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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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abgewandte Seite des Eichenstammes.
    Ballgel ging zu der Stelle, zu der seine Hand sie gewiesen hatte, dicht gefolgt von Fidelma.
    Man hatte eine Frau an den Eichenstamm gebunden, sodass sie vom Weg aus nicht zu sehen war. Es wirkte beinahe wie die Parodie
     einer Kreuzigung. Überall war Blut. Fidelma verzog angewidert das Gesicht. Jemand hatte der Frau, die ein Ordensgewand trug,
     systematisch das Gesicht verstümmelt.
    »Löst sie vom Baum!«, rief Äbtissin Ballgel mit scharfer Stimme. »Sofort! Lasst das arme Mädchen nicht noch länger da hängen!«
     Mit finsterer Miene traten zwei der Mönche vor.
    »Wer ist es?«, fragte Fidelma. »Erkennst du sie?«
    »O ja. Wir haben nur eine Schwester, deren Haar so golden leuchtet. Es ist die junge Schwester Cessair. Gott sei ihrer Seele
     gnädig.« Sie beugte das Knie.
    Fidelma schürzte nachdenklich die Lippen. Sie sah zu, wie zwei Mönche die Tote vom Baum lösten und auf den Karren legen wollten.
    »Wartet noch!«, rief sie. Sie wandte sich der Äbtissin zu und fragte: »Ich möchte mir den Leichnam genauer ansehen, und zwar
     allein.«
    Überrascht schaute Ballgel sie an.
    »Wozu das denn?«
    »Dies sind überaus merkwürdige Umstände. Es könnte sein, dass sie … brutal behandelt wurde.«
    Ballgel fuhr sich verwirrt mit der Hand über die Stirn, bis sie endlich begriff, was Fidelma meinte.
    Sie befahl den Mönchen, die Leiche vor dem Karren auf die Erde zu legen, und bat dann Abt Heribert, sich mit seinen Männern
     in respektvollem Abstand zurückzuziehen.
    Fidelma kniete sich neben die Tote. Dabei bemerkte sie, dass |496| der Boden unter der Eiche recht feucht, ja morastig war. Der Karren und die vielen Füße der Menschen, die hier gegangen waren,
     hatten ihn aufgewühlt. Fidelmas Blick fiel auf zwei Fußabdrücke, die weitaus tiefer eingegraben waren als die anderen, sodass
     sich sogar Wasserlachen darin gebildet hatten. Sie ignorierte den Schlamm und beugte sich über den Leichnam. Der Äbtissin
     bedeutete sie, sie solle näher treten.
    »Wenn du bitte meine Untersuchung beobachten und bezeugen würdest, Ballgel«, rief sie ihr über die Schulter hinweg zu. »Du
     siehst, dass das Gesicht der Schwester mit einem Messer übel zugerichtet wurde. Die Haut wurde absichtlich mit einer scharfen
     Klinge gezeichnet, entstellt, als hätte man es darauf abgesehen, das Gesicht des Mädchens zu zerstören.«
    Ballgel zwang sich hinzuschauen und nickte, konnte aber ein qualvolles Stöhnen nicht unterdrücken.
    Fidelma beugte sich tiefer herab. Dann hielt sie einen Augenblick inne, denn sie hatte gesehen, was sie sehen wollte. Nun
     wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem kleinen ledernen
marsupium
zu, das am Gürtel der toten Schwester hing. Es war nicht mit einem dünnen Lederriemen zugeschnürt, wie das solche Beutel sonst
     waren, und es war leer.
    Fidelma erhob sich. Als Nächstes ging sie zu dem Baum, von dem man den Leichnam abgenommen hatte, und begann sich umzusehen.
     Mit einem triumphierenden Aufschrei beugte sie sich zur Erde und hob ein zerrissenes Stück Papier auf. Anstelle von Buchstaben
     waren darauf einige seltsame kurze Linien. Fidelma runzelte die Stirn und verstaute das Papier in ihrem eigenen
marsupium
.
    Ihr scharfes Auge erspähte einen runden Stein auf dem Boden. Er war blutverschmiert, und Hautfetzen und Haare klebten daran.
    »Was ist das?«, wollte Äbtissin Ballgel wissen.
    |497| »Das ist die Waffe, mit der Cessair getötet wurde«, erklärte Fidelma. »Ihr Tod wurde dadurch verursacht, dass ihr der Schädel
     eingeschlagen wurde, nicht durch die Klinge des Messers, das ihr Gesicht zerstörte. Zumindest war dies kein Überfall von Räubern.«
    »Wie kannst du so sicher sein?«
    »Wir haben festgestellt, dass das Mädchen nicht missbraucht wurde. Und doch war dieser Überfall auf die Schwester durch Hass
     motiviert.«
    Ballgel starrte ihre Freundin verwundert an.
    »Wieso sagst du das?«
    »Halten wir erst einmal fest, dass es kein Raubüberfall war. Ein Dieb will etwas stehlen. Es stimmt, dass einige Diebe sich
     so weit vergessen haben, dass sie Ordensschwestern missbraucht haben. Hier wurde jedoch nichts gestohlen. Das Kruzifix der
     Schwester hängt noch um ihren Hals. Es war kein sexueller Übergriff. Was bleibt als Motiv übrig, das jemanden dazu treiben
     könnte, einer Frau den Schädel einzuschlagen, sie an einen Baum zu binden und ihr das Gesicht zu zerschneiden? Da bleibt doch
     gewiss nur Hass?«
    »Das Heilige Blut der Seligen

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