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Der falsche Freund

Titel: Der falsche Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Telefonbuch und fuhr mit dem Zeigefinger über die Reihen der Namen und Nummern. Früher oder später würde ich auf die entsprechende Vorwahl stoßen. Die konzentrierte Suche war anstrengend, und die Zahlen begannen mir schon vor den Augen zu verschwimmen, als ich endlich fündig wurde: Brackley. Das war von mir aus nicht allzu weit.
    Und jetzt? Ich konnte ja schlecht aufs Geratewohl in Brackley herummarschieren und nach ihm suchen. Vielleicht sollte ich einfach die Nummer anrufen und – tja, und was? Noch einmal mit Brendan sprechen? Das konnte ich nicht, allein schon der Gedanke daran ließ mich schaudern. Ich schenkte mir ein großes Glas Rotwein ein und setzte mich vor meinen Laptop. Zwei Minuten, ein paar Suchmaschinen, und schon hatte ich es: Crabtrees, ein Café in Brackley. Ich beglückwünschte mich zu meiner Hartnäckigkeit und nahm darauf einen Schluck Rotwein.
    Dann warf ich einen Blick auf die Uhr: kurz nach halb acht.
    Nun, da ich wusste, dass es sich um ein Café handelte, wagte ich es doch, dort anzurufen. Es läutete endlos, und als ich gerade wieder auflegen wollte, ging jemand ran.
    »Ja?«
    »Ist dort das Crabtrees?«
    »Ja. Das öffentliche Telefon. Mit wem möchten Sie denn sprechen?«
    »Ähm – könnten Sie mir vielleicht die Öffnungszeiten sagen?«
    »Was?«
    »Ich wollte nur fragen, wie lange das Café geöffnet hat.«
    »Das weiß ich nicht genau. Ich bin heute das erste Mal hier.
    Das Café ist neu, und ich wollte es mal ausprobieren – ich glaube, draußen auf dem Schild stand, dass sie morgens um acht aufmachen.«
    »Verstehe. Vielen Dank.«
    »Es ist aber kein Pub.«
    »Nein?«
    »Man bekommt keinen Alkohol – bloß Cappuccino und Latte und alle möglichen Kräutertees, die wie Stroh schmecken.«

    »Danke.«
    »Und vegetarisches Essen. Aus biologischem Anbau.«
    »Sie haben mir sehr geholfen …«
    »Alfalfa und solches Zeug. Ich dachte immer, Alfalfa wäre nur was für Kühe.«

    Ohne nachzudenken schüttete ich den Wein in die Spüle, griff nach meiner Jeansjacke und brach auf. Nach Brackley geht keine U-Bahn, sodass ich den Wagen nahm. Es war ein milder Abend, der Himmel leuchtete golden, und in dem sanften Licht wirkten sogar die tristesten Straßen ein wenig heimeliger.
    Das Crabtrees lag im schickeren Teil des Viertels, zwischen einem Laden, in dem es Kerzen und Windspiele gab, und einer Bäckerei, die damit warb, das Brot genauso zu backen, »wie es die alten Römer machten«. Ich parkte ein Stück entfernt, damit Brendan mich nicht aussteigen sah, falls er sich hier irgendwo rumtrieb.
    Kurz darauf schlenderte ich langsam an dem Café vorbei und fühlte mich trotz meines aufgestellten Jackenkragens schrecklich sichtbar – wie die peinliche Parodie eines Privatdetektivs. Womöglich saß Brendan an einem Fenstertisch und sah mich. Ich warf hastige Blicke durch das Glas, konnte ihn aber nicht entdecken. Zögernd kehrte ich um und ging noch einmal vorbei. Das Café war so gut wie leer und Brendan nirgendwo zu sehen.
    Ich entschloss mich hineinzugehen. Es war hell erleuchtet und roch nach Kaffee, Vanille, Gebäck und Kräutern. Nachdem ich mir einen Birnensaft und einen großen Haferkeks bestellt hatte, zog ich mich in eine Ecke zurück. Was, wenn er jetzt hereinkam? Ich hätte eine Zeitung mitbringen sollen, dann hätte ich mich wenigstens dahinter verstecken können. Ich hätte ein Loch hineinschneiden und durchspähen können, irgendwas in der Art. Selbst ein Buch zum Drüberbeugen wäre besser gewesen, als hier wie auf dem Präsentierteller zu sitzen.
    Trotzdem war es in dem Café schön warm und sauber, sodass ich mir einen Moment lang gestattete, mich zu entspannen. Mir wurde bewusst, dass ich mich todmüde fühlte, allerdings auf eine Art, die nicht durch Schlaf zu kurieren war. Ich ließ den Kopf in die Hände sinken und spähte durch meine Finger auf die Straße. Eine Menge Leute gingen vorüber. Keine Spur von Brendan.
    Nachdem ich eine halbe Stunde lang an meinem Haferkeks genagt und kleine Schlucke von dem Saft getrunken hatte, zahlte ich und fragte die junge Frau hinter dem Tresen, wie lange das Café noch geöffnet habe.
    »Bis neun«, antwortete sie. Sie hatte seidiges blondes Haar, eine Menge Sommersprossen auf dem Nasenrücken und ein nettes, offenes Lächeln. Sie warf einen Blick auf die Uhr an ihrem zarten Handgelenk. »Nur noch sieben Minuten. Gleich habe ich es geschafft.«
    »Und wann machen Sie morgens auf?«
    »Um acht.«
    »Danke.«

    Ich wusste, dass

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