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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Ich denke jedoch, es wird reine Zeitverschwendung sein. Falls Cano sie ermordet |503| hat, versteckt er sich nicht in einer Hütte im Wald, sondern hat diese Gegend längst verlassen.«
    »Du hast vergessen, dass auch Schwester Della vermisst wird«, erwiderte Fidelma ihm scharf. »Und wir sollten nicht den Fehler
     machen, von Canos Schuld auszugehen.«
    »Ja, ja«, bellte Heribert. »Wie du willst.«
    Bruder Sinsear ging voraus. Sie folgten ihm auf einem ausgetretenen Pfad durch den großen Wald.
    Bald erreichten sie eine Lichtung, eine hübsche Wiese, durch die sich ein kleiner Bach schlängelte. Dort stand eine primitive
     Holzhütte. Die Tür war verschlossen. Keinerlei Lebenszeichen war auszumachen.
    Fidelma hob die Hand und gebot ihnen allen, einen Augenblick am Rand der Lichtung stehen zu bleiben. Dann näherten sie sich
     der Hütte. Das Erste, was Fidelma bemerkte, war ein Blutfleck am Türrahmen. Es waren auch einige Handabdrücke auf der Tür,
     als hätte sie jemand mit blutigen Händen geöffnet. Auf einem Stück Holz neben der Tür war ebenfalls Blut zu sehen.
    Von drinnen hörten sie Schluchzen.
    »Bruder Cano!«, rief Sinsear plötzlich. »Der Abt und ich sind hier.«
    Schweigen. Unvermittelt brach das Schluchzen ab.
    »Sinsear?«, antwortete eine zögerliche Männerstimme. »Gott sei Dank! Ich brauche Hilfe.«
    Nun war ein anderes Geräusch zu vernehmen. Der Schrei einer Frau, der klang, als würde er beinahe sofort erstickt.
    Fidelma schaute ihre Gefährten an.
    »Wartet! Ich gehe als Erste hinein.« Sie rief laut: »Bruder Cano? Ich bin Fidelma von Cashel. Ich bin hier, um dir zu helfen.
     Ich komme jetzt herein.«
    Keine Antwort.
    |504| Langsam lehnte sich Fidelma vor, legte ihre Hand neben den blutigen Abdruck und drückte gegen die Tür. Sie ging leicht auf.
    In der hinteren Ecke der Hütte sah sie einen jungen Mann im Ordensgewand auf dem Boden knien. Sein Haar war zerzaust, seine
     Augen waren rot unterlaufen, die Wangen feucht, als hätte er geweint. Er hielt ein blutbeflecktes Tuch in den Händen. Vor
     ihm lag ein Mädchen auf dem Boden. Ihre Augen waren geöffnet, und sie schien bei Bewusstsein zu sein. Ihre Kleider waren blutüberströmt.
    Fidelma hörte hinter sich ein Geräusch und fuhr herum. Abt Heribert und die anderen versuchten, sich hinter ihr in die Hütte
     zu drängeln.
    »Bleibt draußen!«, befahl sie schroff. Ihre Stimme hatte eine solche Kraft, dass die anderen wie angewurzelt stehen blieben.
     »Ich spreche erst mit Cano und Schwester Della.«
    Fidelma trat einen Schritt weiter in die Hütte hinein.
    »Ich bin Schwester Fidelma«, wiederholte sie. »Darf ich mich um Schwester Della kümmern?«
    »Natürlich.« Der junge Mann schien verwirrt.
    Fidelma kniete sich neben ihn. Er hatte versucht, Dellas Wunde am Hinterkopf zu säubern.
    »Bleib still liegen«, sagte sie, während sie sich die Wunde der jungen Nonne ansah. Genau wie Schwester Cessair hatte man
     auch Schwester Della auf den Kopf geschlagen. Doch war bei ihr der Knochen nicht zertrümmert, sondern es war nur eine starke
     Schwellung zu sehen.
    »Muss ich sterben, Schwester?« Die Stimme des Mädchens klang schwach.
    »Nein. Wir bringen dich bald zur Abtei zurück, wo man sich um dich kümmern wird. Was kannst du mir über den Überfall auf Schwester
     Cessair und dich erzählen?«
    |505| »Ziemlich wenig.«
    »Wenig kann unter diesen Umständen schon sehr viel sein«, ermutigte sie Fidelma.
    »Leider ist das Wenige geradezu nichts. Schwester Cessair und ich waren mit der Phiole mit dem Heiligen Blut der heiligen
     Gertrude auf dem Weg zur Abtei von Fosse. Wir gingen durch den Wald. Ich weiß noch …« Sie stöhnte auf. »Ich habe aber niemanden
     hinter uns gehört, denn wir haben uns unterhalten und …« Sie fuhr sich mit der Hand an die Stirn und stöhnte auf. »Dann schlug
     mir jemand auf den Kopf, und danach kann ich mich an nichts mehr erinnern, bis ich wieder zu mir kam. Ich lag mit einem furchtbaren
     Schmerz im Schädel auf dem Weg. Ich dachte, ich wäre allein. Ich schaute mich um, und dann, dann sah ich Cessair …«
    Sie schluchzte herzzerreißend.
    »Und weiter?«, fragte Fidelma leise.
    »Ich konnte nichts mehr für sie tun, nur Hilfe holen. Ich lief hierher und …«
    »Du liefst hierher?«, unterbrach Fidelma sie rasch. »Warum zu dieser Holzfällerhütte? Warum nicht zur Abtei von Fosse oder
     zurück nach Nivelles?«
    »Ich wusste, dass Cano hier sein würde.« Wieder stöhnte das

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