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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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nicht.
    »Äbtissin Cuimne hat dich wiederholt aufgesucht, um sich mit dir zu unterhalten. Worüber habt ihr gesprochen?«
    »Über Sagen, Lieder, Feste der Leute hier.«
    »Über die Reliquie?«
    »Über die Legende von der Reliquie«, verbesserte er sie nach kurzem Nachdenken.
    »Sie glaubte, dass die Reliquie sich hier auf der Insel befände, nicht wahr?«
    »Das glaubte sie, ja.«
    »Aber dem ist in Wahrheit nicht so?«
    »Du kannst jeden Inselbewohner hier fragen, ob er sie je gesehen hat oder etwas von ihrem Verbleib weiß.«
    Ungeduldig stöhnte sie auf. Ein weiteres Mal war er ihrer |154| Frage ausgewichen. Er würde einen guten Richter abgeben, geschickt wie er sich in Rede und Gegenrede gab.
    »Nun gut. Vielen Dank, dass du mir deine Zeit geopfert hast, Pater.«
     
    Sie war im Begriff, die Klause des Priesters zu verlassen, als sie auf der Schwelle Corcrain, dem Apotheker in die Arme lief.
    »Wie krank ist Pater Patrick?«, fragte sie ihn ohne Umschweife.
    »Pater Patrick ist alt und gebrechlich«, erwiderte der Apotheker. »Ich fürchte, er wird das Frühjahr nicht mehr erleben. Zweimal
     hatte er schon Probleme mit dem Herzen, und es wird ständig schwächer.«
    »Wie schwach?«
    »Zweimal wollte es schon nicht mehr mitmachen, ein drittes Mal dürfte es das Ende bedeuten.«
    »Der Bischof würde doch aber einen so alten Mann wie ihn ohne weiteres von seinen Pflichten entbinden. Dann könnte er die
     letzten Tage in Ruhe auf dem Festland in angenehmer Umgebung in einem Kloster verbringen.«
    »Natürlich wäre das möglich. Nur müsste es jemandem gelingen, Pater Patrick davon zu überzeugen, sich von der Insel zu trennen.
     Vor sechzig Jahren ist er als junger Mann hierhergekommen und hat die Insel seither nie verlassen. Er ist ein alter Dickschädel.
     Er betrachtet die Insel als sein ihm verliehenes Lehen. Für jeden einzelnen Inselbewohner fühlt er sich persönlich verantwortlich.«
     
    Bei Schwester Fidelmas zweitem Besuch bei Congal begegnete ihr der
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mit Argwohn.
    »Was genau wollte Äbtissin Cuimne über die Reliquie des Palladius wissen?« Die Frage traf ihn unvorbereitet, und er |155| sperrte den Mund auf. »Sie wusste, dass sie sich auf der Insel befand, nicht wahr?«, fuhr Fidelma unbeirrt fort und ließ ihm
     kaum Gelegenheit, tiefer nachzudenken.
    Er presste die Lippen zusammen.
    »Sie glaubte es jedenfalls«, erwiderte er schließlich.
    »Warum ein Geheimnis daraus machen?«
    »Geheimnis?«
    »Wenn die Reliquie auf der Insel ist, warum hält man das so geheim?«
    Verunsichert rutschte der Bär von Mann hin und her. »Hast du mit Pater Patrick gesprochen?«, fragte er mürrisch.
    »Ja.«
    Ihre Antwort machte ihn nicht gerade glücklich. Er zögerte von neuem und gab sich dann einen Ruck.
    »Wenn Pater Patrick mit dir gesprochen hat, weißt du ja Bescheid.«
    Dass sie von Pater Patrick praktisch nichts erfahren hatte, behielt sie für sich.
    »Weshalb macht man aus der Tatsache, dass sich die Reliquie auf der Insel befindet, ein Geheimnis?«, wiederholte sie ihre
     Frage.
    »Weil es die Reliquie des Palladius ist. Es geht um die Gebeine des ersten Bischofs, der den Iren ernannt wurde, die an Christus
     glaubten, es geht um die sterblichen Überreste des Heiligen, der uns aus der Dunkelheit ins Licht der Christenheit führte.
     Sag doch selbst, Schwester Fidelma, was würde passieren, wenn allgemein bekannt werden würde, dass sich seine sterblichen
     Überreste hier auf dieser Insel befinden? Stell dir mal die Heerscharen von Pilgern vor, die herbeiströmen würden, oder die
     großen Bauten, die hier entstehen würden und alles, was damit zusammenhängt. Nicht lange, und Menschen aus aller Welt kämen
     her und würden uns unseren Frieden nehmen. Ehe wir uns versehen, |156| würde unsere kleine Gemeinschaft hinweggeschwemmt oder zerstreut werden. Es ist besser, wenn niemand etwas davon erfährt.
     Selbst ich habe das Heiligtum nie gesehen und weiß auch nicht, wo es verborgen ist. Nur Pater Patrick …«
    Congal schaute Schwester Fidelma an und deutete den überraschten Ausdruck in ihrem Gesicht auf seine Weise.
    »Hat dir Pater Patrick gesagt …? Was genau hat er dir gesagt?«, wollte er wissen und beobachtete sie argwöhnisch.
    An der Tür klopfe es heftig, und ehe Congal darauf reagieren konnte, steckte schon der junge
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den Kopf hinein. Er war sichtlich erregt.
    »Ah, Schwester, da bist du ja. Corcrain, der Apotheker, bittet dich, sogleich zu Pater Patrick zu kommen.

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