Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Gefährten zu töten.“ Er sah zu Alep hin. „Wir haben den gleichen Weg, Tiefländer - vorerst. Wer von uns zuletzt übrigbleibt, muss die große Aufgabe bewältigen. Wenn nötig allein. Bis dahin sind wir gleichgestellt.“ Praks Stimme hatte so aufrichtig und ehrlich geklungen, dass Kwin ihm freudig zulächelte. Er nahm den eingelegten Pfeil von der Bogensehne, trat zu Prak und reichte ihm seine Hand. Ein breites Grinsen erschien auf Praks Gesicht, das bis hinauf zu seinen Ohren reichte. Er packte Kwins Hand, drückte ordentlich zu und schüttelte sie, als bediene er den Blasebalg in Handemanns Schmiede. Alep kniff in geteiltem Schmerz die Augen zusammen, aber Kwin lächelte, den Kopf weit in den Nacken gelegt, zu Prak hinauf. Nach einer kleinen Ewigkeit ließen sie einander los.
Im Unterschied zu Kwin traute Alep dem Troll noch immer nicht so recht. Zu viel war inzwischen passiert. Ebenso gut konnte der Troll ein weiterer Mörder sein, den Havlock ihm statt seiner Echsenkrieger hinterher geschickt hatte. Aber auch mit dieser Überlegung war Alep nicht zufrieden. Welcher Narr würde sein Vertrauen erringen wollen, indem er sich ebenfalls als auserwählt bezeichnete? Am Ende mochte die Erklärung des Trolls sich als die reine Wahrheit herausstellen, und Prak würde die Gefährten wirklich ein Stück des Weges begleiten. Solange er nicht mehr wusste, hatte er kaum eine andere Wahl, als sich mit der Gesellschaft des grünen Riesen abzufinden. Vorerst. Alles andere würde die Zeit offenbaren. Alep legte seinen Eschenstab beiseite, trat auf den Riesen zu und reichte ihm die Hand zum Gruß. Der Troll griff zu und schüttelte die dargebotene Hand wie zuvor bei Kwin. Alep verzog keine Miene, aber der Schmerz war überwältigend.
„Stimmt es, dass du der Sohn eines gewöhnlichen Bauern bist?“, wollte Prak wissen.
Alep schaute überrascht auf. „Ich verstehe nicht?“
Prak hob eine Hand. „Mein Volk achtet Bauern geringer als Tiere, Gezeichneter. Wie kann es sein, dass du erwählt worden bist?“
„Ich habe nicht darum gebeten, und überhaupt, was geht es dich an?“
„Wir sind Krieger und Jäger, Bauernsohn. Es gereicht mir nicht zur Ehre, mit dir zu sein.“
„Dann geh. Niemand wird dich aufhalten, Steinkopf“, entgegnete Alep verärgert.“
Prak dachte einen Moment lang nach. Dann nickte er. „Du bist schnell erzürnt. Das gefällt mir. Andererseits war es eine Beleidigung, die gesühnt werden muss. Niemand beschimpft Prak und kommt davon. Ich erwarte dich dort vorne.“ Er wies zur Mitte der breiten Straße. „Dort will ich dir Gelegenheit geben, zu beweisen, dass dein Mut ebenso groß ist wie deine Respektlosigkeit.“
Not und Verderben, dachte Alep. Jetzt muss ich mich mit diesem Hohlkopf prügeln.
Hin und wieder solltet Ihr auf das hören, was ich sage, mahnte Wigget.
Alep stand wie erschlagen da. Die Augen weit geöffnet sah er Kwin ungläubig an. „Ich glaube es nicht. Hast du das gehört? Er hat mich zu einem Duell herausgefordert. Not und Verderben, wo sind wir denn? Als wenn ich nicht schon genug Probleme hätte, muss jetzt auch noch dieser Troll daherkommen und mir was von seiner Ehre erzählen. Na warte...“ Alep packte seinen Stab und stapfte wütend hinter Prak her. Kwin, Twist und Wigget schlossen sich ihm an.
„Alep, auf ein Wort“, sagte Kwin.
„Nicht jetzt!“
Prak erwartete Alep in der Straßenmitte, die hier in einem weiten Bogen um einen Sandsteinhügel führte. Er hielt seine Keule in der rechten Hand und ließ sie immer wieder in seine geöffnete linke Hand klatschen. Ein erwartungsvolles Grinsen umspielte seinen Mund mit den kräftigen Zähnen. „So, Bauernlümmel, jetzt ...“
„Still!“, unterbrach Alep mit eisigem Blick, „ich heiße Alep Dieron Elders. Und damit du es dir auch zukünftig merkst, werde ich dir jetzt eine Tracht Prügel verabreichen. Kwin, nimm die Klinge vom Stab, ich werde sie nicht brauchen.“
Kwin schüttelte den Kopf. „Das geht nicht mit den bloßen Händen. Ich brauche Werkzeug dafür.“
Prak lachte auf. „Ich kann die Klinge abnehmen wenn du willst, Bauer. Gib mir den Stab.“ Prak legte seine Keule zu Boden und trat Alep mit ausgestreckten Händen entgegen.
„Für wie blöd ...“, begann Alep, wurde aber gleich von Kwin unterbrochen. „Lass ihn. Wir wollen einmal sehen, was passiert. Gib ihm den Stab, dann hat er gleich einen Vorgeschmack auf die Abreibung, die ihn erwartet. Außerdem gehört die Klinge sowieso entfernt und
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