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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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nichts von Ungereimtheiten in diesem Zusammenhang zu Ohren gekommen.
     Sie riss sich von der Grabstätte los und widmete sich Colmán.
    »Weiß der Mann Genaueres, was gegen Fiacc vorliegt?«
    »Nur, dass es etwas mit Amtsvergehen zu tun hat. Die Einzelheiten sind allein dem Obersten Richter bekannt.«
    »Hat man Étromma vom Tod ihres Mannes in Kenntnis gesetzt?«
    »Ja, das habe ich getan.«
    »Dann gehe ich am besten gleich zu ihr.«
    »Muss das sein? Sie wird mit sich zu tun haben. Wäre es morgen früh nicht besser?«
    »Wenn ich das Rätsel lösen soll, muss ich sie jetzt sehen.«
    »Wie du meinst …« Er machte eine hilflose Geste mit den Händen und fügte sich. Dann wies er auf die Grabstätte. »Wäre es nicht
     angebracht …«
    Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden, denn Garbh fiel ihm ins Wort. »Sollten wir nicht den Leichnam des Mannes da |423| rausschaffen, damit ich die Grabstätte wieder verschließen kann?«
    »Im Augenblick noch nicht«, befand Fidelma. »Stell einen Wachtposten davor auf, Irél. Alles bleibt so, wie es ist, bis ich
     etwas anderes anordne. Ich denke, ich habe das Rätsel noch vor Mitternacht gelöst. Dann kann die Gruft verschlossen werden.«
    Sie wandte sich zum Gehen und schritt langsam und in Gedanken versunken durch die Gräberreihen der Hochkönige. Sie blieb einen
     Moment stehen, um auf Abt Colmán zu warten, der Irél noch letzte Anweisungen gab. Ein Frösteln überkam sie, als sie merkte,
     dass sie das gähnende Loch des frisch ausgehobenen Grabs vor sich hatte. Aber da kam auch schon Colmán angekeucht, und gemeinsam
     strebten sie den Lichtern der Palastbauten zu.
     
    Für die Frau eines Richters in den Fünfzigern war Étromma mit ihren höchstens achtzehn Jahren unwahrscheinlich jung. Kerzengerade
     und gefasst saß sie da und schien nicht im mindesten bekümmert oder verzweifelt. Mit kalten blauen Augen sah sie Fidelma feindselig
     an. Die Lippen waren zu einem dünnen Strich aufeinandergepresst. In einem Mundwinkel zuckte es etwas, das war aber auch alles
     an Regung in ihrem Gesicht.
    »Ich war im Begriff, mich von Fiacc scheiden zu lassen. Alles deutete darauf hin, dass man ihm untersagen würde, weiterhin
     als Richter tätig zu sein, und er hatte kein Geld«, erklärte sie ungerührt auf eine Frage, die Fidelma ihr gestellt hatte.
    »Was das eine mit dem anderen zu tun hat, will mir nicht recht in den Kopf«, merkte Letztere an. Fidelma saß ihr gegenüber,
     während Colmán mit zwiespältigen Gefühlen in der Nähe des Feuers stehen geblieben war.
    »Ich habe nicht die Absicht, mein Leben in Armut zu verbringen. |424| Wir hatten uns darauf verständigt. Fiacc war ein alter Mann. Ich habe ihn nur geheiratet, damit er mich versorgt. Er wusste
     das.«
    »Und Liebe spielte gar keine Rolle?«, fragte Fidelma vorsichtig. »Hast du nichts für ihn empfunden?«
    Zum ersten Mal zeigte sie so etwas wie ein Lächeln, verzog zumindest den Mund. »Was heißt Liebe? Was bringt das? Bürgt Liebe
     für Wohlstand?«
    Fidelma seufzte kaum merklich.
    »Warum drohte Fiacc der Entzug seiner Berechtigung, den Beruf als Richter auszuüben?«
    »Im letzten Jahr hat er eine Reihe falscher Urteile gefällt. Wie du weißt, war er Richter des Stammes der Ardgal. Nach den
     vielen Fehlurteilen vertrauten ihm die Leute nicht mehr. Die fortlaufende Zahlung der Entschädigungssummen hatte ihn mittellos
     gemacht.«
    Für jeden Fall, den ein Richter vor Gericht verhandelte, musste er fünf
séds
– das entsprach fünf Unzen Silber – als Sicherheit hinterlegen für ein mögliches Fehlurteil. Fühlte sich ein Angeklagter falsch
     behandelt, konnte er sich an höhere Richter wenden, und die mussten – mindestens zu dritt – die Sachlage prüfen. Kamen sie
     zu der Auffassung, dass ein Fehlurteil vorlag, wurde die Sicherheitssumme einbehalten, und der betroffene Richter hatte eine
     weitere Entschädigung von einem
cumal
zu zahlen, was dem Wert von drei
séds
in Silber entsprach. Selbstverständlich waren diese Regelungen Fidelma bekannt.
    »Wie viele Fehlurteile hatte denn dein Mann im Laufe des Jahres getroffen, dass er mittellos dastand?«
    »Meines Wissens waren es elf.«
    Das übertraf Fidelmas Erwartungen. Achtundachtzig Silber
séds
, mit denen man an die dreißig Milchkühe erstehen konnte, |425| waren eine erschreckende Summe, um sie innerhalb eines Jahres abzuzahlen. Kein Wunder, wenn davon die Rede war, Fiacc seines
     Amtes zu entheben.
    »Der Oberste Richter hatte ihn zur

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