Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
Vom Netzwerk:
dir zu misstrauen, und du hast ihn von hinten angefallen. Vielleicht ist dir dann eingekommen, dass
     du wegen eures Streits am Morgen vergessen hattest, den Hauptbeweis bereitzulegen, der mich auf die falsche Spur bringen sollte.
     Du hattest nicht daran gedacht, den Abschnitt über Judith und Holofernes zu kennzeichnen. Das hast du in aller Eile nachgeholt.
     Zwar war danach der Einband mit Blutflecken verdorben, doch das hatte niemand bemerkt.
    Dann hast du dich in den Stallungen versteckt und gewartet, bis Conn die Leiche entdeckt. Du bist wieder aufgetaucht und hast
     vorgegeben, du seist gerade von deiner Tante zurückgekehrt. Du wusstest, dass man dich beschuldigen würde, hattest mich bereits
     kommen lassen und die irreführende Fährte gelegt. Eins hat mich allerdings mehrfach beschäftigt, du musst mich schon vor dem
     geplanten Mord benachrichtigt haben, damit ich zur rechten Zeit eintreffen konnte.«
    |400| »Das ist nicht wahr«, jammerte Liadin. »Selbst wenn ich Scoriath aus Eifersucht getötet hätte, in deiner Beweiskette da ist
     ein Fehler, und du weißt genau, welchen ich meine.«
    Fidelma hielt dem Blick ihrer Freundin stand. Blitzte in deren Augen ein leichter Triumph auf?
    »Nämlich welchen?«
    »Du weißt ganz genau, dass ich nicht fähig wäre, meinen eigenen Sohn zu töten. Und weil du deiner inneren Stimme traust, wirst
     du mit allen dir zur Verfügung stehenden Mitteln für mich eintreten und mich von diesem Verbrechen freisprechen.«
    »Da magst du recht haben«, gestand Fidelma ihr zu. »Ich weiß, du könntest dein Kind nicht töten.«
    Fidelma vernahm ein Geräusch draußen vor der Zelle, behielt aber Liadin mit ihrem siegessicheren Blick im Auge.
    »Komm rein, Conn«, rief sie, ohne den Kopf zu wenden, »und antworte mir: Warum musstest du Liadins kleinen Sohn ermorden?«
    Der blonde, junge
tánaiste
trat mit gezogenem Schwert in die Zelle. »Aus demselben Grund, aus dem ich dich jetzt töten muss«, erwiderte er eiskalt. »Im
     Wesentlichen war alles so ausgedacht, wie du es geschildert hast, doch mit einem geringfügigen Unterschied. Der führende Kopf
     war ich. Liadin und ich liebten uns.«
    Liadin hatte leise zu schluchzen begonnen, da nun die Wahrheit an den Tag kam.
    »Ich wollte von Scoriath frei sein und mit Conn zusammenleben. Ich wusste, in eine Scheidung würde er nie einwilligen, das
     wäre gegen seine Ehrauffassung gewesen. Ich sah keinen anderen Ausweg. Ich musste dich glauben machen, er hätte ein Verhältnis
     mit Irnan …«
    Spöttisch hob Fidelma eine Braue. »Du kannst mir nicht erzählen, |401| du hättest nicht gewusst, dass Scoriath und Irnan in Wahrheit ein Liebesverhältnis hatten.«
    Ihre verschreckte Miene bestätigte Fidelma, dass sie tatsächlich ahnungslos war.
    »Du willst auch nicht gewusst haben, dass Scoriath sich hätte scheiden lassen, wenn du ihn einfach vor die Frage gestellt
     hättest? Oder, dass er nur bei dir geblieben ist, weil er das dir und seinem Sohn gegenüber für seine Pflicht hielt?«
    Liadin war vor Entsetzen wie erstarrt. »Aber Conn … Conn hat gesagt … O mein Gott!«, stammelte sie. »Hätte ich das bloß gewusst
     … Dann hätte all das Furchtbare nicht geschehen müssen. Conn und ich hätten beieinander sein können, ohne Schuld auf uns zu
     laden.«
    »Ganz so wäre das nicht gekommen, nicht wahr, Conn,
tánaiste
der Uí Dróna?«
    Mit mürrischem und trotzigem Gesicht verharrte der junge Mann auf seinem Fleck.
    »Du musst einsehen, dass Conn dich nur für seine Pläne benutzt hat, Liadin«, eröffnete Fidelma ihrer Freundin. »Er hat dich
     überredet, den Mordanschlag so zu planen, dass Irnan mit in Verdacht geriet. Ich sollte deiner falschen Fährte folgen und
     aufzeigen, dass auch Irnan tatverdächtig war, irgendwie also Mitschuld trägt an Scoriaths Tod. Dann wäre sie gezwungen gewesen,
     als Stammesführerin zurückzutreten. Ein Stammesfürst muss ohne Fehl und Tadel sein, er darf nicht unter dem Verdacht stehen,
     Unrechtmäßiges getan zu haben. Wer hätte davon einen Nutzen gehabt? Niemand anderes als der
tánaiste
– der gewählte Nachfolger!«
    Ungläubig schaute Liadin auf Conn. »Weise das zurück!«, schrie sie. »Sag, dass das nicht wahr ist!«
    Conn zuckte hochmütig die Achseln. »Warum nur um Liebe buhlen, wenn man sogar die Macht ergreifen kann? Wir hatten |402| unser Vorgehen so geplant, wie du geschlussfolgert hast, Fidelma von Kildare. Bis auf eines. Ich habe auch Scoriath erschlagen.
     Und als

Weitere Kostenlose Bücher