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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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geneigt. Die Wut des jungen Mannes erstaunte sie ein wenig.
    »Wie lange kanntest du ihn?«
    »Wir sind zusammen als Pflegekinder hierhergekommen, Schwester. Das ist lange her.«
    »Und du hast ihn immer gehasst?«
    »Beinahe.«
    »Dann sag mir doch, worin sich seine Bosheit ausdrückte? Du beschuldigst ihn, ein widerlicher Speichellecker gewesen zu sein.
     Nun, das sind wir alle in gewisser Weise, wenn wir denen schmeicheln, die über uns zu bestimmen haben. Das würde ich kaum
     Bosheit nennen.«
    Ninnedo kaute auf seiner Unterlippe herum und überlegte einen Augenblick, ehe er weitersprach.
    »Pater Allán behauptet, dass Moenach ein Heiliger war. Es würde mir nicht gut anstehen, wenn ich aufrichtig rede.«
    »Jetzt sprichst du aber nicht mit Pater Allán, sondern mit einer
dálaigh
der Gerichtshöfe. Sag mir die Wahrheit und nichts als die Wahrheit, und du wirst belohnt.«
    Ninnedo wand sich verlegen.
    |306| »Nun gut, Schwester. Moenach war ein Lügner, ein Dieb und ein Lüstling.«
    Fidelma sah ihn fragend an.
    »Wenn das stimmt, wie konnte er derlei Laster vor Pater Allán verbergen?«
    »Er sah aus wie ein Engel und konnte hervorragend Süßholz raspeln, wenn es sein musste. Oft sehen die Menschen nur die äußere
     Gestalt. Und er konnte wundersam süße Musik machen. Er vermochte die Leute zu täuschen. Aber ab und zu blitzte sein wahres
     Wesen hinter dieser Unschuldsmaske hervor. Er war ein Bösewicht.«
    »Kannst du dafür Beweise erbringen? Hörensagen ist nach dem Gesetz vor Gericht nicht zugelassen.«
    »Beweise? Er stahl alles, wonach ihm der Sinn stand. Er hat mich und Bruder Nath bestohlen. In unserer Gemeinschaft lebte
     bis vor wenigen Monaten ein Bruder namens Follamon. Moenach hatte sein begehrliches Auge auf einen mit Edelsteinen besetzten
     Becher geworfen, der Pater Allán gehörte. Er vermochte seine Begierde nicht zu zügeln und stahl ihn. Pater Allán begann eine
     gründliche Suche nach dem verschwundenen Becher. Moenach wurde klar, dass man ihm diesen Diebstahl nicht würde durchgehen
     lassen. Also schob er den Becher Bruder Follamon unter. Er verbarg ihn in dessen Bett, sodass man ihn dort fand und dem anderen
     die Schuld gab.«
    »Was geschah dann?«
    »Pater Allán ließ Follamon aus der Gemeinschaft ausstoßen.«
    »Warum wurde denn Moenachs Tat dem Pater nicht gemeldet? Wenn du es wusstest und Bruder Nath es wusste, warum hat euch Pater
     Allán dann nicht geglaubt?«
    Wieder lachte Ninnedo. Aber sein Lachen klang bitter.
    »Dir ist nicht klar, wie tief der Glaube an Moenach in den Gedanken |307| des guten Paters verwurzelt war. Nath erzählte es ihm, denn Nath wusste, was geschehen war. Da beschuldigte Pater Allán ihn
     einfach, nur neidisch zu sein, und drohte sogar, er würde auch ihn aus der Gemeinschaft ausstoßen.«
    »Aber Moenach konnte doch seine Stellung nicht nur halten, weil Pater Allán für ihn voreingenommen war? Es müssen doch auch
     andere der gleichen Meinung wie der Pater gewesen sein?«
    Ninnedo schniefte verächtlich.
    »O ja. Moenach hat einige Brüder an der Nase herumgeführt. Diesen Narren Aedo zum Beispiel.«
    »Aedo, der die Leiche entdeckte, als Muirenn neben ihr kniete?«
    »Genau der. Er war so erschüttert und vom Schmerz gebeugt, dass er, nachdem er hier angekommen war und uns die Nachricht gebracht
     hatte, mehrere Tage im Bett bleiben musste.«
    »Ach ja? Aedo hat also Pater Allán und die anderen Brüder nicht auf der Suche nach Muirenn begleitet?«
    »Nein.«
    »Hat Moenach außer einigen Klosterbrüdern noch andere Menschen getäuscht?«
    »Er hatte den gleichen Einfluss bei einigen Stammesfürsten und sogar Äbten in der Gegend.«
    »Aber du und Nath, ihr hieltet ihn für einen Bösewicht?«
    »Wir kannten seine Machenschaften, Schwester. Ja, es schien ihm sogar Vergnügen zu bereiten, dass wir darum wussten, wie er
     den Vater Superior täuschte. Er forderte uns manchmal heraus, wir sollten ihn doch anschwärzen. Er wusste ja genau, dass uns
     niemand Glauben schenken würde.«
    »Hast du denn Bruder Nath nicht gegen Pater Allán den Rücken gestärkt?«
    |308| »Das hat ihm überhaupt nichts genützt«, meinte Ninnedo verächtlich.
    Man hörte in der Ferne eine Glocke läuten.
    »Ich muss gehen«, sagte Ninnedo und entfernte sich rasch.
    Einen Augenblick lang schaute Fidelma ihm nachdenklich hinterher. Dann machte sie sich auf die Suche nach Pater Allán.
    »Du hast mir nicht erzählt, dass nicht alle hier Moenach mochten.«
    Der Vater

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