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Der falsche Engel

Der falsche Engel

Titel: Der falsche Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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überhaupt, ich muss sagen, seit ich Sie kenne, Michail, beunruhigt mich alles. Sie manipulieren Menschen
     mit einer Leichtigkeit, als wären es keine Menschen, sondern irgendwelche Geräte. Aber für Geräte tragen Sie wenigstens die
     materielle Verantwortung.«
    »Nein«, Raiski schüttelte den Kopf und lächelte, »das tue ich nicht. Dafür gibt es die Technik-Abteilung. Aber für die Leute,
     die mit meiner Arbeit zu tun haben, für die trage ich sehr wohl die Verantwortung. Auch für Sie, Julia, und für Ihr Kind.«
    »Oh, das freut mich aber.« Julia drückte ihre Zigaretteaus und griff sofort nach der nächsten. »Besonders freut mich, dass auch mein Kind mit Ihrer Arbeit zu tun hat.«
    Der Kellner brachte die Vorspeisen, und während er sie auf den Tisch stellte, schwiegen sie. Raiski setzte seine Brille wieder
     auf und richtete durch sie hindurch seinen stechenden Blick auf Julia.
    »Nehmen Sie sich zusammen, Julia«, sagte er kaum hörbar, als der Kellner gegangen war. »Sie haben nicht den geringsten Grund
     zur Panik. Ihre Tochter hätte einfach nicht zu einem Fremden ins Auto steigen dürfen. Hier, probieren Sie den Tintenfischsalat.
     Und beruhigen Sie sich, beruhigen Sie sich endlich. Ich habe alles unter Kontrolle.«
    »Wenn Sie alles unter Kontrolle haben, wieso kriegen Sie ihn dann nicht?«
    »Stimmt, wir haben Schwierigkeiten, ihn zu kriegen.« Raiski nickte und machte sich über den Salat her. »Unsere Behörde hat
     sich in den letzten zehn Jahren sehr verändert.«
    »Warum versuchen Sie sich dann überhaupt daran?«
    »Weil es sonst niemand täte.« Raiski seufzte und tupfte sich mit der Serviette den Mund ab. »Niemand außer uns. Aber genug
     jetzt. Essen Sie. Und unterlassen Sie Ihre Vorwürfe. Sie sind selbst schuld. Würden Sie mich genauer in Ihre intimen Gespräche
     mit Angela einweihen, könnte ich Sie wesentlich besser vor Unannehmlichkeiten schützen.«
    »Sie hören doch sowieso alles mit«, sagte sie mit rauher Stimme, »wir haben uns nur in ihrem Zimmer und in meinem Auto unterhalten.«
    »Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie den Namen von Objekt A erfahren haben?«, fragte er so leise, dass sie es nicht
     hörte, sondern nur von seinen Lippen ablas.
    »War denn der Name von Objekt A geheim?« Julia lächelte breit.
    »Hören Sie auf.« Er verzog das Gesicht, als hätte er Zahnschmerzen. »Stellen Sie sich nicht dumm, Julia. EntschuldigenSie meine Schroffheit, aber das hier ist kein Spiel. Sie müssen mir alles mitteilen, absolut alles, was Sie von Angela erfahren.
     Dann kann ich für Ihre Sicherheit und die Ihres Kindes garantieren. Begreifen Sie endlich, Sie sind im Moment meine einzige
     Quelle. Nur mit Ihnen spricht Angela offen. Nur mit Ihnen.«
    Der Kellner kam mit dem Hauptgang. Raiski machte sich sofort über das Fleisch her, Julia stocherte in ihrem Lachs herum. Es
     schmeckte sehr gut, aber ihr war der Appetit vergangen.
    Raiski kaute eine Weile schweigend. »Wann haben Sie die nächste Untersuchung geplant?«, fragte er schließlich.
    »Am Freitag. Um zwölf.«
    »Ich hoffe auf einen ausführlichen Bericht von Ihnen. Wir können uns wieder hier treffen, gegen neun.«
    Ihre Autos standen nebeneinander. Raiski fuhr eine Weile hinter Julias Škoda her, um zu überprüfen, ob ihr jemand folgte.
     Sie fuhren zusammen auf den Sadowoje-Ring. Als Raiski sicher war, dass alles in Ordnung war, fuhr er mit Julia gleichauf,
     winkte ihr zu und bog auf die Sretenka ab.

Zweiunddreißigstes Kapitel
    Stas Gerassimow tobte durchs Haus und zertümmerte alles auf seinem Weg. Er schleuderte Geschirr und Kristall zu Boden, warf
     Möbel um. Oxana verkroch sich in eine Ecke und weinte leise. Nikolai saß auf dem Wannenrand, ein nasses Handtuch auf seine
     zerschlagene Wange gepresst, spuckte Blut und betrachtete seinen Zahn, der im Waschbecken lag.
    »Zaubertinte!«, knurrte Stas und zermalmte mit dem Absatz die Bruchstücke einer weiteren Schüssel auf dem marmornen Küchenfußboden.
     »Dieses Miststück hat Zaubertinte benutzt!«
    Nikolai legte das Handtuch beiseite, griff zum Telefon und wählte zum wiederholten Mal die Nummer des Griechen Alexandros
     Iliadi.
    »Was auch passiert, du darfst keinen Skandal zulassen«, hatte der General zum Abschied zu ihm gesagt. »Wende dich mit allem
     an Iliadi, er wird dir helfen. Und keine falsche Sparsamkeit.«
    Endlich meldete sich der Grieche.
    »Guten Abend, Alexandros, entschuldigen Sie bitte die späte Störung.«
    »Ja bitte. Wer

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