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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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bereit?“ Der Alte bedachte Kwin mit einem wohlwollenden Lächeln. „Dann los.“
     
    Im Talikon gab es keine Jahreszeiten, keine Tag- und Nachtwechsel, und Kwin verlor jegliches Zeitgefühl. Er sprach den Magier darauf an und die Erklärungen des Alten bestärkten seinen Eindruck, in einem wahrhaft wunderbaren Land zu sein.
    Die Zeit, so wie Kwin sie kannte, hatte im Talikon keine Bedeutung und ließ sich nicht mit dem Ablauf von Tagen, Wochen und Jahren in der wirklichen Welt vergleichen. Hier im Drachenland verging die Zeit um ein vielfaches schneller. Nur wenige Tage in der wirklichen Welt entsprachen einem Jahr, oder mehr im Talikon. Bei seiner Rückkehr, so versicherte Rodgatt ihm, würden seine Gefährten noch an der gleichen Stelle sitzen, an der er sie verlassen hatte und auf ihn warten. Für sie wären dann nur Minuten vergangen.
    „Sind die anderen Erwählten daran zugrunde gegangen, dass sie die Zeit missachtet haben?“, fragte Kwin.
    „Eine gute Frage und naheliegend zugleich“, erwiderte Rodgatt. „Aber, nein, entweder haben sie die Prüfung nicht bestanden oder wurden vom Wächter des Meistermagiers zerbrochen.“
    Kwin musterte Rodgatt verständnislos. „Von einem Golem getötet?“, fragte er. „Ich habe gehört, dass Geistwesen nicht dazu fähig sind, Leben zu nehmen.“
    „Das hat Tykaz auch nicht getan. Achte auf meine Worte: er hat sie zerbrochen, ihren Willen genommen, bis nichts von ihnen blieb als seelenlose Hüllen. Sein einziger Daseinszweck ist es, die Erwählten, die das Talikon betreten, aufzuspüren, ihre Lebenskraft zu rauben und sie dann in das Abbild des Drachenhortes zu schleifen, wo sie durch einen Bannzauber des Meistermagiers gefangengesetzt werden und fortan der Welt die Magie entziehen.“ Rodgatt hob hilflos die Hände. „Ich konnte nichts für sie tun.“
    „Was ist das für eine Prüfung, der ich mich stellen muss?“
    „Warte! Erst wirst du lernen und verstehen.“
    „Weshalb ich?“, fragte er.
    „Bedenke, nur einer wie du kann der Auserwählte sein, einer, der nicht über die Magie gebietet, sondern sie auf seine eigene Art gebraucht. Denn die Bestimmung des Auserwählten ist allein, die gefangene Magie zu befreien. Alles andere werden deine mutigen Freunde vollenden müssen.“ Rodgatt kratzte sich den Kopf und sah sich unauffällig um. „Du hast lange gebraucht, bevor du die Wahrheit endlich erkannt hast“, sagte er schließlich. „Ich befürchtete schon, mein Hinweis auf die Identität des Erwählten sei nicht deutlich genug gewesen, und du würdest die Wahrheit nicht rechtzeitig erkennen.“
    Kwin sah auf. „Der Drache im Holz! Das war Euer Hinweis, richtig?“, fragte er.
    „Wahrhaftig. Niemand außer dir durfte die wahre Bedeutung über den Drachen in der Weissagung erkennen. Sag mir, wo ist er jetzt?“
    “Bei Alep natürlich. Auch wenn niemand sagen kann, wo sich Alep zur Zeit aufhält. Ich habe ihm den Drachen geschenkt, und er hat ihn mittels zweier Drachenschuppen wieder ins Leben gerufen. Alep gilt hierzulande, ich meine in Hornburg, als der Auserwählte.“
    „Trefflich, besser noch, als ich es erhofft hatte“, freute sich Rodgatt und versuchte sich seinen inneren Aufruhr nicht anmerken zu lassen.
    „Der Drache lebt und nennt sich jetzt Wigget“, erklärte Kwin weiter. „Er begleitet Alep auf allen Wegen. Sie sind sich sehr nahe, auch wenn Alep das niemals zugeben würde.“
    „Was weiß dein Freund über die Prophezeiung?“
    „Alles, was ich darüber weiß, weiß er auch.“
    Rodgatt erhob sich. „Die Wahrheit wird sich offenbaren, so, wie der Brunnen es mir gezeigt hat.“
    Der alte Magier führte Kwin zu der Insel, wo in der Welt der Lebenden die Stadt Hornburg erbaut worden war. Sie erklommen den Hornberg, der in Kwins Welt auch Drachenberg oder Königshügel genannt wurde und betraten die Höhle der Drachen. Und dort stießen sie dann auf die gescheiterten Auserwählten. Allen voran erkannte Kwin Pail Milaz. Er berührte Pails Hand und hatte das Gefühl, Sandpapier zu greifen. „Was ist mit ihnen?“, fragte Kwin schaudernd und sein Blick schweifte über ein lange Reihe von Menschen, Zwergen und Trollen.
    „Das ist das Los der falschen Auserwählten“, erklärte Rodgatt. „Jeder, der das Talikon durchschritten hat, betrat dieses Land irgendwo weit ab von der Insel. Auf ihren Wanderungen trafen sie irgendwann auf den Wächter des Magiers. Er nahm ihnen ihre Kraft, brach ihren Willen, schleifte sie hierher und stellte sie

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