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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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Alep reichte ihm den Eschenstab. Kwin säuberte die Klinge, fasste die metallene Einfassung, zog daran und hielt sie wieder in der Hand. Prüfend tastete er im Inneren der Hülse herum und nickte befriedigt. Er spannte den Stab in die Werkbank und sprach dabei leise vor sich hin. Mit einer runden Feile zog er am Stabende eine Spirale ins Holz. Dann richtete er sich auf und sah sich nachdenklich in der Werkstatt um. Er trat an ein hohes Kiefernregal und nahm eine Handvoll Hanf heraus, den er bedächtig um das Stabende wickelte. Erneut setzte er die Klinge auf den Stab. „Hilf mir mal“, wandte er sich an Alep.
    „Was soll ich tun?“
    „Halt den Stab einfach fest. Nichts weiter.“
    Unter großer Anstrengung schraubte Kwin die Klinge wieder auf. Dabei traten sehnige Muskeln an seinen Armen und seinem Hals hervor und sein Gesicht rötete sich vor Anstrengung. Nur widerwillig ließ sich die Hülse der Schwertklinge auf den Schlagstock drehen. Schließlich war es geschafft.
    „So, das sollte reichen“, erklärte er schnaufend. „Allerdings wird die Klinge nur unter großer Mühe wieder heruntergehen. Wenn wir in Hornburg sind, lasse ich mir etwas einfallen.“
    Er reichte Alep den Stab und betrachtete seinen Freund kritisch. „Weshalb behältst du diese widerliche Klinge, Alep? Du brauchst sie nicht. Der Stab genügt, weißt du?“
     
    Zurück im Gasthaus nahmen sie Abschied von ihren Lieben. Alep hatte nach wie vor das Gefühl, etwas wichtiges vergessen zu haben, aber es wollte ihm nicht einfallen. Nachdenklich sah er sich um. Sein Blick glitt über die Verwundeten und die wenigen Bitterqueller, die ohne Verletzung davongekommen waren und plötzlich fiel es ihm wieder ein. „Dieser Spindel“, fragte er. Wo ist der? Ich möchte ihm ein paar Fragen stellen.“
    „Wir haben ihn im Keller untergebracht. Seine bloße Anwesenheit hier hat alle mit Hass erfüllt.
    Alep stieg die Treppe hinab.
    Spindel lag still auf dem harten Kellerboden. Lediglich ein paar Decken waren zwischen ihm und dem kalten Stein. Sein Gesicht war gänzlich verbunden. So war Großmutter eben. Sie fragte nicht nach Gesinnung oder Rechtschaffenheit, wenn es galt, einen Verletzten zu versorgen. Sie tat, was getan werden musste und wartete geduldig, bis der Kranke wieder zu Kräften gekommen war. Spindel ging einer sehr unerfreulichen Zukunft entgegen, von der er noch nicht einmal etwas ahnte.
    Alep kniete nieder und vernahm ein leises Stöhnen. Widerwillig legte er seine Hand auf Spindels Schulter. Es war fast zu viel für ihn. Bak war durch einen Pfeil Spindels ums Leben gekommen, ebenso seine Mutter. Hier lag der Mörder seiner Familie. Aleps Hand zitterte. Er konnte sich kaum beruhigen. Wie gern hätte er diesem Mistkerl ein Messer zwischen die Rippen gestoßen. Alep rüttelte heftig an Spindels Schulter. „Aufwachen, Spindel. Ich habe Fragen an dich, die du mir beantworten wirst.“
    Spindel war wach. „Wer spricht?“ Seine Stimme war ein Krächzen, das undeutlich aus seinem lippenlosen Mund drang. Der Verband tat ein übriges, die Worte zu dämpfen. Aber Alep verstand ihn trotzdem.
    „Wer sind deine Auftraggeber?“, fragte Alep unwirsch.
    „Wer will das wissen?“, forderte Spindel erneut. Alep war überrascht, wie viel Kraft noch in dem kleingewachsenen Mörder war.
    „Ein letztes Mal!“, seufzte Alep. „Rede, oder ich werde dir wehtun.“
    „Ah,“ sagte Spindel. „Jetzt erkenne ich dich. Du bist der Auserwählte. Der Wächter des Gestalters! Hau ab, Schweinegesicht. Ich hasse dich und deinesgleichen mehr als den Schmerz.“
    „Das lässt sich ändern. Was bedeutet: Wächter des Gestalters?“
    Spindel schwieg.
    Alep legte seine Hand über den Gesichtsverband des Mörders und drückte zu. Spindel schrie auf und dann sprudelten die Worte nur so aus ihm heraus: „Vor einem Monat kam ein Mann zu mir und brachte Großer mit. Er versprach uns viel Geld, wenn wir gemeinsam mit den Nat Chatkas euer Dorf am Pflückfesttag angreifen würden. Er gab uns einen Vorschuss und zwei Pferde. Wir sollten hier an den Wettkämpfen teilnehmen, in einem geeigneten Augenblick das Hornsignal geben und die gefährlichsten von euch töten.“
    „Wer war dieser Fremde?“, fragte Alep.
    „Woher soll ich das wissen? Ich habe ihn nie zuvor gesehen. Nicht wieder drücken.“ Angst schwang in Spindels Stimme. Alep bemerkte es mit Genugtuung.
    „Wie sah er aus?“, fragte Alep.
    „Keine Ahnung“, erklärte Spindel. „Er trug einen Mantel mit Kapuze.

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