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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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Wir konnten nicht mal sein Gesicht erkennen. Aber sein Geld war warm, als er es mir in die ausgestreckte Hand legte. Hütet Euch vor ihm, Elders, er ist nicht wie wir. Er wird Euch finden und töten. Seid Euch dessen sicher.“
    „Wie lautet sein Name?“
    „Havlock, so hat er sich uns vorgestellt. Aber was sind schon Namen. Er überragt selbst Großer um Handbreite. Sein Pferd ist schwarz wie die Nacht und sein Zaumzeug ist aus gleißendem Silber. Er wird dich finden und töten, Bauernjunge.“
    Alep stand auf und verließ mit Kwin und Wigget den Keller. Es war Zeit, aufzubrechen. Oma Elders bedachte Kwin mit einem langen, kritischen Blick. „Wie geht es deiner Schulter?“ Ohne seine Antwort abzuwarten zog sie ihn zu einem Tisch und befahl ihm, sein Hemd abzustreifen. Behutsam löste sie den Verband. „Aha“, murmelte sie nickend. „Sehr gut sieht das nicht aus, mein Junge.“ Vorsichtig strich sie eine Salbe aus verschiedenen Kräutern darauf und legte einen neuen Verband darüber. „Ich werde dir etwas mitgeben. Du wirst diesen Verband jeden Tag wechseln. Diese Salbe“, sie hielt ein kleines Töpfchen in die Höhe, „ diese Salbe wirst du auf die Wunde streichen. Wenn es dir allein nicht gelingt, soll Alep dir helfen. Es kann sein, dass sich die Wunde trotzdem entzündet. Dann wirst du dir aus diesem Sud“, sie hielt eine Flasche vor Kwins Gesicht, „dreimal täglich einen Tee kochen. Ein paar Tropfen jeweils genügen. Und anstelle der Salbe nimmst du dann dieses Pulver hier“, Oma Elders zeigte Kwin ein weiteres kleines Töpfchen. „Und wenn das Fieber gar zu stark wird ...“
    „Genug“, flehte Kwin. „Es wird schon nichts passieren.“
    „Sei nicht albern“, rügte Lisett. „Du wirst genau tun, was Frau Elders dir sagt.“ Dann fuhr sie mit weicher Stimme fort: „Ich möchte mir keine Sorgen um dich machen müssen, weißt du.“
    Kwin stöhnte leise. „Also gut“, sagte er nickend. „Sonst noch etwas?“
    „Wenn das Fieber anhält, dann sucht euch einen Heiler!“, erklärte Oma Elders kopfschüttelnd. „Das ist alles.“
    Es gab keinen langen Abschied. Alep stand mit gesenktem Kopf vor Oma Elders und fand keine Worte. Der Abschied fiel beiden sichtlich schwer. „Wird Großvater wieder gesund?“, fragte Alep.
    „Ja. Mach dir keine Sorgen. Er wird es überstehen.“
    „Wo ist Rina? Ich möchte mich von ihr verabschieden.“
    Doch Großmutter Elders schüttelte den Kopf. „Sie liegt oben. Lass sie schlafen, Junge. Das ist die beste Medizin. Auch sie muss vergessen.“ Dann umarmte sie ihren Enkel herzlich und sagte Lebewohl. Alep hatte einen Kloß im Hals und schluckte schwer. „Ich komme zurück.“
    „Ja“, sagte Großmutter. „Ich weiß!“
    Kwin umarmte Lisett lange und wortlos, dann verließ er schweigend die Schenke. Alep folgte ihm still. Sie bestiegen die Pferde und ritten davon.

6. Der Heiler
     
    Hornburg lag inmitten eines schmalen Binnenmeeres, das den Namen Drachensee trug. Lange bevor die Menschen die große Insel besetzten und ihre erste Stadt errichteten, war dort der Hort des schwarzen Drachen Nidar gelegen.
    Um dorthin zu gelangen mussten die Gefährten einen Höhenzug überbrücken, der das Flache Land vom Landesinneren Burnyks trennte: die Trollhöhen. Aber bis dahin hatten sie reichlich Zeit, ihren Gedanken nachzuhängen und sie zu ordnen.
    Alep hatte Kwin die Führung überlassen. Wigget saß auf Twists Rücken, gleich zwischen den Vorderläufen und genoss es sichtlich, Reitersmann zu sein. Hin und wieder flog er auf und kundschaftete den Weg aus, besonders nach umherstreifenden Nat Chatkas, aber es gab keine Verfolger und auch keine Gefahren voraus.
    Alep hatte Großmutters Ermahnung nicht vergessen. Er rechnete ständig damit, dass Schlangen aus den Büschen rechts und links des Weges stürmten, um zu beenden, was sie in Bitterquell nicht geschafft hatten. Und noch etwas fürchtete Alep: Havlock. Ein Name und eine düstere Gestalt, mehr wusste er nicht über ihn. War er wirklich der Auftraggeber oder gab es eine weitere, noch mächtigere Gestalt im Hintergrund, die die Fäden zog?
    Seine Heimat zu verlassen war Alep leichter gefallen, als er erwartet hatte, auch wenn er letztlich dazu gezwungen worden war. Er hoffte aus tiefstem Herzen, dass Rina die schrecklichen Erlebnisse vergessen und Großvater wieder gesund werden würde. Wehmütig dachte er an Bak und all die vielen kleinen und großen Streiche, die sie sich gegenseitig gespielt hatten. Nun war er

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