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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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majestätisch die Hauptstadt Burnyks erhob: Hornburg.

7. Prak, der Troll
     
    Er hatte sie gesehen, als sie über den Pass hinab ins Tal gestiegen waren. Ihr Ziel war Pollbark am Drachensee, von wo aus sie zur Drachenstadt übersetzen würden. Er war ihnen gefolgt, leise, kriegerisch, immer bereit, sein Leben und den damit verbundenen einzigartigen Status als Vertreter seines Volkes zu verteidigen. Er glaubte nicht, dass die beiden Menschen und ihre Begleiter ihm feindlich gesonnen waren. Aber er wollte es nicht darauf ankommen lassen. Einer von ihnen war auserwählt wie er selbst. Er knirschte ablehnend mit den Zähnen. Thedera hatte ihn aufgefordert, den übrigen Erwählten mit Achtung und Respekt zu begegnen.
    Hätte der Stammesrat entscheiden dürfen, wäre niemals er zur Drachenstadt entsandt worden. Zu viel hing von dieser Mission für die Bergtrolle im Angesicht der Rassen ab. Aber Thedera hatte sich durchgesetzt. Prak grinste bei der Erinnerung an die Gesichter des Bergrates. Saure Mienen hatten ihn bei der Versammlung umgeben, die einen mit ablehnendem, die anderen mit prüfendem Blick. Nun, es war ohnehin einerlei. Er war hier und bereit, seinem Volk Ehre zu machen.
    Wie viele mochte es außer ihm noch geben? Thederas Angaben waren ungenau. Fünf hatte sie deutlich im Stein gesehen und ihm beschrieben. Die übrigen waren nur als Schemen zu erkennen gewesen. Und einer dieser fünf Erwählten war der Tiefländer voraus, der kleinere von beiden. Er war der Gezeichnete, etwas breiter als sein Gefährte, von kräftiger Statur, mit dem braunen Haar der Menschen Kahlitaers. Prak grunzte abfällig. Auch wenn der Gezeichnete sich bewegte wie ein Krieger, war er doch nichts weiter als ein Bodenkratzer und Lehmwühler. Prak spukte angewidert aus, als er sich vorstellte, wie Hände bis zu den Unterarmen in feuchte Erde eindrangen, Pflanzen einsetzten oder herauszogen, wie sie Schafen das Fell abrasierten oder, schlimmer noch, die warmen Milchblasen von Kühen berührten, damit diese bereitwillig ihre Körpersäfte abgaben. Prak wischte die ekligen Gedanken beiseite. Der Gezeichnete trug eine seltsame Waffe, einem Speer nicht unähnlich. Interessant.
    Der andere, der Begleiter des Tiefländers, war größer. Blondes Haar fiel in Wellen bis auf seine Schultern. Über ihn hatte Thedera nichts gesagt. Also maß Prak ihm keinerlei Bedeutung bei. Ein Gefährte des Gezeichneten, nicht weiter von Interersse.
    Aber die Begleiter der beiden Tiefländer waren einen zweiten Blick wert. Der Vierbeiner war eindeutig ein Wolfshund aus den Bergen seiner Heimat. Diese Raubtiere respektierte er noch mehr als die großen gelben Katzen, die den Trollrücken bewohnten. Wolfshunde lebten in Rudeln wie ihre wilderen Vettern in der Ebene. Sie jagten gemeinsam und teilten ihre Beute. Sie waren gefährlich.
    Das geflügelte Tier des Gezeichneten gab Prak die größten Rätsel auf. Es glich den Zeichnungen seiner Vorfahren, war aber für einen Drachen viel zu klein. Er spürte die Präsenz von Weisheit und Verschlagenheit an ihm. Thedera hatte ihn gewarnt vor diesem geflügelten Wesen. Und Prak nahm die Warnungen seiner Großmutter sehr ernst.
    Es war Zeit, aufzubrechen. Prak hakte die Keule und seinen Proviantbeutel in den breiten Ledergürtel, legte sich die Decke um die Schultern und machte sich an die Verfolgung der beiden Tiefländer.
     
    Wir werden verfolgt. Wiggets Stimme erklang unvermittelt in Aleps Kopf. Erschrocken fuhr er aus seinen Gedanken auf.
    Nicht umsehen!, mahnte Wigget eindringlich, als er Aleps Bewegung sah.
    Wer ist es?, fragte Alep.
    Es ist zwar schon einige Jahre her, seit ich zum letzten Mal einen Troll gesehen habe, aber ich denke, unser Verfolger gehört zu den grünhäutigen Bergbewohnern.
    Ein Troll? Was will er?
    Gehen Euch die Fragen denn niemals aus, Magier? Woher soll ich das wissen? Ich rate Euch, vorsichtig zu sein.
    Alep nickte zustimmend.
    „Wir haben einen unerwarteten Besucher“, klärte Alep Kwin auf. „Nicht umdrehen. Wigget sagt, es ist ein Bergtroll.“
    „Ich weiß nichts über Trolle“, sagte Kwin. „Wie steht es mit dir? Ist er gefährlich für uns?“
    „Ich kenne seine Absichten nicht“, erwiderte Alep.
    „Wir sollten vorsichtig sein“, mahnte Wigget erneut. „Die meisten Trolle sind ruhmsüchtige Krieger. Ihre Ehre geht ihnen über alles. Ein falsches Wort, und schon sind wir reihum zum Zweikampf herausgefordert.“
    „Ach was, eure Sorgen sind sicher unberechtigt“, sagte Kwin.

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