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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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Käse, Butter und ein Stück Schinken mit gerührten Eiern.
    „Schlecht. Ich bin müde“, beantwortete Kwin Aleps Frage und rieb sich die Augen. Er hatte sein Essen noch nicht angerührt. Jetzt drehte er sich zu Alep. „Ich habe es Prak schon gesagt. Dieser Pretorius ist“, Kwin senkte seine Stimme zu einem Flüstern, „ein gefährlicher Mann. Kurz nachdem wir uns heute Morgen getrennt haben, ließ er mich durch Vast zu sich bringen. Er hat mich bis vorhin über mein ganzes bisheriges Leben ausgequetscht. Ich hoffe nur, dass er von seinen vielen Fragen ebenso ermüdet ist, wie ich vom ständigen Antworten. Er hat auch nicht die winzigste Kleinigkeit ausgelassen. Und dann hat er mich über Meister Borken und das wahre Handwerk ausgefragt.
    Plötzlich ging die Tür auf und ein untersetzter Mann in einer braunen Kutte betrat das Speisezimmer.
    Er wartete, bis alle Augen auf ihn gerichtet waren, dann erhob er seine Stimme: „Ich begrüße die neuen Bewohner dieses Hauses: Prak vom roten Stein, Alep Dieron Elders, Kwin Bohnthal, Wigget Drache und Twist. Mein Name ist Dobla, und ich bin euer Mentor für die Zeit eures Aufenthaltes.“ Dobla marschierte mit kurzen Schritten und deutlich vernehmbarem Schnaufen an Aleps Tisch und ließ sich schwerfällig nieder. Er langte nach Aleps Tasse, goss sie voll dampfenden Tee und trank sie, die Hitze missachtend, in einem Zug leer. „Aaaah“, meinte er genüsslich, wischte sich über das Kinn und sah sich auffordernd um. „Ihr Kinder seid also die Neuen.“ Er wandte sich an Kwin: „Pretorius trug mir auf, dir mitzuteilen, dass dir die Bücher der alten Meister in unserem Archiv jederzeit zur Verfügung stehen. Ein Diener wird sich um dich kümmern.“
    „Archiv? Diener?“, fragte Kwin. Plötzlich schien alle Müdigkeit von ihm abzufallen. „Wo ist es? Das Archiv?“
„Gleich dort vorn“, erwiderte Dobla und wies nach rechts. „Der gesamte Ostflügel dieses Hauses enthält die königliche Bibliothek. Es ist die umfassendste Sammlung von Büchern, Schrift- und Pergamentrollen, die in ganz Burnyk zu finden ist.“
    Kwin erhob sich, noch bevor Dobla zu Ende gesprochen hatte. Er verbeugte sich leicht, winkte Alep und Prak einen Gruß und ging mit schnellen Schritten auf die Tür der Bibliothek zu.
    „Halt, halt, junger Mann!“, rief Dobla ihn zurück. „Zuerst sollst du wie alle anderen Anwesenden an der Versammlung teilnehmen, zu der ich euch alle nun geleiten werde. Es ist der Wunsch des Königs euch kennenzulernen.“
    Erneut wurde die Tür zum Speisesaal aufgestoßen, und ein kleiner Mann trat vorsichtig ein. Als er Dobla am Tisch der Gefährten erkannte, legte sich ein entwaffnendes Lächeln auf sein Gesicht. Er trat näher und verbeugte sich artig, ohne dass sein freundliches Lächeln auch nur eine Spur nachließ. Dobla schüttelte tadelnd den Kopf und musterte den Neuankömmling mit einem strengen Blick. „Schon wieder zu spät, Groom? Was hat dich diesmal aufgehalten?“
    Groom zuckte die Schultern und schob die Unterlippe ein wenig vor. Das gab ihm das Aussehen eines großen Kindes, dass sich auf eine Strafpredigt gefasst machte. Er sagte: „Meine Frau, Herr. Sie brach gleich nach dem Aufstehen einen Streit vom Zaun und wollte mich nicht eher gehen lassen, bis sie mir alle Schimpfwörter an den Kopf geworfen hatte, die sie in ihrem langen Leben gesammelt hat, und das brauchte eine Weile, wie Ihr Euch denken könnt, und ich wollte sie doch nicht noch weiter verärgern, indem ich mich ihrem Zorn grundlos entzog, und deshalb komme ich erst jetzt, stehe Euch aber nun ganz zur Verfügung, Meister Dobla. Womit kann ich dienen?“
    Alep sah den Diener mit offenem Mund an. Dieser Groom sprudelte die Worte hervor wie ein gurgelnder Wildbach, ohne auch nur einmal zu atmen. Alep war beeindruckt.
    Dobla bedachte Groom noch immer mit gestrengem Blick, konnte sich aber dann doch ein Lächeln nicht verkneifen. „Du siehst hier Kwin Bohnthal aus Bitterquell vor dir. Während seines Aufenthaltes als Gast des Königs wirst du dich um sein Wohlergehen bemühen, und wehe, mir kommen irgendwelche Klagen zu Ohren.“
    „Jawohl Herr“, mit einer tiefen Verbeugung drehte Groom sich um und lief mit schnellen Schritten aus dem Saal.
    Dobla sah ihm hinterher. „Ein guter Mensch, aber unzuverlässig. Und nun wird es Zeit. Der König erwartet die Auserwählten.“
    Ächzend drückte Dobla seine Fleischmassen in die Höhe. Alep verstand kaum, was er sagte, so sehr war der Mentor der

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