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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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Außer diesem hier“, verächtlich wies sie auf den Dolch, „hat er eine breite Wunde an den Rippen abbekommen, die heftig blutet.“ Sie hob ihren langen dunklen Rock und darunter kamen mehrere weiße Unterröcke zum Vorschein. Entschlossen riss sie einen breiten Streifen davon ab und verband damit ihren Mann.
    Kwin und Lisett gingen herum und halfen, die schlimmsten Verletzungen notdürftig zu verbinden. Kwin hatte Schwierigkeiten, seinen rechten Arm zu bewegen. Eine tiefe Messerwunde in der Schulter bereitete ihm große Schmerzen, aber er biss die Zähne zusammen und folgte Lisett schweigend.
    Ledus rief plötzlich: „Kwin, er kommt zu sich.“
    Kwin lief eilig zu Alep, der noch immer allein inmitten der bleichen Bitterqueller lag. Langsam schlug er die Augen auf. Blinzelnd sah er sich um. Er entdeckte Kwin, der sich besorgt neben ihn gehockt hatte und fragte: „Ist es vorbei?“
    „Ja!“ Kwin nickte erleichtert. „Du hast es überstanden. Komm, ich helfe dir auf.“
    „Danke.“
    „Kannst du stehen?“ Besorgt betrachtet Kwin seinen Freund.
    „Es wird schon.“ Mit kräftigen Tritten stampfte er auf den aufgeweichten Boden.
    „Ich brauche meine Kräutertasche“, rief Oma Elders, die sich nun um die Verwundeten kümmerte. Dann stöhnte sie entsetzt. „Rina! Velde!“
    Suchend sah sie sich um. Dann entdeckte sie Alep. „Alep, komm her und drück den Stoff auf Großvaters Wunde. Ich hole meine Kräutertasche. Sie ist auf dem Wagen, mit dem wir gekommen sind.“
    Bei Oma Elders fordernden Worten zuckte Alep zusammen. Schon wollte er sich in Bewegung setzen, da spürte er, dass er ihren Worten nicht gehorchen konnte. Schmerz spürte er und Angst, aber viel schwerer noch wog plötzlich die Gewissheit, dass er von nun an nie wieder auf jemand anderen als sich selbst hören würde. Er hatte an diesem Nachmittag seine Berufung gefunden. Das Töten!
    Er spürte, wie Galle in ihm aufstieg und schmerzhaft in seiner Kehle brannte. Unsicher schüttelte er den Kopf „Nein“, erwiderte er eigensinnig. Er sah Oma Elders entschlossen an.
    Überrascht verharrte Oma Elders. Aleps Stimme drang krächzend durch die Gasse aber gleichzeitig schwang eine Drohung darin, die allen Anwesenden die Köpfe zwischen die Schultern trieb. Oma Elders und Alep standen sich gegenüber. Die alte, kluge Frau Elders betrachtete ihren Enkel aus zusammengekniffenen Augen. Auch sie hatte - wie die meisten anderen - den im Blut erschlagener Angreifer watenden jungen Elders gesehen. Und vielleicht verstand sie Alep besser als jeder andere.
    Sie nickte kurz. „Unser Wagen steht bei der Schmiede. Dein Vater und Rina sind dort. Geh und hol sie.“
    Erleichtert atmete Alep aus, als ihm plötzlich die vielen Blicke bewusst wurden die ihn fragend musterten. Im ersten Augenblick verstand Alep nicht, was sie von ihm wollten.
    Na los! Sie warten.
    Was? fragte Alep verstört. Ja!
    Suchend sah er in die Runde. Dann sagte er: „Ledus und Tarak“, er sah die beiden an. „Ihr geht und sucht ein unversehrtes Haus für die Verletzten. Du“, Alep wies mit seinem Stab auf Whirl, den Fischer, „und du Jockele, durchsucht die Häuser nach Überlebenden. Ich gehe zur Schmiede. Großmutter und Valda kümmern sich um die Verletzten, bis Ledus und Tarak einen Platz gefunden haben. Ihr übrigen räumt die Leichen beiseite. Die Echsen werft vor der Stadt auf einen Haufen und zündet ihn an. Seid vorsichtig. Alle.“
    „Warte“, sagte Kwin. „Ich begleite dich.“
    „Ich bleibe nicht ohne dich hier“, erklärte Lisett, und schloss sich den Freunden an.
    Wigget flog herbei und landete auf Aleps Schulter. Gut gemacht, Magier , lobte Wigget anerkennend. Dieses Mal habt Ihr den richtigen Zeitpunkt gewählt.
    Ich wünschte, ich besäße deine Sicherheit, Drache.
    Sorgt Euch nicht um Eure Großmutter. Sie versteht Euch besser, als Ihr glaubt. Und sie vertraut Euch, sonst hätte sie niemals nachgegeben. Betrachtet es als einen wichtigen Schritt in Eurem Leben und als ein großes Geschenk einer großartigen Frau.
    Ach, Wigget, bevor ich es vergesse: Nenn mich nicht Magier!
     
    Alep, Kwin und Lisett mussten den Marktplatz passieren, bevor sie zu Handemanns Schmiede gelangten. Viele Häuser waren nur noch rauchende Trümmer. Dunkler Rauch hing schwer in der Luft. Die Buden und Stände, die bis vor kurzem noch um die Kastanie herum gestanden hatten, waren mit dem alten Baum verbrannt. Kwin sah die Überreste des alten Baumes mit Tränen in den Augen. Tröstend legte

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