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Der falsche Freund

Titel: Der falsche Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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-vorhängeschlösser.
    »Weil Sie nicht für eine Baufirma arbeiten.«
    »Ich möchte das alles haben. Sehen Sie sich diese Gartenbänke an. Oder dieses Vogelbad.«
    Während ich ihn quer über den Raum angrinste, durchströmte mich plötzlich ein ungeheures Glücksgefühl, und mir wurde vor Erleichterung fast schwindlig.
    »Sie haben doch gar keinen Garten«, gab ich zu bedenken.
    »Stimmt. Haben Sie einen?«
    »Nein.«
    »Tja dann. Geben Sie mir einen Rat, was ich nehmen soll.«

    »Wie wär’s mit einer Kirchenbank?«
    »Einer Kirchenbank?«
    »Sie würde ausgezeichnet in Ihr Wohnzimmer passen.«
    Er kam den Gang herunter, betrachtete aber nicht die alte hölzerne Kirchenbank mit den geschnitzten Armlehnen, sondern mich. Ich spürte, wie ich rot wurde. Er legte seine Hände auf meine Schultern.
    »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie wundervoll sind?«
    »In einer Kirche noch nie«, antwortete ich, wobei mir fast die Stimmte versagte.
    Und dann küsste er mich. Wir lehnten uns gegen einen Holzofen, der sechshundertneunzig Pfund kostete. Ich schob die Hände unter seine Jacke und sein Hemd, spürte seine warme Haut, die Form seiner Rippen. Dann ließen wir uns auf der Kirchenbank nieder, und als ich ihn ansah, lächelte er.

    Hinterher genossen wir den schönen warmen Abend, indem wir uns in den Garten eines Pubs setzten, etwas zu trinken bestellten und unter dem Tisch Händchen hielten.
    Dann gingen wir noch Indisch essen. Ich sprach den ganzen Abend kein einziges Mal über Brendan. Ich war es leid, dass er sich in jeden meiner Gedanken hineinfraß und sogar aus der Ferne ständig präsent war, indem er in meinem Schädel obszönes Zeug vor sich hin flüsterte. Deswegen schob ich ihn einfach beiseite. Auch Troy und Laura schob ich beiseite. Ich ließ sie erst wieder in meinen Kopf, als ich Don vor seiner Wohnung abgesetzt hatte und nach Hause fuhr. Obwohl es eigentlich gar nicht mehr mein Zuhause war – nur noch der Ort, wo ich lebte. Draußen hing bereits das »Verkauft«-Schild, und auch drinnen spürte man, dass sich niemand mehr um die Räume kümmerte.

    Die Geister kehrten zurück, aber an diesem Abend fühlte ich mich nicht ganz so elend, weil ich endlich dabei war, etwas zu unternehmen. Ich hatte eine Aufgabe, ein Ziel, eine Mission.
    Und ich hatte einen Mann, der mich wundervoll fand: Das nahm der Einsamkeit gleich einiges von ihrem Schrecken.

    Am nächsten Morgen fand ich mich Punkt acht wieder im Crabtrees ein, aber sie war nicht da. Stattdessen stand hinter dem Tresen ein Mann, den ich auch schon vom Sehen kannte.
    Ich setzte mich auf einen der Barhocker, bestellte mir einen Kaffee und Zimtgebäck und fragte ihn, ob die junge Frau, von der ich gestern bedient worden sei, auch bald komme, weil ich eventuell meinen Schal vergessen hätte und hoffte, dass sie ihn gefunden hatte.
    »Naomi? Die kommt heute gar nicht.«
    »Wann arbeitet sie denn wieder?«
    »Keine Ahnung. Sie arbeitet in der Regel nur zwei- bis dreimal die Woche hier. Im wirklichen Leben studiert sie Medizin. Von einem Schal hat sie aber nichts erwähnt. Wenn Sie möchten, kann ich gerne mal nachschauen.«
    »Nicht nötig. Ich komme ein anderes Mal wieder«, antwortete ich.

    An der Bushaltestelle herrschte gerade Hochbetrieb, und ich mischte mich unter die wartenden Leute. Die Haltestelle lag nur ein paar Meter von dem Haus entfernt, in das Naomi und Brendan am Vorabend verschwunden waren. Die Vorhänge im ersten Stock waren noch zugezogen. Ich stand dort fünfzehn Minuten, trat von einem Fuß auf den anderen und sah zu, wie die Busse eintrafen und wieder abfuhren. Schließlich wurden die Vorhänge aufgezogen, wenn ich auch nicht sehen konnte, von wem. Wenn ich nur lange genug wartete, würde einer von beiden herauskommen. Falls es sich um Brendan handelte, würde ich an der Tür klopfen und hoffen, dass sie mich hineinließ. Falls Naomi als Erste ging, würde ich versuchen, sie einzuholen und mit ihr zu sprechen. Falls sie gemeinsam herauskamen – nun, darüber würde ich nachdenken, wenn es so weit war.
    Am Ende war es Brendan, der als Erster das Haus verließ. Er trug eine weite schwarze Hose, eine graue Wolljacke und einen silberfarbenen Rucksack über der Schulter. Ich drückte mich an die Bushaltestelle, weil ich befürchtete, dass er mir direkt in die Arme laufen würde, aber zum Glück ging er auf der anderen Straßenseite vorüber. Sein Gang wirkte beschwingt, und er pfiff vor sich hin.
    Ich wartete, bis er außer

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