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Der falsche Freund

Titel: Der falsche Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Typ galt immer als ziemlicher Spaßvogel, aber wenn man die Zielscheibe seines Humors ist, sieht das bestimmt anders aus. Besser, man kennt ihn nur vom Hörensagen.« Er blickte sich verlegen um. »Oder gar nicht.«
    Die anderen begannen sich wieder zu unterhalten. David lehnte sich zu mir herüber und fügte im Flüsterton hinzu: »Es ist bestimmt kein Spaß, wenn er einen auf dem Kieker hat. In dem Fall sollte man lieber seine Fenster schließen, wenn du weißt, was ich meine.«
    »Eins begreife ich nicht«, entgegnete ich. »Wie kann man mit so jemandem befreundet sein?«
    »Ich hab’s dir doch schon gesagt«, antwortete David, inzwischen ein wenig beschämt. »Ich kenne ihn gar nicht so gut.«
    »Sein Verhalten klingt jedenfalls psychopathisch.«
    »Ein paar von den Geschichten waren ein bisschen extrem, aber wenn ich persönlich mit ihm zusammentraf, schien er immer ganz in Ordnung zu sein. Die Leute, denen er so übel mitgespielt hatte, kannte ich nicht. Außerdem weißt du bestimmt viel mehr über ihn als ich. Du warst schließlich mit ihm …
    zusammen.«
    Im Bett. Das hatte David sagen wollen. Ich holte tief Luft. Nun konnte ich mich nicht länger am Riemen reißen. Ich kochte vor Wut, auch wenn ich nicht so recht wusste, gegen wen ich meinen Zorn eigentlich richten sollte. Ich bemühte mich um einen ruhigen Ton.
    »Ich wünschte, ich hätte diese angeblich so lustigen Geschichten über Brendan gehört, bevor ich mit ihm zusammenkam.«
    »Sie hätten dich womöglich abgeschreckt.«
    »Allerdings!«
    »Du bist schließlich erwachsen«, meinte David. »Da liegt es an einem selbst, mit wem man sich einlässt, oder?«
    »Ich hatte von alldem doch keine Ahnung«, entgegnete ich.
    »Herrgott noch mal! Ich dachte, ich wäre mit Freunden unterwegs. Jetzt komme ich mir vor, als wäre mir ein Wagen mit schlecht funktionierenden Bremsen angedreht worden.«
    »So war das überhaupt nicht. Ich hab euch an dem Tag lediglich miteinander reden sehen. Dass ihr zusammen wart, erfuhr ich erst später.«
    »Hast du gefunden, dass wir gut zusammenpassen?«
    »Ich hätte ihn nicht für dich ausgesucht, Miranda. Aber spielt das jetzt noch eine Rolle? Du hast doch gesagt, dass ihr bloß ganz kurz zusammen wart.«
    »Ich glaube schon, dass es eine Rolle spielt«, widersprach ich.
    »Weißt du, woran ich gerade denke? Ich denke daran, wie mehrere Menschen, die ich für meine Freunde hielt, seelenruhig zusehen, wie ich mich mit jemandem zu unterhalten beginne, der ohne mit der Wimper zu zucken, einen Wagen mit Hundescheiße füllt, nur weil er zu Recht eine schlechte Note bekommen hat.«
    »Tut mir Leid«, antwortete David zerknirscht. »So habe ich das damals nicht gesehen.«
    »Wessen Freund war er?«
    »Wie?«
    »Du hast gesagt, er sei ein alter Freund von einem der Jungs gewesen. Von welchem?«
    »Warum möchtest du das wissen?«
    »Einfach so.«
    David überlegte einen Moment.
    »Jeff«, sagte er dann. »Jeff Locke.«
    »Hast zu seine Telefonnummer?«
    David grinste schief.
    »Möchtest du dich wieder mit ihm treffen?«
    Ich sah ihn an. Das Grinsen verschwand. Er begann in seinen Taschen herumzuwühlen.

    31. KAPITEL
    Als ich aufwachte, war ich schweißgebadet, und mein Herz klopfte wie wild. Ich hatte geträumt, aber mein Traum löste sich in Bruchstücke auf und entglitt mir. Ich versuchte eine Ecke davon zu fassen zu kriegen. Es hatte etwas mit Ertrinken zu tun gehabt. Nicht in Wasser, sondern in einer zähflüssigen, schleimigen Substanz. Am Ufer hatten Leute gesessen und sich lächelnd miteinander unterhalten, während nicht weit entfernt jemand verzweifelt um sich schlug und ihnen Hilfe suchende Blicke zuwarf. Es waren viele Leute gewesen, viele Gesichter, unter anderem das meiner Mutter und das einer alten Schulfreundin, deren Namen ich vergessen hatte. Und plötzlich befand sich dort am Ufer auch mein eigenes Gesicht. Mit prickelnder Haut lag ich im Bett und versuchte mehr von dem Traum zurück in mein Bewusstsein zu holen. Etwas, das mit Troy zu tun hatte. Vor meinem geistigen Auge konnte ich jetzt wieder sein kalkweißes Gesicht sehen und seinen Mund, der etwas zu rufen versuchte, aber keinen Laut herausbrachte.
    Ich setzte mich auf, zog mir die Bettdecke fest um die Schultern. Es war kurz nach vier, aber zwischen meinen halb offenen Vorhängen fiel immer noch der orangefarbene Schein der Straßenlampen und das bläuliche Licht des Mondes herein.
    Ich wartete darauf, dass meine Panik nachlassen würde. Es war doch

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