Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Interesse zeigen würde, sich offen gegen Pretorius zu stellen.
Ein Schritt nach dem anderen, ermahnte Alep sich. Erst Türmer, dann der Freigolem und dann Pretorius.
Hört Ihr mich, Magier? Ich glaube, da gibt es etwas, das Ihr wissen solltet, sagte Wigget. Ich komme zu Euch zurück.
Wenig später landete Wigget sanft auf Aleps Schulter. Er drehte seinen Kopf, bis er Alep in die Augen schauen konnte. „An dem Tag, an dem Ihr Hornburg betretet, mit der festen Absicht, Pretorius zu einem Kampf herauszufordern, ist Euer Gegner mächtiger als je zuvor, weil er über alle Magie gebieten wird. Aber bevor er selbst sich Euch stellt, wird er Euch zuerst jedes einzelne seiner Geistwesen entgegenschicken. Gegen diese getrockneten Kerle wirkt Wasser ausgezeichnet. Leider habt Ihr keine Ahnung vom Element Wasser, aber Feuer ist fast ebenso wirkungsvoll. Eure Großmutter beherrscht das Element Feuer mit wahrer Meisterschaft. Und da Ihr ihr Enkelsohn seid, sollte es Euch ebenfalls nicht schwerfallen, es zu beherrschen. Übt Euch also bis dahin im Umgang mit dem Element Feuer.“
„Was denn? Auch hier, auf dem Schiff? Kannst du dir vorstellen, was ein Feuer hier alles anrichten könnte?“
„Ja! Auf dem Schiff. Wo sonst? Es sei denn, Ihr möchtet in einem Boot ausgesetzt und an langer Leine hinterhergezogen werden.“
Alep rieb sich nachdenklich das Kinn. Was gab es auf diesem Schiff, das leicht entflammbar war und trotzdem kein Risiko für die Sicherheit seiner Gefährten und der Mannschaft darstellte? Alep hatte eine tiefe Ehrfurcht vor dem Feuer, ganz im Gegensatz zu Oma Elders, die mit dem Feuer verbunden schien. Allerdings hieß das noch lange nicht, dass er über die gleiche Gabe verfügte, fühlte er sich den Elementen Erde und Luft doch viel näher. Alep sah in den Himmel hinauf. Der Ostwind blies kräftig und bauschte die Segel so, dass das Schiff gute Fahrt machte. Wind! Das hatte er im Talikon wirklich vermisst. Kräftige Böen rauschten an ihm vorbei und drückten seine Kleidung eng an den Körper. Alep vertiefte sich in die Geräusche, die der eilende Wind beständig erzeugte. Es schien ihm, als böte er den kräftigen Brisen kaum Widerstand. Er wurde emporgehoben und sah unter sich das Schiff, das auf Hornburg zuhielt. Dann wurde er davongeweht, flog gemeinsam mit dem Wind dahin und wurde schließlich eins mit ihm. Hindernisse wurden umweht, indem er sich aufteilte, daran vorüberglitt und sich dahinter wieder in eins fand. Er segelte über den See bis Pollbark, streifte durch die Straßen und Gassen der Hafenstadt, stieg empor zu den Trollhöhen und glitt darüber hinweg und dann hinab in die Täler, bis sich vor ihm das Flache Land ausbreitete. In der Ferne erkannte er den Bitterfluß als silberfarbenes Band, folgte seinem Lauf in wilden Kurven und Bögen, glitt einmal dicht über dem Wasser dahin und schwebte empor in ungeahnte Höhen. Er mied Bitterquell, nein, Kahlit und driftete nach Südwest, hinab zum Wahrbrunnen von Ju’Licka-Nor, darüber hinweg und dann, einen weiten Bogen fliegend, kehrte er zurück.
Als er seinen Körper wieder fühlte, ließ er den Wind frei davon eilen und spürte augenblicklich eine tiefe Trauer ob des Verlustes der verlorengegangenen Freiheit. Noch ganz schwindelig von diesem Glücksgefühl, musste er sich an der Reling festhalten, um nicht zu fallen. Er öffnete die Augen und schaute in betroffene und besorgte Gesichter, die ihn umstanden und prüfend betrachteten. Er lächelte.
„Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte N’Gucha.
„Ja!“ Danke, es geht mir gut“ Wigget? Wir müssen uns unterhalten.
Ihr wollt wohl niemals auf meinen Rat hören, Magier, oder? Feuer, sagte ich, nicht Luft.
Das ist mir gleich. Hast du vorhin nicht selbst gesagt, ich sollte mit dir dort oben sein, es würde mich auf andere Gedanken bringen? Nun - jetzt war ich es, und ich gebe dir recht!
Verliert Eure Grenzen nicht aus den Augen. Euer Tun birgt ungeahnte Gefahren.
Noch immer stand N’Gucha besorgt an seiner Seite. Alep begegnete ihrem Blick. „Es geht mir ausgezeichnet. Ich bin wohlauf.“
Er sah hinauf zu den Segeln, die sich im Wind blähten und schon versank er erneut im Wispern des Windes und vereinte sich ein zweites Mal mit ihm. Er spürte die Macht, die ihn durchströmte und verlangsamte den Wind Stück um Stück. Zuerst geschah nichts, dann fielen die Segel plötzlich in sich zusammen. Von einem Moment zum nächsten verlor das Schiff rapide an Geschwindigkeit und
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