort
forcor
benutzte, das eine brutale Vergewaltigung bezeichnete, einen gewaltsamen Überfall, der nach dem Gesetz von
sleth
unterschieden wurde, dem Begriff für alle anderen Formen sexueller Beziehungen mit einer Frau gegen deren Willen.
    »Erkläre mir die Umstände, Ainder. Und lass dich warnen, dass dies eine sehr ernste Anschuldigung ist.«
    |315| Ainders Gesicht verhärtete sich.
    »Für mich ist es auch eine ernste Sache, denn wer wird nun meinen Brautpreis zahlen?«
    Den Brautpreis, der zwischen der Braut und ihrem Vormund, gewöhnlich ihrem Vater, aufgeteilt wurde, zahlte gewöhnlich der
     Ehemann. Dieser Preis war an die Jungfräulichkeit der Braut gebunden. Falls sie keine Jungfrau mehr war, waren die Folgen
     Erniedrigung und finanzieller Verlust.
    »Nun gut, jetzt erzähle mir, was geschehen ist«, forderte Fidelma sie auf.
    »Ich trug an jenem Tag einen Korb mit Wäsche zum Kloster hinauf. Dabei überraschte mich Moenach. Er hasste mich, weil er wusste,
     dass Nath mich liebt. Erst hat er mich beleidigt, dann zu Boden geschlagen und vergewaltigt. Danach … sagte er, niemand würde
     mir glauben, wenn ich davon erzählte, denn es sei in der Gemeinschaft wohlbekannt, dass ihm Äbte und Könige ihr Vertrauen
     schenkten.«
    »Hat er dich wirklich überfallen?«, erkundigte sich Fidelma. »Dir ist doch der Unterschied zwischen
forcor
und
sleth
klar?«
    »Moenach war stark. Ich konnte mich gegen ihn nicht wehren. Er hat mich tatsächlich überwältigt.«
    »Und du hast Nath davon erzählt?«
    Das Mädchen hielt einen Augenblick lang inne, musterte Fidelmas Gesicht unter den Augenlidern hervor und nickte dann schnell.
    »Ah ja. Und Nath war natürlich wütend?«
    »Ich habe ihn nie zuvor so zornig gesehen.«
    »Wann war das? Wie lange vor dem Mord an Moenach?«
    »Er hat Moenach nicht getötet.«
    Fidelma lächelte dünn.
    »Ich habe keine solche Anschuldigung ausgesprochen. Aber warum beharrst du so sehr darauf?«
    |316| »Er würde so etwas nicht tun. Es ist nicht Naths Art.«
    »Es ist in der Natur der meisten Menschen, wenn sie nur das richtige Motiv haben. Also beantworte bitte meine Frage: Wie lange
     vor dem Mord an Moenach hast du Nath von dem Überfall erzählt?«
    »Am gleichen Nachmittag, als Moenach getötet wurde. Kaum eine Stunde vorher.«
    »Wann hast du von Moenachs Tod gehört?«, erkundigte sich Fidelma.
    »Nun …« Das Mädchen verzog das Gesicht. »Das war, als Pater Allán und einige andere aus dem Kloster kamen, um Muirenn zu suchen.
     Pater Allán sagte, man hätte sie mit der Tatwaffe in der Hand erwischt.«
    »Hast du danach Nath noch einmal gesehen?«
    Ainder schien zu zögern, ehe sie antwortete. Also wiederholte Fidelma ihre Frage noch einmal mit großem Nachdruck.
    »Am gleichen Abend«, erwiderte das Mädchen widerwillig. »Er kam zu mir und hatte große Angst. Er hatte die Nachricht gehört
     und fürchtete um seine Sicherheit.«
    »Er muss doch gewusst haben, dass man Muirenn verdächtigte. Warum ist er also weggelaufen?«
    »Weil er glaubte, man würde ihn beschuldigen. Es war allgemein bekannt, dass er Moenach nicht mochte. Und Nath glaubte, dass
     man ihn des Mordes bezichtigen würde, sobald jemand erfuhr, dass Moenach mich überfallen hatte.«
    Fidelma schaute das Mädchen traurig an.
    »Sicherlich. Sowohl Nath als auch Muirenn sind nun der Tat verdächtig. Deswegen möchte ich dich fragen, warum du mir die Geschichte
     so bereitwillig erzählt hast, Ainder, wenn doch jetzt die Sache für Nath so schlimm aussieht?«
    Das Mädchen schaute sie verletzt an.
    »Ich habe sie erzählt, weil es die Wahrheit

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