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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Leibwache des Hochkönigs, war es in Tara gestattet,
     Waffen zu tragen.
    »Was willst du damit sagen?«
    »Cernach wollte auf den Thron von Tara gelangen. Als Sohn eines der gemeinsam herrschenden Hochkönige meinte er, dass ihm
     das zustünde. Außerdem würde er am meisten davon profitieren, wenn sowohl Sechnussach als auch Ailill in Verruf kämen.«
    »Verdammt …!« Wütend machte Cernach einen Schritt auf Fidelma zu. Einer der Krieger packte derb den Arm des jungen Burschen.
     Der suchte den Griff abzuschütteln, gab aber schließlich Ruhe.
    Schwester Fidelma rief einem der Krieger zu: »Ist Erc, der Wachmann, draußen?«
    Der Krieger ging zur Tür und brüllte etwas. Ein untersetzter Waffenträger kam herein. Er hielt einen in Tuch gewickelten Gegenstand
     in den Händen, warf Fidelma einen Blick zu und nickte.
    Sie wandte sich wieder an den Hochkönig. »Sechnussach, ich |89| habe deinen Krieger Erc beauftragt, Cernachs Kammer zu durchsuchen.«
    Cernach wurde kreidebleich und riss entsetzt die Augen auf.
    »Was hast du dort gefunden, Erc?«, fragte ihn Fidelma in aller Ruhe.
    Der Krieger ging auf den Hochkönig zu, schlug das Tuch zurück und bot den bislang verborgenen Gegenstand mit ausgestreckten
     Armen dar. Es war ein Schwert mit üppigen Gold- und Silberbeschlägen. Sein Griff war überreich geschmückt mit Einlagen aus
     farbigen Edelsteinen.
    »Der ›Caladchalog‹!«, keuchte Sechnussach. »Unser Amtsschwert!«
    »Der reinste Schwindel ist das! Nichts als Schwindel!«, schrie Cernach. »Untergeschoben hat man mir das! Sie hat das dort
     hineinmanövriert.« Dabei wies er anklagend mit dem Finger auf Schwester Fidelma.
    Die jedoch ignorierte ihn. »Wo hast du das edle Stück gefunden, Erc?«
    Der stämmige Bursche fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. So vor dem Hochkönigs zu stehen, fühlte er sich unbehaglich.
     »Es lag in Tuch gewickelt unter dem Bett von Cernach, dem Sohn Diarmuids«, antwortete er knapp.
    Aller Augen richteten sich auf den zitternden Jüngling.
    »Hattest du Mühe, es zu finden?«, erkundigte sich Fidelma.
    Der beklommene Krieger brachte ein Lächeln zustande. »Keineswegs. Das war geradezu ein Kinderspiel.«
    »… war geradezu ein Kinderspiel«, wiederholte Fidelma mit Nachdruck.
    »Wie konntest du so etwas tun, Cernach Mac Diarmuid?«, donnerte Sechnussach. »Wie konntest du so eine Schurkentat begehen?«
    |90| »Es war nicht Cernach«, vernahmen die Anwesenden Fidelmas ruhige, klare Stimme und wandten sich ihr erstaunt zu.
    »Wer war es dann, wenn nicht Cernach?«, fragte nun vollends verwirrt der Hochkönig.
    »Die Kunst, Schlüsse zu ziehen, ist eine Geheimwissenschaft, vergleichsweise so vertrackt wie die Mysterien unserer Altvorderen«,
     erklärte Fidelma und holte tief Atem. »Im vorliegenden Fall merkte ich, dass ich es wie nie zuvor mit jemandem zu tun hatte,
     der in ungewöhnlichen Windungen dachte und rücksichtslos auf sein Ziel zusteuerte. Und das bestand darin, den Thron des Hochkönigs
     zu erobern.«
    Sie machte eine Pause, schaute sich im Audienzsaal um und sah dann Sechnussach voll an. »Von Anfang hatte mich eine Frage
     beschäftigt. Warum wurde gerade ich nach Tara gerufen, um diesen Fall zu klären? Meine bescheidenen Verdienste in der Rechtskunde
     sind kaum außerhalb der Mauern der Abtei Kildare bekannt. In Tara, am Sitz der Hochkönige, gibt es viele, die im Rechtswesen
     erfahrener sind, gibt es fähigere
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bei den Gerichten der Brehons, ja selbst berühmte Brehons. Abt Colmán hat eingeräumt, dass ihm jemand von mir erzählt hat,
     denn zuvor war ich ihm unbekannt. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass ich auf unlautere Weise benutzt wurde. Aber warum?
     Zu welchem Zweck? Von wem? Es schien so offensichtlich, dass Ailill unschuldig war. Doch warum war es so offensichtlich?«
    Ailill schreckte auf, kniff die Augen zusammen und starrte Fidelma an. Ohne auf die gespannte Stimmung im Saal zu achten,
     fuhr sie fort: »Abt Colmán hat mich hierher gerufen. Für ihn stand viel auf dem Spiel, wie wir bereits erörtert haben. Auch
     hätte er die Gelegenheit gehabt, die Tat zu vollbringen.«
    »Das ist nicht wahr!«, schrie der Abt erbost.
    Besänftigend blickte Schwester Fidelma den Geistlichen an, dem Zornesröte ins Gesicht stieg.
    |91| »Beruhige dich, Colmán. Ich habe bereits dargelegt, dass du es nicht warst.«
    »Das Schwert wurde ja auch in Cernachs Kammer gefunden«, rief Sechnussach dazwischen. »Demnach muss er der Schuldige

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