Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
Vom Netzwerk:
kleinen gut geheizten Wohnraum. Eine einsame Kerze stand auf dem Tisch und verbreitete warmen Schein. Türmer saß über einen Teller Suppe gebeugt, als Alep, gefolgt von N’Gucha, eintrat. Bei Aleps Anblick zog Türmer fragend die Augenbrauen zusammen. „Die Schmiede ist geschlossen“, sagte er.
    „Ich weiß“, erwiderte Alep freundlich, „aber nicht für uns. Wir brauchen deine Hilfe, Schmied. In Lindenbrunn. Pack deine Sachen, du wirst uns begleiten.“
    „Beim Verräter, das werde ich nicht!“, ereiferte sich Türmer ungläubig und wütend zugleich. „Mein Platz ist hier und genau hier werde ich bleiben. Verlasst auf der Stelle mein Haus.“
    Aber Alep schüttelte nur den Kopf.
    Türmers Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Etwas an Euch kommt mir bekannt vor. Sind wir uns schon einmal begegnet?“ Fragend sah er Alep an.
    „Ja. Wir kennen uns bereits“, bestätigte Alep und erzählte Türmer, was sich in jener Nacht in seiner Schmiede zugetragen hatte. Dann zeigte er ihm die Klinge, die nun fest auf seinem Eschenstab saß. Das brachte Türmer die Erinnerung an den schweigenden jungen Mann aus dem Flachen Land wieder zurück. Und mit der Erinnerung wandelte sich auch Türmers Haltung. War er vorher verständlicherweise ablehnend, so erging er sich nun in Entschuldigungen. „Ich habe mich oft gefragt, was in jenen Stunden vorgefallen ist“, erklärte er schuldbewusst. „Als ich anderntags erwachte, fehlte mir jede Erinnerung daran. Das ist mir nie zuvor passiert. Aber noch merkwürdiger war das undeutliche Bild eines jungen Mannes, mit dem ich nichts anzufangen wusste und das sich seither in mein Gedächtnis eingegraben hat. Ich stehe tief in Eurer Schuld. Was kann ich tun, um meine Schuld bei Euch abzutragen, Herr?“
    „Du kannst mich als unser Gast nach Lindenbrunn begleiten. Wir brauchen dort die Hilfe eines fähigen Schmieds. Dein Aufenthalt ist nicht länger als bis zum Frühling vonnöten und du kannst ungehindert zurückkehren. Hast du eine Frau? Kinder?“
    „Nein. Ich lebe allein. Was soll ich in Lindenbrunn für Euch anfertigen?“
    Alep erklärte es ihm, doch es war die Anwesenheit Yaneas in Lindenbrunn, die schließlich den Ausschlag gab. „Ich werde Euch begleiten. Doch versteht mich richtig: Ich tue es in erster Linie für die Prinzessin. Es ist ihr Thron, auf dem ihr mörderischer Bruder als unrechtmäßiger König sitzt.“
    Türmer packte seine Werkzeuge und einige Habseligkeiten in drei schwere Segeltuchplanen. Die erste reichte er Alep, die zweite N’Gucha und die dritte hängte er sich selbst über die Schulter.
    Der Schmied verriegelte hinter Alep und N’Gucha den Wohnraum, löschte die Glut des Schmiedefeuers und trat dann, gefolgt von Alep und der Kriegerin, hinaus in die dunkle Gasse, wo Türmer plötzlich wie festgewachsen stehenblieb. Alep lief in den untersetzten Schmied hinein und beide fielen übereinander zu Boden. Die Segeltuchplanen öffneten sich und Türmers bestes Werkzeug verteilte sich mit viel Getöse in der schmalen Gasse vor seiner Werkstatt.
    Dann hörte Alep ein bekannte Stimme: „Wen haben wir denn da?“ Er sah auf und schaute in das schmerzverzerrte Gesicht Hauptmann Ratibors. Alep erhob sich vorsichtig. Ratibor drehte sich zu einem der Gardisten um und flüsterte ihm etwas zu.
    „Was geschieht jetzt?“, fragte Alep.
    „Wir warten, Schmied, verriegele die Tür zu deiner Schmiede. Wo ist die Prinzessin?“
    „Das wüsstest du wohl gerne.“ N’Gucha trat neben Alep. In der Hand hielt sie ein Schwert, in der anderen einen Dolch.
    „Und auch ich wüsste es gern!“ Ein massiger Mann hatte sich unbemerkt genähert und schob sich nun an Ratibor vorbei nach vorn.
    „Oberst Nika“, entfuhr es N’Gucha verblüfft.
    „Eben der“, erwiderte Nika mit einem freundlichen Lächeln. „Wo ist die Prinzessin?“
    „In Sicherheit.“ N’Gucha sah kurz zu Ratibor hinüber und wandte sich dann wieder an den Oberst. „Ich weiß nicht, wie dein Verhältnis zu deinem Hauptmann ist, aber ich an deiner Stelle würde ihm nicht vertrauen.“
    „Ratibor? Oh, ich vertraue ihm. Spätestens, seit der Waffenmeister ihn zu töten versucht hat. Wir fanden Ratibor vor einigen Tagen völlig entkräftet unten am Hafen. Du hast von ihm nichts zu befürchten. Also? Wo ist die Prinzessin und wo der Prinz?“
    Alep betrachtete Nikas Gesicht, so gut es im Mondschein eben ging, suchte nach Anzeichen von Falschheit und Hinterlist, aber die Augen, die seinem Blick

Weitere Kostenlose Bücher