Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
üblich zum gemeinsamen Essen. Kaum hatte Kwin seinen Stuhl zurechtgerückt, da platzte es auch schon aus ihm heraus: „Wir brauchen auf der Stelle einen anständigen Schmied hier. Einen, der etwas von seinem Handwerk versteht. Wer hat einen Vorschlag?“
Alep sagte: „Ich kenne einen Meisterschmied. Allerdings lebt er in Hornburg. Türmer ist sein Name. Bei ihm habe ich die Lanzenklinge geschmiedet. Da er aber in der Hauptstadt sitzt, können wir kaum hoffen, mit ihm zusammenzuarbeiten.“
„Das ist mir gleich!“, erwiderte Kwin unnachgiebig. „Ich brauche diesen Schmied. Einer von euch muss ihn herbringen.“
„Wir werden alle gesucht“, empörte sich Yanea. „Niemand von uns kann die Insel gefahrlos betreten.“
Doch Kwin schüttelte eigensinnig den Kopf. „Hornburg ist innerhalb von zwölf Stunden mit dem Schiff zu erreichen. Keine andere Stadt liegt näher und wir wissen nicht einmal, wo es einen anderen Schmied gibt, der es zur Meisterschaft gebracht hat. Uns läuft die Zeit davon und dieser Türmer sitzt praktisch vor unserer Nase. Ich will ihn hier haben.“
„Dann sollten wir uns beeilen“, erklärte Adengard. „Wenn es noch kälter wird, friert der Drachensee zu.“
Alep dachte nach. Wenn Pretorius Späher eingesetzt hatte, um sie zu finden, würde ihn auch ein gefrorener Drachensee nicht davon abhalten, nach ihm und seinen Gefährten suchen zu lassen. Ihre einzige Hoffnung lag darin, dass niemand sie so nahe an der Hauptstadt vermutete. Vorerst zumindest waren sie hier sicher, und da der Schiffsverkehr so gut wie eingestellt war, drohte ihnen auch von dieser Seite keine Gefahr. Aber es war etwas ganz anderes, freiwillig nach Hornburg zurückzukehren.
„Ich kann gehen, mich wird niemand erkennen“, sagte Konk zu aller Überraschung.
„Und ich begleite ihn“, erklärte Yaneas Zofe, Semira mit entwaffnendem Lächeln.
Alep sah die beiden verblüfft an, beeilte sich aber, das mutige Angebot nicht dadurch zu schmälern, dass er es nicht ernst nahm. „Ja! Das wäre eine Möglichkeit. Aber ihr kennt Türmer nicht und...“ Alep überlegte und schüttelte den Kopf. Dann sah er auf.
„Ich gehe“, erklärte er dann entschieden. „Aber ich gehe nicht allein.“
„Ich komme mit.“ Das war N’Gucha, die Alep über den Tisch hinweg erwartungsvoll angrinste. „Ich kenne mich in Hornburg aus und niemand wird meine Fähigkeiten als Kriegerin in Abrede stellen. Ich begleite dich.“
Alep überlegte nicht lange. „Ich bin einverstanden.“
„Das ist gut“, sagte Kwin zufrieden, dem es gleichgültig war, wer nach Hornburg reiste, solange nur ein Schmied zur rechten Zeit in Lindenbrunn auftauchte. „Wenn dieser Türmer sich weigert, zieht ihm eins über, rollte ihn in einen Teppich und bringt ihn her.“
„Kwin!“; rief Tira.
Kwin verdrehte die Augen. „Es ist keine Zeit mehr, verstehst du.“
„Du darfst deinen Anstand nicht dafür hergeben“, widersprach Tira. „Es sind die wenigen edlen Eigenschaften in uns, die uns von Pretorius unterscheiden und ich lasse es nicht zu, dass irgendwer auch nur die Geringste davon leichtfertig aufgibt.“
„Gut gesprochen!“, sagte Taukon Dex. „Und edel obendrein. Ich fürchte nur, das in der künftigen Auseinandersetzung mehr auf der Strecke bleiben wird, als nur Anstand und Aufrichtigkeit.“
„Deshalb schätzen wir Ruhm und Ehre als höchstes Gut“, sagte Prak.
Frieden wäre schön, dachte Alep und sah N’Gucha dabei an.
Am folgenden Morgen verabschiedeten sich Alep und N’Gucha von ihren Gefährten. Sie bestiegen Yaneas kleines Schiff, mit dem die Gruppe vor wenigen Wochen nach Lindenbrunn gekommen war.
„Wir sind in spätesten drei Tagen zurück“, verabschiedete sich Alep von Kwin.
„Gute Fahrt und kommt beide heil wieder. Aber vergesst nicht, den Schmied mitzubringen.“, sagte Kwin. Er verließ als letzter das Schiff und gesellte sich zu den anderen am Kai. Langsam glitt das Schiff aus dem Hafen Lindenbrunns. Während ihrer gesamten Reise, die bis zum Abend andauern sollte, stieg Wigget immer wieder auf und flog dem Schiff ein Stück voraus. Bei einem dieser Ausflüge meldete er sich bei Alep.
Es ist wunderbar, wieder frei zu fliegen. Wie geht es Euch und den anderen bedauernswürdigen Flugunfähigen? Ihr solltet hier oben sein, Magier. Es würde Euch gefallen und Euch auf andere Gedanken bringen.
Ha! Du solltet herunterkommen und einen Blick in das klare Wasser des Sees werfen. Es ist wunderschön.
Wasser kann
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