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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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der Junge in die Kammer stolperte und mich sah, musste ich ihn töten, wie ich jetzt dich töten muss …«
    Conn holte mit dem Schwert aus. Fidelma zuckte zusammen und schloss die Augen. Sie hörte Liadin aufkreischen. Der Hieb blieb
     aus. Sie öffnete die Augen und sah, wie Liadin sich an Conns Schwertarm klammerte. Rathend und zwei Krieger drängten in die
     Zelle, entwaffneten Conn und schleppten den sich Wehrenden fort.
    Haltlos schluchzend brach Liadin auf dem Bett zusammen.
    Mit einer Mischung aus Entsetzen und Bewunderung schaute Rathend Fidelma an. »Also hast du doch recht gehabt, Fidelma von
     Kildare. Was hat dich nur so sicher gemacht?«
    »So sicher bin ich keineswegs gewesen, doch mein Gefühl hat mich nicht getrogen. Ich war überzeugt, Liadin konnte nicht ihren
     eigenen Sohn umgebracht haben. Wiederum stand das gegen die Erkenntnis, dass sie mir eine Reihe ausgefallener falscher Fährten
     gelegt hatte. Sie konnte damit rechnen, dass diese versteckten Hinweise meinem Ehrgeiz schmeicheln würden, Geheimnisse lüften
     zu können. Es schälte sich heraus, dass Liadin einen Mitverschwörer hatte, und bei dem war ein Tatmotiv zu erkennen. Ich begann,
     Conn zu verdächtigen, als er mir so bereitwillig den Hinweis auf Irnan und die Jüdin bot.
    Liadin ist wirklich zu bedauern. Auch als sie wusste, dass Conn ihr Kind erschlagen hatte, hielt sie aus Liebe zu ihm an dem
     Plan fest. Schlimm, wie sich auch hier die Redensart bewahrheitet: Liebe macht blind.«
    Mitfühlend schaute sie auf ihre Freundin.
    »Erst als ich begriff, dass die Breite des Handabdrucks auf dem Bucheinband auf die Hand eines Mannes verwies, wurden mir
     Zusammenhänge klar. Conn ist für den Mord verantwortlich |403| zu machen. Er musste sich vergewissern, dass Liadin den Hinweis an der richtigen Stelle angebracht hatte. Er tat es und hinterließ
     den Handabdruck. Mich hatten sie in ihren Plan mit einbezogen, ich sollte der falschen Fährte folgen. Ich traf erst ziemlich
     spät ein, und Conn erwartete mich bereits am Tor. Mich wunderte, weshalb er erleichtert schien, als ich kam.«
    Rathend fiel es schwer, die gesamte Niedertracht des Verbrechens zu erfassen. »Conn hat also seine Partnerin zur Mittäterschaft
     überredet, indem er sie glauben ließ, alles geschehe aus Liebe zu ihr? Und in Wirklichkeit hatte er die ganze Zeit nichts
     anderes im Sinn, als nach der Macht zu greifen.«
    »Liadin ist schuldig, aber die größere Schuld trägt Conn. Er hat mit ihren Gefühlen gespielt wie ein Fiedler auf seinem Instrument.
     Ach, Liadin, Liadin!« Betrübt schüttelte Fidelma den Kopf. »Da glaubt man, dass man jemand wirklich gut kennt, doch in den
     tiefsten Winkel des Herzens kann man selbst beim besten Freund nicht schauen.«
    »Immerhin hat sie dein Leben gerettet. Und das dürfte als mildernder Umstand gelten, wenn sie vor Gericht steht.«
    »Wäre Scoriath nur ehrlich mit ihr umgegangen«, sagte Fidelma. »Hätte er ihr gestanden, dass er ein Verhältnis mit Irnan hat,
     und ihr gesagt, dass er eine Scheidung wünschte, dann wäre sie nicht in dieses schreckliche Komplott verstrickt worden.«
    »Man könnte fast meinen, Scoriath hat sich sein Schicksal selbst zu verdanken«, äußerte Rathend.
    »Wahrscheinlich war er zu feige, sich seine Gefühle einzugestehen und sich selbst treu zu bleiben«, stimmte ihm Fidelma betroffen
     zu. Sie ließen die schluchzende Liadin allein zurück. »Männer sind oft so
. Deus vult!
«
    »Alles steht in Gottes Hand«, bekräftigte Rathend pathetisch.

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    |404| ANGSTSCHREI AUS DER GRUFT
    Es war am Abend vor Allerheiligen. Tressach, ein Krieger der Garde vom königlichen Palast in Tara, wo Sechnasach, der Hochkönig
     von Irland, residierte, war unglücklich. Ausgerechnet an diesem Abend hatte er den meist gehassten Dienst: Er hatte auf dem
     Teil des Palastgeländes Wache zu halten, wo ganze Generationen von Hochkönigen begraben lagen. Gedenktafeln aus Granit mit
     Inschriften gaben Auskunft darüber, welche Monarchen unter den Hügeln ruhten; oft genug hatte man sie mitsamt ihren Streitwagen
     und ihrer Rüstung bestattet, dazu mit Grabbeigaben, die sie auf ihrer Reise in die Anderswelt begleiten sollten.
    Tressach fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Musste ihn dieser Dienst auch gerade in der gefürchtetsten aller Nächte treffen!
     Von alters her hatte der Abend vor Allerheiligen besondere Bedeutung. Noch heute wurde er von vielen unter dem alten Namen
     Samhain-Fest begangen,

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