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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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Hornburg.“ Noch ehe er darüber nachgedacht hatte, wie er es ihr beibringen sollte, waren die Worte schon ausgesprochen.
    „Was denn... “, Mit einer fließenden Bewegung kam Lisett unter dem Tisch hervor und funkelte Kwin böse an. „Du willst mich allein zurücklassen? Hast du denn im vergangenen Jahr nichts dazugelernt?“
    „Doch. Mehr als du ahnst. Aber es geht nicht anders.“ Er nahm ihre Hände in die seinen. „Ich habe mich entschieden. Alep braucht mich. Er war immer für mich da. Ich kann ihn jetzt nicht allein lassen.“
    „Und was wird aus uns?“, fragte Lisett empört. „Wird es wieder ein Jahr dauern, bis wir uns wiedersehen?“
    Kwin sah sie lange an. Er verstand Lisett nur zu gut, fühlte er doch das Gleiche wie sie. Dann zuckte er entschuldigend die Schultern. „Ich weiß es nicht.“
    „Dein Entschluss ist unumstößlich?“ Lisetts Stimme schwankte zwischen Enttäuschung und Wut.
    „Ja“, bestätigte Kwin leise. Zärtlich rieb er ihre Hand.
    „Dann geh.“ Lisett zog ihre Hand heftig zurück.
    „Ich werde dich finden“, versprach Kwin. „Egal, wo du bist!“
    „Oder ich dich. Wir werden sehen. Zuerst muss ich mich um die Truppe kümmern. Sie sind meine Familie.“
    „Hornburg“, wiederholte Kwin noch einmal. „Dort werde ich sein. Es ist ein weiter Weg.“
    Kwin umarmte Lisett, küsste sie sanft und eilte davon. Er hatte ein schlechtes Gewissen. Gerade mal zwei Tage waren sie zusammen, und schon mussten sie sich erneut trennen. Es schmerzte Kwin mehr, als er je für möglich gehalten hätte. Als er an Borken vorbeiging, streckte der alte Tischler seine Hand aus, umklammerte Kwins Unterarm und gebot ihm, stillzustehen.
    „Ihr seid wach? Gut! Wie geht es Euch?“
    „Besser! Worüber hast du mit Frau Elders gesprochen?“, wollte der alte Tischler wissen.
    „Alep verlässt das Flache Land und geht nach Hornburg. Ich werde ihn begleiten.“
    „Weshalb?“, fragte Borken, der Mühe hatte, seine Worte verständlich herauszubringen.
    „Weil er eine Einladung von Pretorius, dem Meistermagier hat.“
    „So? Hat er das?“ Erschöpft ließ Borken Kwins Unterarm los. „Und weshalb hat Pretorius ihn eingeladen?“
    Inzwischen war auch Alep an Borkens Krankenlager getreten. Irgend etwas gab es noch für ihn zu erledigen. Aber es wollte ihm nicht einfallen. Nachdenklich betrachtete er das faltige Gesicht des alten Tischlers.
    „Das ist eine lange Geschichte“, antwortete Kwin.
    „Du kannst nicht gehen. Deine Ausbildung ist noch nicht beendet.“
    „Es tut mir leid, Meister. Ich kann nicht bleiben. Ich habe Alep mein Wort gegeben und versprochen, ihn zu begleiten. Wenn wir in Hornburg erledigt haben, was zu erledigen ist, kehre ich zurück und beende meine Ausbildung.“
    „Ist das dein letztes Wort?“ Borkens Hand umklammerte die von Kwin.
    „Ja, Meister. Versucht, mich zu verstehen.“
    Der alte Tischler hob seinen Blick. Alep erkannte Stolz darin. „So sei es denn. Du sollst meine Erlaubnis haben, obwohl ich befürchte, dass ich dich nicht wiedersehen werde. Leb wohl, Kwin. Vergiss das wahre Tischlerhandwerk nicht.“ Borken schloss die Augen. „Jetzt lasst mich ausruhen. Ich bin müde.“ Ohne die beiden eines weiteren Blickes zu würdigen, drehte er den Kopf zur Seite und schloss die Augen.
    Plötzlich ertönte ein schauriger Gesang aus der Küche. „Wer ist das?“, fragte Kwin verblüfft.
    „Shiral“, erwiderte Valda durch den Raum. In der Hand hielt sie ein mit Tuch umwickeltes Paket. „Er hat ein kleines Weinfässchen entdeckt und versucht herauszufinden, ob sein langer Körper genauso viel aufnehmen kann wie das Fass.“ Valda streckte Alep das ansehnliche Proviantpaket entgegen. „Er wird es schaffen, wieder einmal.“
    „Ledus hat zwei Pferde für euch gesattelt und vor der Schenke angebunden“, sagte Oma Elders. Sie wandte sich an Kwin. „Wenn du noch irgend etwas mitnehmen möchtest, ist jetzt noch Zeit dazu.“
    Kwin nickte und verließ eilig die Schenke. Alep griff sich den blutverschmierten Schwertstab und begleitete Kwin in die Tischlerwerkstatt. Dort nahm er sein Reisebündel und den Eschenstab, den er von Kwin bekommen hatte. Er drehte ihn in der Hand und untersuchte die Stabenden kritisch. Dann drehte er die Schwertklinge vom erbeuteten Schlagstock und schob sie auf seinen Eschenstab. Mit zufriedenem Lächeln stellte er fest, dass sie passte. Kwin hatte den ganzen Vorgang beobachtet. „Lass mich sehen“, forderte er und streckte eine Hand aus.

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