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Der falsche Freund

Titel: Der falsche Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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neue Leute kennen lerne, finden sie es meist aufregend, dass ich als Frau einer solchen Arbeit nachgehe. Als würde ich Bomben entschärfen. Nun ja, immerhin liefert mein Job einen guten Ausgangspunkt für ein Gespräch. Außerdem ist es ein bisschen so, als wäre ich Ärztin. Die Leute fragen mich um Rat. Sie wollen von mir wissen, wie sie ihr Zuhause neu gestalten sollen.
    Als Nächstes fragte mich Nick, was ich denn danach tun wolle.
    »Wann, danach?« Ich tat, als hätte ich ihn nicht verstanden.
    »Na ja, ich meine – möchtest du diesen Job dein ganzes Leben lang machen?«
    »Du meinst, statt mir einen richtigen Beruf zu suchen?«
    »So ungefähr«, gab er verlegen zu.
    »Ja«, antwortete ich nur. »Das ist genau die Arbeit, die ich mir vorstelle.«
    »Entschuldige. Das hat wahrscheinlich sehr gönnerhaft geklungen.«
    Das hatte es in der Tat, weshalb ich mich nun meinerseits bei Nick erkundigte, was er denn beruflich so mache. Er erklärte, dass er für eine Werbeagentur arbeite. Ich fragte, ob es irgendeine bekannte Werbung von ihnen gebe. Jede Menge, antwortete er, unter anderem den Spot mit dem sprechenden Plüschschwein. Leider hatte ich den nicht gesehen. Als ich ihn fragte, womit er sich im Moment beschäftige, erzählte er, sie hätten soeben einen großen Auftrag von einer Ölfirma an Land gezogen, und er arbeite gerade an einem Konzept zur Vorbereitung der Kampagne.
    Aber das war alles nicht so wichtig. Viel wichtiger waren die Untertöne unserer Unterhaltung, die Dinge, die wir nicht aussprachen. Nach einer Weile, die mir sehr kurz erschien, warf ich einen Blick auf meine Uhr und stellte zu meiner Überraschung fest, dass wir schon über eine Stunde miteinander redeten.
    »Ich muss jetzt leider aufbrechen«, informierte ich ihn.
    »Ich bin noch verabredet. Mit einer alten Freundin, Laura«, fügte ich hinzu, um klarzustellen, dass ich mich nicht mit einem Mann traf, bei dem es sich womöglich um einen Freund, Exfreund oder potenziellen neuen Freund handelte.
    »Schade«, sagte er. »Ich hatte gehofft, wir könnten miteinander zu Abend essen. Oder etwas anderes unternehmen.
    Aber daraus wird dann heute wohl nichts. Wie wär’s mit … ich weiß auch nicht … Donnerstag?«
    Mit Troy war ich diese Woche schon am Mittwoch verabredet, sodass mir Donnerstag recht gut passte. Ja, dachte ich, als ich die Kneipe verließ, ich war mir sicher, zumindest ziemlich sicher, dass zwischen uns etwas passieren würde. Mir ging noch ein anderer, fast ein wenig beängstigender Gedanke durch den Kopf: Vielleicht war genau das der beste Teil der ganzen Geschichte. Wahrscheinlich würden wir während der nächsten Tage oder Wochen eine gewisse Aufregung darüber empfinden, etwas Neues in unserem Leben zu haben, das wir erforschen und kennen lernen konnten. Wir würden einander Fragen stellen, uns gegenseitig sorgsam bearbeitete Geschichten über unser früheres Leben erzählen. Wir würden besonders nett zueinander sein, besorgt und zuvorkommend und unendlich neugierig. Und dann? Dann würde es entweder langsam nachlassen oder ganz schnell zu Ende gehen, und wir würden uns aus den Augen verlieren und füreinander zu einer Erinnerung werden. Aus irgendeinem Grund wurde nie eine nette Freundschaft daraus.
    Dahin führte kein Weg. Oder wir würden ein Paar werden, und selbst dann würden wir in irgendeiner Art von Normalität enden, in der wir unsere Jobs machten, Jahrestage feierten, die gleichen Ansichten zu bestimmten Themen hatten und die Sätze des anderen zu Ende sprachen. Das konnte auch schön sein.
    Zumindest behaupteten es die Leute. Trotzdem würde es nie wieder die schier unendlichen Möglichkeiten des Anfangs haben. Diese Gewissheit machte mich ein wenig melancholisch, was gut zur Tageszeit passte. Auf der einen Seite der Straße wurden die Autos, die Ladenfronten und die von der Arbeit heimkehrenden Menschen von den letzten Sonnenstrahlen in ein goldenes Licht getaucht, auf der anderen Straßenseite waren sie bereits in tiefen Schatten versunken.
    Als Laura mich sah, erkannte sie sofort, dass etwas im Busch war, was ja eigentlich gar nicht stimmte. Zumindest noch nicht.
    »Du brauchst gar nichts zu sagen«, begrüßte sie mich.
    »Ich sehe es dir ganz deutlich an.« Ich entgegnete, sie solle nicht albern sein, ich hätte mich bloß auf einen Drink mit jemandem getroffen. Er mache einen netten Eindruck, aber ich sei mir noch nicht sicher.

    In Wirklichkeit war ich überzeugter, als ich zugab. Der Donnerstag

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