Der falsche Freund
Bemühen, sie zu retten, womöglich noch mehr in Gefahr gebracht hatte.
»Ich wollte nicht, dass du da hineingezogen wirst«, sagte Brendan zu ihr. »Ich wollte dich beschützen. Jetzt mache ich mir große Vorwürfe. Ist mit dir alles in Ordnung?«
»Oh, du brauchst mich nicht zu beschützen!« Sie blickte zärtlich zu ihm auf und berührte ihn leicht an der Wange.
»Außerdem bin ich selbst schuld. Ich habe ihr aufgemacht.«
»Ich gehe jetzt«, erklärte ich.
»Tu das«, antwortete Brendan. Er trat ein paar Schritte auf mich zu, bis er auf mich herabblicken konnte. Die Andeutung eines Lächelns umspielte seine Lippen. »Meine arme Mirrie.«
37. KAPITEL
DreiTage später bekam ich einen Anruf von Rob Pryor.
»Ich dachte, wir beide reden nicht mehr miteinander«, meinte ich fröhlich.
»Jetzt müssen wir reden«, entgegnete er.
Sein ernster Ton beunruhigte mich ein wenig.
»Ist was mit Naomi passiert?«
»Nein«, antwortete er. »Mit Naomi ist nichts passiert. Ich konnte kaum fassen, dass Sie bei ihr waren. Dass Sie sie beobachtet haben.«
»Mir blieb nichts anderes übrig«, sagte ich. »Ich empfand es als meine moralische Pflicht.«
»Ich möchte, dass Sie zu mir aufs Revier kommen.«
»Weswegen?«
»Wegen dieser ganzen Sache mit Ihnen und Brendan. Das kann so nicht weitergehen.«
»Ich weiß, was Sie meinen«, antwortete ich. »Ich fühle mich wie mit einem Virus infiziert.«
»Wir müssen das klären.«
»Wann soll ich kommen?«
»Lassen Sie uns vorher noch etwas anderes besprechen.
Miranda, haben Sie einen Anwalt?«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich denke, es wäre ratsam, wenn Sie irgendeine Art juristischen Beistand hätten.«
»Ich habe in meinem Leben nur ein einziges Mal einen Anwalt zurate gezogen. Das war, als ich meine Wohnung kaufte.«
Das Ganze kam mir total lächerlich vor, aber Pryor gab nicht auf. Er fragte mich, ob es in meinem Bekanntenkreis nicht einen Anwalt oder eine Anwältin gebe. Ich dachte einen Moment nach, dann kam mir Polly Benson in den Sinn. Sie war am College das wildeste Partygirl von uns allen gewesen, was durchaus etwas hieß. Pryor riet mir, sie mitzubringen. Ich hielt das für keine so gute Idee, weil ich schon seit einer Ewigkeit keinen Kontakt mehr mit Polly hatte, aber Pryor war so hartnäckig, dass ich langsam misstrauisch wurde.
»Gibt es irgendein Problem?«, fragte ich.
»Wir werden das alles in Ruhe klären«, entgegnete er.
»Aber es wäre für Sie bestimmt hilfreich, wenn Sie sich mit jemandem beraten könnten. Rufen Sie mich an, wenn Sie mit Ihrer Bekannten gesprochen haben. Dann vereinbaren wir einen Termin.«
Also rief ich Polly an. Nachdem sie begriffen hatte, wer ich war, stieß sie einen Freudenschrei aus. Was für eine Überraschung, sie freue sich wahnsinnig über meinen Anruf, wir müssten uns unbedingt auf einen Drink treffen. Wann ich denn mal Zeit hätte. Ich hörte etwas klappern, offenbar suchte sie auf ihrem Schreibtisch nach dem Terminkalender. Ich antwortete, das sei eine großartige Idee, aber vorher müsse ich noch etwas mit ihr bereden. Ich fragte sie, ob sie mich eventuell zu einer Besprechung begleiten könne. Es handle sich um einen Termin mit einem Detective, aber es sei nicht so, wie sie jetzt wahrscheinlich denke. Sie sagte sofort zu, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. So wie man es sich von einer Freundin wünschte. Kein Problem, antwortete sie, selbstverständlich werde sie mich begleiten. Ich erklärte, ich würde sie wie eine ganz normale Klientin dafür bezahlen, woraufhin sie lachend meinte, das solle ich gleich wieder vergessen, außerdem könnte ich mir das sowieso nicht leisten. Dann wollte sie wissen, worum es bei der Sache gehe, und ich erzählte ihr die Zwei-Minuten-Version der Brendan-Geschichte. Sie murmelte ein paarmal mitfühlend vor sich hin.
»Was für ein Mistkerl«, stellte sie fest, als ich fertig war.
»Aber du weißt nicht, worum es konkret geht?«
»Brendan hat sich mit diesem Detective angefreundet.
Vielleicht hat er sich irgendwie über mich beschwert.« Lachend fügte ich hinzu: »Oder er will ein Geständnis ablegen.«
»Vielleicht hat er Einwände gegen das, was du über ihn erzählt hast«, meinte Polly. »Man muss mit solchen Sachen sehr vorsichtig sein.«
»Trotzdem verstehe ich nicht, warum ich juristischen Beistand brauche. Das macht mir schon ein bisschen Sorgen«, gestand ich.
»Es kann auf keinen Fall schaden, wenn ich dabei bin«, erklärte sie.
Ich war nicht sicher, ob
Weitere Kostenlose Bücher