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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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seinem Weg weiter an.
    Als die knisternde Kugel auf die ersten Nat Chatkas traf, zerplatzte sie mit einem ohrenbetäubenden Krachen. Von den Echsen blieb nichts zurück. Die gleißende Lichtkugel zerbarst in eine Vielzahl kleinerer Bälle, die nach allen Seiten wegstoben. Wo sie auftrafen, fraßen sie sich unaufhaltsam in die grünen und braunen Leiber hinein. Innerhalb weniger Augenblicke lagen die Angreifer tot am Boden vor der schmalen Gasse.
    Die restlichen Kugeln sirrten durch die Straßen des Dorfes und durchbohrten die wenigen Nat Chatkas, die überall plündernd und mordend umherzogen.
    Opa Elders sah zu den gefallenen Angreifern. Keiner mehr da, dachte er. Gut! Mit einem Seufzen der Erleichterung entspannte er sich. Er lehnte sich gegen die Rathauswand und schloss für einen kurzen Moment die Augen, als ihm plötzlich ein Dolch in den Bauch fuhr. Verblüfft sah er an sich herab, sah den Dolchgriff aus sich herausragen und sank in die Knie. Ein Flachländer schoss der Echse, die den Dolch geworfen hatte, einen Pfeil ins Auge. Die Echse starb mit einem zufriedenen Zischen. Opa Elders aber wurde schwarz vor Augen und er fiel schwer auf die Seite.
    Nahe der brennenden Kastanie kniete Oma Elders. Keuchend und mit geschlossenen Augen versuchte sie, wieder zu Atem zu kommen. Sie war erschöpft, hatte kaum genug Kraft sich zu erheben. Da schlich Spindel, der glatzköpfige Bogenschütze mit erhobenem Dolch von hinten an sie heran. Als er nahe genug war, sprang er mit wenigen, langen Sätzen hinter den Trümmern einer Obstbude hervor und stürzte sich auf Oma Elders.
    Ein schreckliches Fauchen erklang und Spindel erstarrte mitten in der Bewegung. Flammen schossen auf ihn zu. Er stieß einen unmenschlichen Schrei aus und verkrallte seine Finger in seinen rauchenden Augenhöhlen. Wigget wartete, bis Spindel vor Schmerzen schreiend fiel.
    „Seid Ihr wohlauf?“, fragte Wigget Oma Elders besorgt.
    „Ja, mein geflügelter Freund. Ich danke dir. Du bist gerade rechtzeitig gekommen.“
    „Der Dank gebührt mir nur zur Hälfte“, erwiderte Wigget froh. „Alep hat mich geschickt.“
    Müde und mit schlurfenden Schritten machte Oma Elders sich auf in Richtung der schmale Häusergasse. Über ihr kreiste ein frohgelaunter aber wachsamer kleiner Drache.
     
    Langsam näherten sie sich der Gasse und hörten bald aufgeregte aber wie befreit klingende Stimmen. Als Oma Elders ihren Gemahl auf dem Boden liegen sah, schrie sie schmerzerfüllt auf, als hätte der Dolch, der noch immer aus seinem Bauch ragte, sie und nicht ihn getroffen. Alle Schwäche abschüttelnd eilte sie zu ihm hin.
    Alep kniete neben seinem Großvater und räumte dankbar seinen Platz, als Oma Elders erschien.
    Kwin und Lisett gesellten sich zu Alep. „Keiner mehr da, oder?“, Kwin sah sich suchend um.
    „Ja!“, sagte Lisett.
    Kraftlos hob Alep seinen Kopf. Mit schmerzerfülltem Blick sah er Kwin hilfesuchend an. „Ist es vorbei?“
    „Ich denke, ja! Und selbst wenn noch ein paar von ihnen übrig sind, werden sie nicht mehr viel ausrichten können.“
    Alep seufzte dankbar. Dann gaben seine Knie nach und mit geschlossenen Augen sackte er zusammen.
    „Ist er verletzt?“, fragte Lisett Kwin besorgt und fingerte an Aleps Hemd.
    „Nein! Das passiert jedes Mal, wenn er , wenn er ... Ich weiß nicht, wie ich es nennen soll!“ Kwin zuckte die Schultern und sah sich um. „Wenn er so ist, wie vorhin. Sobald es vorbei ist, bricht er zusammen. Er wird gleich wieder aufwachen.“
    Misstrauisch ließ Lisett ihren Blick über Aleps Körper wandern. „Bist du sicher, dass er keine Verletzung hat?“
    „Ja“, beruhigte Kwin. „Er wird so gut wie nie verletzt. Ich habe das schon oft erlebt.“
    „Wie kannst du dir da sicher sein?“, fragte Lisett.
    Kwin sah sie mit einem fast traurigen Lächeln an. „Weil er mich seit unserer Kindheit vor allem und jedem beschützt, meine Kämpfe zu seinen eigenen macht und sie an meiner statt gewinnt. Alle! Jetzt hilf mir, die Verwundeten zu versorgen.“
    Keiner war ohne Verletzung geblieben. Tarak lehnte mit blutendem Kopf an der Rathauswand. Opa Elders hatte es am schlimmsten erwischt. Er lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken. Großmutter Elders kniete sich neben ihn und legte ihre noch immer zitternden Hände an seine Schläfen.
    „Ist er tot?“, fragte Ledus, von dessen Hand noch immer Blut zur Erde tropfte. Oma Elders schüttelte stumm den Kopf. „Nein“, sagte sie besorgt, „aber es steht schlecht um ihn.

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