Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
ersten Gardisten. Ein anderer fuhr herum und stach nach seinem Bauch. Zum letzten mal fing der magische Schild den Angriff ab, dann war seine Kraft verbraucht und Prak hatte nur noch Schild und Keule, um sein Leben zu verteidigen. Doch das reichte für dieses Mal aus. Er erschlug die letzten Gardisten, ehe sie den Veteranen überwältigen konnten. Müde und nach Luft ringend senkten Troll und Mensch ihre Waffen und sahen sich aus müden Augen an. Der Soldat versuchte zu lächeln, brachte aber nur ein verzerrtes Grinsen zu stande.
„Wo ...?“, begann Prak, „...sind die Gemächer des Königs?“
„Die letzte ... Tür ... auf der ... linken Seite“, schnaufte der Soldat und wies Prak die Richtung.
„Warte hier!“
Prak schritt den Korridor hinab und erreichte die bezeichnete Tür. Sie war verschlossen. Er trat sie ein. Drinnen herrschte Dunkelheit, doch Prak erkannte Geron, der zusammengekauert in der Ecke des prächtigen Zimmers saß.
„Auf, falscher König! Deine Wachen sind tot. Deine Tage gezählt. Du stirbst, wenn du auch nur eine falsche Bewegung machst.“
Prak packte Geron unter dem Arm, dass der Prinz aufschrie, und stieß ihn vor sich her durch die Tür. Draußen wartete der Veteran auf ihn.
„Wie geht es deinem Arm“, fragte Prak.
Der altgediente Soldat spuckte vor Geron aus. Mit hasserfülltem Blick sagte er: „Es wird gehen.“
Prak stieß Geron von sich. „Folge mir, so schnell du kannst und wenn er irgend etwas versucht, schneide ihm die Nase ab.“
Der Veteran grinste. „Mit Vergnügen.“
Prak ließ den Soldaten stehen und stürmte den Flur entlang und die Treppen hinab. Einer der totgeglaubten Gardisten regte sich, als Prak über ihn hinweg steigen wollte. Er tötete ihn mit einem schnellen Hieb. Er empfand kein Bedauern für den Soldaten, denn ein verletzter Gegner mochte sich später als ein weiterer gefährlicher Gegner erweisen und Prak wollte sich nicht vorwerfen müssen, den eigenen oder den Tod eines seiner Gefährten verschuldet zu haben, weil er Milde vor das Wohlergehen seiner Kameraden setzte. Das waren die Regeln seines Krieges: Töte oder du wirst getötet! Ritterlichkeit war eine menschliche Tugend und hatte keinen Platz in seinem Denken oder Handeln.
Kurz darauf erreichte Prak die Eingangshalle. Mit einem schnellen Blick erkundete er die Lage. Es stand schlecht um die Verteidiger.
Die beiden Fenster links und rechts des Portals waren zerschlagen. N’Gucha stand mit einem Veteranen am linken Fenster. Das andere wurde nur noch von einem Soldaten verteidigt, denn der dritte, Kreuzer, versuchte unter Aufbietung aller Kräfte, das Portal geschlossen zu halten. Wuchtige Schläge wurden von draußen dagegen geführt und der schwere Eichenholzriegel, der die Portalflügel verschlossen hielt, zeigte erste Risse.
N’Gucha
Prak brüllte. Mit wenigen Schritten hatte er den Soldaten am Tor erreicht. Er packte ihn am Arm und schob ihn zum Fenster. „Schieß, Soldat!“, rief er und drückte seinen breiten Rücken gegen das Tor.
„Kriegerin! Wie viele?“
„Zwei Dutzend am Tor. Sie haben Kwins Pflanzen mit Feuer beseitigt. Fünf Gardisten hier vor dem Eingang.“
Fünf also. Ein weiterer Rammstoß krachte gegen das Portal und erschütterte den Troll.
„Kannst du sie von dort aus niederschießen?“
„Nein“, erwiderte N’Gucha.
„Dann komm her. Wenn ich ‘jetzt’ sage, ziehst du den Riegel zurück.“
N’Gucha nickte, griff über ihre Schulter und zog ihr dünnes Schwert. Mit der freien Hand packte sie den Riegel.
„Jetzt!“, rief Prak.
N’Gucha zog. Prak sprang nach vorne und drehte sich. Die Torflügel schlugen auf und die Gardisten, die in diesem Moment ein weiteres Mal gegen das Portal anrennen wollten, stürzten in die Eingangshalle. Sofort waren Troll und N’Gucha zur Stelle und töteten die Gardisten, noch bevor diese sich wieder erheben konnten, während Kreuzer und ein weiterer Veteran die Flügel wieder zudrückten und den massiven Holzbalken einlegten.
„Das wird sie eine Weile aufhalten“, meinte N’Gucha.
Pfeile flogen durch die zerschlagenen Fenster. Die ersten Geschosse verfehlten ihr Ziel, aber dann bohrten sich gleich mehrere Pfeile in den magischen Panzer eines Veteranen. Der Soldat wurde durchgeschüttelt, sein Schutzschild zerbarst. Ein Pfeil fuhr ihm durch den Hals und trat im Nacken wieder heraus. Leblos sank er zu Boden.
„Sie haben sich Bögen besorgt“, sagte N’Gucha.
Prak lehnte sich müde gegen die Wand und
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